Als der Bann unter dem tosenden Jubel der Fans gebrochen war, tätschelte Huub Stevens nur kurz den Kopf eines Balljungen und verschwand in den Kabinengang.
Stevens auch nach erstem Sieg knurrig
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"Meine Stimmung ist noch dieselbe wie vor dem Spiel. Denn wir stehen immer noch unten - und wir wollen da weg", kommentierte der Trainer von 1899 Hoffenheim in gewohnter Knurrer-Manier seinen Premierensieg an der TSG-Seitenlinie.
Ganz anders feierte Mehrheitseigner Dietmar Hopp das glückliche 1:0 (1:0) der Kraichgauer (13 Punkte) am vorletzten Hinrunden-Spieltag im Kellerduell mit dem Lieblingsgegner Hannover 96.
Der Milliardär stimmte im Anschluss an den fünften Sieg in Folge gegen die Niedersachsen (14 Zähler) in der Kabine ein lautes "zickezacke zickezacke" an - und erntete ein "heu, heu, heu" von den Profis.
Schmid erlöst Stevens und 1899
Die Erleichterung der Hoffenheimer Spieler kam nicht von ungefähr. Schließlich war es nicht nur für Stevens der erste Erfolg im sechsten Anlauf.
Die TSG feierte als letzter Bundesligist den ersten Heimsieg in der laufenden Saison. Es war zudem der erste Dreier nach acht Spielen ohne Sieg.
Und dank des Treffers von Jonathan Schmid (30.) vor 25.531 Zuschauern gab 1899 die Rote Laterne des Tabellenletzten an den VfB Stuttgart ab.
Hoffenheim, wie es trifft und tanzt
"Ich war einfach da und habe den Kopf hingehalten. Aber Matchwinner sind wir alle", sagte der Torschütze, der erst auf dem Platz ein einstudiertes Tänzchen mit den Kollegen hinlegte und dann seinen kleinen Sohn mit zum Feiern in die Kabine nahm.
"Den Tanz haben wir am Freitag einstudiert. Ich hatte gehofft, dass ich treffe", sagte der Franzose: "Jetzt müssen wir aber auf dem Boden bleiben und weiter Gas geben."
Ähnlich sah es Torwart Oliver Baumann. "Sicherheit gewinnen wir nicht durch einen Sieg. Wir haben immer noch zu wenig Punkte. Aber so halten wir es unten immerhin eng", sagte der Keeper, dem dennoch die Erleichterung anzumerken war: "Endlich ein Dreier zuhause, da fällt schon eine große Last ab. Wir haben gesehen, dass wir es können."
Stevens vor Duell mit der alten Liebe
Das Können der Hoffenheimer ist allerdings schon am kommenden Freitag wieder gefragt - in einem ganz speziellen Spiel für Stevens.
"Natürlich ist das etwas Besonderes für mich", sagte der 62 Jahre alte Jahrhunderttrainer von Schalke 04 mit Blick auf die Partie bei den Königsblauen: "Ich werde sehr viele bekannte Leute sehen."
Diese Leute werden übrigens wie die TSG ausgeruht an den Start gehen. S04 ist wie 1899 schon aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und muss deshalb im Achtelfinale unter der Woche nicht antreten.
Stevens hätte übrigens nichts gegen eine erneute Tanzeinlage in Gelsenkirchen: "Die Jungs dürfen noch viele Tänzchen einstudieren - und sie dann hoffentlich auch zeigen."