Für seinen ersten Applaus in München musste Carlo Ancelotti einfach nur: Carlo Ancelotti sein - und rund 150 Sekunden Deutsch reden.
Spielerfreund statt Revoluzzer
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"Vielen Dank. Ich bin sehr glücklich und stolz, hier zu sein. Ich möchte Bayern danken. Ich fühle mich sehr gut, weil ich bei einem der besten Klubs der Welt bin. Ich habe Lust, eine neue Saison zu beginnen.
Ich denke, mein Freund Guardiola hat in den letzten Jahren hervorragende Arbeit gemacht. Wir haben eine fantastische Mannschaft. Ich bin glücklich und wir versuchen, in allen Wettbewerben stark zu sein und zu gewinnen."
Keine Famous First Words
Das waren Ancelottis erste Worte bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des FC Bayern München. Nicht gerade Famous First Words, kein "Bayern passt zu mir wie ein warmer Mantel" (Louis van Gaal), kein "das System ist egal" (Pep Guardiola). Auch keine Versprechen oder Forderungen.
Ancelottis Worte waren einfach nur: Nett, unverbindlich, im Allgemeinen verharrend - und immer schön untermalt vom Heben seiner berühmten linken Augenbraue.
In vier Sprachen parlierte Ancelotti rund 40 Minuten unter einem überdimensionalen Porträt seiner selbst im Bauch der Allianz Arena entspannt vor sich hin, beantwortete nach seiner Einführung in passablem Deutsch die Fragen auf Englisch, Italienisch und Spanisch.
Ein Gruß von Guardiola
Viersprachige Pressekonferenzen waren beim FC Bayern auch unter Pep Guardiola normal. Wenn es nach Ancelotti geht, wird noch mehr bleiben von seinem Vorgänger, der Ancelotti vor seiner Abreise nach Manchester noch eine Nachricht im Trainerbüro hinterlassen hat.
Mit grüner Schrift hatte Guardiola "Mit großer Verehrung. Viel Glück, Carlo" auf eine Tafel geschrieben. Ancelotti bezeichnete dies als "sehr nett von Guardiola".
Ebenso nett dürfte der Neue es finden, dass ihm Guardiola eine funktionierende und taktisch und technisch auf höchstem Niveau geschulte Mannschaft hinterlassen hat.
Keine Revolution
Es werden wohl nicht sehr viele Sätze bleiben vom ersten Auftritt des freundlichen Carlo in München. Einer, sein programmatischster, aber doch: "Ich bin nicht hier, um eine Revolution zu starten", sagte er, "Guardiola hat fantastische Arbeit geleistet, ich werde versuchen, seinem Stil zu folgen."
Damit, mit seinem später noch geäußerten zweiten Leitsatz, dass "für einen Trainer das Verhältnis mit den Spielern das Wichtigste" sei und er "kein Magier, nur ein Trainer" sei, war eigentlich alles gesagt, was diesen gutgelaunten Verwalter des Fußballs und Spielerfreund ausmacht.
Ancelotti, und das ist eine positive Nachricht, bestätigte bei seinem ersten offiziellen Auftritt beim FC Bayern alles, was alle Weggefährten in den letzten Wochen über ihn gesagt hatten.
Kernbotschaft: Ohne Spaß geht es nicht
Seine Kernbotschaft war: Lasst uns arbeiten, lasst uns Spiele und am besten auch Titel gewinnen, aber vor allem: Lasst uns immer auch Spaß haben miteinander.
"Ich stehe am Anfang meiner Trainerkarriere", sagte er einmal begleitet von einem tiefen, röhrendem Lachen.
Dann: "Vielleicht bleibe ich 24 Jahre hier wie Ferguson in Manchester".
Und schließlich: "Ich liebe diese Stadt sehr. Ich werde auch die Spezialitäten hier genießen. Das Essen ist ähnlich wie das italienische. Das macht es vielleicht leichter für mich."
Carlo lebt nicht nur vom Fußball allein.