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FC Bayern: Was Robert Lewandowski mit seiner Transfer-Kritik bezweckt

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FC Bayern: Was Robert Lewandowski mit seiner Transfer-Kritik bezweckt

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Bayern-Kritik: Das bezweckt Lewandowski

Robert Lewandowski kritisiert den FC Bayern in ungewohnter Form. Vieles erinnert an die mahnenden Worte Philipp Lahms. SPORT1 analysiert seine Motivation.
Der Pole hat in einem Interview die Transfer-Politik des FC Bayern kritisiert und seinen Boss  Karl-Heinz Rummenigge damit verärgert.
von Marcel Bohnensteffen

Es hat lange kein Interview mehr gegeben im deutschen Fußball, das so viel Aufsehen erregt hat. Wahrscheinlich war genau das die Intention von Robert Lewandowski.

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Im Spiegel stellte der Torjäger die Transferphilosophie des FC Bayern in Frage. Wenn auch künftig Weltklassespieler für den Rekordmeister auflaufen sollten, müsse sich sein Verein "etwas einfallen lassen", forderte Lewandowski. "Bis heute hat Bayern München nie mehr als rund 40 Millionen (...) für einen Spieler bezahlt. Im internationalen Fußball ist das schon längst eine Summe, die eher Durchschnitt als Spitzenwert ist."

Eine Systemkritik, die in vielerlei Hinsicht Brisanz birgt. Allein schon deshalb, weil das Interview ohne Freigabe des Vereins erschien.

Bayern wusste nicht Bescheid

Der Spiegel hatte den Polen am Rande des Länderspiels gegen Kasachstan gesprochen - in seiner Heimatstadt Warschau und in seiner Landessprache. Nach SPORT1-Informationen hatte Bayern keinen Einfluss auf Lewandowskis Antworten. War der Spieler gerade deshalb so redselig?

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Seine Aussagen sind ein Warnschuss gegen den eigenen Verein. Lewandowski sorgt sich um Bayerns sportliche Wettbewerbsfähigkeit - und sein großes persönliches Ziel: die Champions League.

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In dieser Sache ist der Stürmer ein Getriebener. "Es nervt mich immer noch, dass ich das Finale 2013 in London mit Borussia Dortmund verloren habe", bekannte Lewandowski. Er wechselte auch deshalb nach München, weil er sich mit Bayern größere Chancen auf den Titel versprach.

Lewandowskis Kritik erinnert an Lahm

Im Jahr 2017 sehnt sich Lewandowski noch immer nach einem Triumph in der Königsklasse. Dreimal hintereinander ist er mit Bayern gescheitert. Und dann musste Lewandowski in diesem Transfersommer mit ansehen, wie Europas Topklubs aufrüsten. Personell und finanziell - in nie dagewesenem Ausmaß. Nur sein eigener Verein weigerte sich mitzuziehen. 

Vieles an Lewandowskis Äußerungen erinnert an das legendäre Interview von Philipp Lahm in der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2009. Lahm, damals Vize-Kapitän, stellte sich öffentlich gegen die Personalpolitik des Klubs. Er beklagte eine fehlende Spielphilosophie und befand: "In der Vergangenheit lief das mit den Transfers nicht immer glücklich."

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Worte, die Lahm eine Rekord-Geldstrafe einbrachten. Karl-Heinz Rummenigge soll außer sich gewesen sein.

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Seit Freitag haben die Bayern einen neuen Philipp Lahm. Lewandowskis Standing in der Mannschaft ist inzwischen zu hoch, als dass er negative Ströme einfach hinnehmen würde. Und doch war es bemerkenswert, wie die Klub-Verantwortlichen mit seiner Kritik umgingen. 

"Zeigt, dass sich Robert mit Bayern identifiziert"

"Grundsätzlich ist es gut, dass sich Robert Gedanken um die Mannschaft macht. Das zeigt, dass er sich mit dem FC Bayern identifiziert", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic am Samstag vor dem Spiel in Hoffenheim. "Ich sehe das grundsätzlich eher positiv als negativ."

Vorstandsboss Rummenigge geht da nicht mit, widerspricht Salihamdizic deutlich. Via Bild ging er Lewandowski heftig an: "Wer öffentlich den Trainer, den Verein oder die Mitspieler kritisiert, kriegt ab sofort Stress mit mir persönlich."

Damit liegt er auf einer Wellenlänge mit Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der schon im CHECK24Doppelpass befand, dass es Spielern wie Lewandowski "nicht zusteht, die Transferpolitik zu bewerten. Die bestimmt ein Verein, nicht der Spieler. Und wenn es ihm nicht passt, muss er gehen", sagte Schmadtke.

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Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird die Angelegenheit dagegen zu hoch gekocht. "Ich weiß nicht, ob wir da zu viel reininterpretieren. Das ist eine kleine Aussage. Ich finde das gar nicht schlimm", meinte er am Montagmorgen. Man müsse da auch vereinsintern "wieder viel lockerer werden"."Das eigentliche Problem ist nicht das Interview von Robert Lewandowski, sondern dass wir in Hoffenheim sehr sehr schwach gespielt und verloren haben. Das beschäftigt mich."

Lewandowski denkt prinzipiell in die gleiche Richtung. Er will auch weiterhin mit Bayern um internationale Titel spielen. Bei seinen Bossen konnte man in den vergangenen Wochen mitunter den Eindruck gewinnen, der sportliche Erfolg werde zu Gunsten des Umbruchs und der wirtschaftlichen Vernunft vorübergehend hintenangestellt.

Erfolg hintenanstellen? Nicht mit Lewandowski 

Zumindest ersteres ist mit einem wie Lewandowski nicht zu machen. Auch deshalb stellt der 29-Jährige die Strategie seines Arbeitgebers in Frage - weit über das Thema Transfers hinaus.

Von der kräftezehrenden Asienreise in der Vorbereitung war Lewandowski noch nie ein großer Freund. "Die vielen Testspiele bringen mich nicht weiter, wenn ich im Dezember, drei Tage nach einem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid, bei Schneeregen zum Spiel nach Freiburg fahren soll", sagte er im Spiegel.

Unter den Belastungen in Fernost ächzt die Mannschaft nach wie vor, der Fitnesszustand des Teams wird intern kritisch diskutiert.

SPORT1-Experte Marcel Reif rät den Machern bei Bayern, einem Mahner wie Lewandowski Gehör zu schenken. "Ich hoffe, auch Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verstehen, dass die Zeiten sich ändern", schreibt er in seiner Kolumne. "Du bist nicht mehr per Gesetz die Nummer eins."

Vielleicht erinnert sich das Duo ja auch an Philipp Lahm zurück. Nachdem der 2009 seine Geldstrafe bezahlt hatte, gewann Bayern national das Double, zog nebenbei noch ins Champions-League-Endspiel ein. 

"Ich bin kein Mensch, der Ärger sucht. Aber ich nehme Ärger in Kauf, wenn ich etwas damit bewirken kann", sagte Lahm Jahre später einmal. Nichts anderes treibt Robert Lewandowski derzeit an.