Kurz nachdem Jerome Boateng am späten Mittwochabend humpelnd die Allianz Arena verlassen hatte, machte eine Vorabmeldung die Runde.
So geht es weiter bei Boateng
In der stellte der Nationalspieler seine Zukunft beim deutschen Rekordmeister trotz laufenden Vertrags bis 2021 in Frage.
"Ich habe beim FC Bayern alles erlebt. Und so komme ich langsam an den Punkt, an dem ich gewisse Fragen für mich beantworten muss: Was sind meine noch nicht erreichten Ziele? Möchte ich mich immer wieder beim gleichen Klub mit den gleichen Voraussetzungen beweisen?", sagte er dem Magazin Socrates.
Es gehe ihm "um die Frage der persönlichen Herausforderung. Das sind gar nicht unbedingt klassische Karrierefragen, das sind Lebensfragen".
Eine Antwort darauf könne und wolle er im Moment aber noch nicht geben, so Boateng weiter: "Ich fokussiere mich immer auf bestimmte Zeitabstände. Jetzt gilt meine volle Konzentration dem FC Bayern und den entscheidenden Wochen der Saison sowie der deutschen Nationalmannschaft mit Blick auf die WM."
Saison mit Bayern wohl gelaufen
Diese Aussage war allerdings zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon wieder hinfällig.
Denn Boateng wird höchstwahrschinlich zumindest für die Bayern in dieser Saison kein Spiel mehr bestreiten - auch wenn Trainer Jupp Heynckes eine Rückkehr ins Training noch im Laufe dieser Spielzeit in der Pressekonferenz am Freitag nicht ausschloss.
Boateng könne schon wieder normal laufen, berichtete Heynckes.
Am Donnerstag gab der Verein bekannt, dass der Innenverteidiger "eine strukturelle Verletzung der Adduktoren-Muskulatur im linken Oberschenkel" erlitten habe.
Es könnte sich also um einen Muskelbündelriss handeln, wegen einer solchen Verletzung war Boateng zuletzt vor der EM 2016 drei Monate (bis Ende April) und nach dem Halbfinale gegen Frankreich erneut zwei Monate (bis Mitte September) ausgefallen.
Darüber hinaus fiel er wegen muskulärer Probleme an seiner großen Schwachstelle, dem Oberschenkel, auch von Ende Mai letzten Jahres bis Mitte September aus. Somit wird Boatengs Teilnahme an der WM in Russland zum Wettlauf mit der Zeit.
Hoffnung auf WM-Teilnahme
Nach SPORT1-Informationen sind die Berichte aber zutreffend, dass Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt derzeit von "nur" vier bis sechs Wochen Pause ausgeht. "Ich glaube, dass er es bis zur WM packt", sagte ein Vertrauter des 29-Jährigen. "Wenn Jogi Löw mit ihm plant."
Heynckes äußerte sich am Freitag sogar noch zuversichtlicher im Hinblick auf die WM: "Da sehe ich überhaupt keine Gefahr."
Boateng könnte bis zum Zeitpunkt der endgültigen Bekanntgabe des WM-Kaders am 4. Juni wieder fit sein, das erste Spiel bestreitet das DFB-Team am 17. Juni gegen Mexiko. "Jetzt heißt es kämpfen, um in Russland dabei zu sein. Dafür werde ich alles geben", schrieb er am Donnerstagnachmittag auf seinen sozialen Kanälen:
"Das Leben ist voller Rückschläge. Lebe, fühle, liebe, lache, weine, spiele, gewinne, verliere, stolpere, falle, aber stehe immer wieder auf. Für die restlichen Spiele in dieser Saison werde ich meine Mannschaft so gut es geht supporten."
Bleibt die Frage, ob der FC Bayern auch nach der Saison noch Boatengs Mannschaft sein wird. Sollte er es schaffen, bei der Weltmeisterschaft die Topform wie vor vier Jahren aufzurufen, würde es sicher wieder konkretes Interesse internationaler Topteams geben.
Guardiola hält große Stücke auf Boateng
Der AS Rom und der FC Chelsea wollten ihn schon vor einem Jahr verpflichten, auch andere Spitzenvereine könnten einen Weltklasse-Innenverteidiger gebrauchen. Allen voran Manchester City, wo Pep Guardiola die Abwehr umbauen will und bekanntlich große Stücke auf Boateng hält.
Und der gebürtige Berliner könnte sich noch einmal bei den Citizens beweisen, nachdem sein erstes Gastspiel auch aufgrund von zwei schweren Knieverletzungen nicht so lief wie erhofft. Damals wechselte er nach nur einem Jahr 2011 zum FC Bayern, mit dem er die Champions League, den Weltpokal sowie sechs deutsche Meisterschaften in Folge und dreimal den DFB-Pokal gewann.
Doch trotz seiner Interviewaussagen gebe es derzeit keine konkreten Abwanderungsgedanken, heißt es aus Boatengs Umfeld. Im Gegensatz zum Vorjahr, als ein Abschied tatsächlich ein Thema war. Dank der Rückkehr seines Mentors Jupp Heynckes fühle sich Boateng in München jetzt aber wieder "sauwohl".
Ausschließen sollte man einen Weggang Boatengs dennoch nicht. Nicht nur, weil der Trainer ab Sommer nicht mehr Heynckes, sondern Niko Kovac heißt. Maßgeblich dafür wird aber zunächst eine erfolgreiche WM sein. Der Countdown läuft.
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