RB Leipzigs Sportdirektor und Interimstrainer Ralf Rangnick macht sich offenbar weiter Hoffnungen auf eine Verpflichtung Sebastian Rudys vom FC Bayern.
Rangnicks Appell an Hoeneß
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Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung behauptete Rangnick zwar, die Verpflichtung des Nationalspielers sei "für uns kaum darstellbar". Gleichzeitig sagte er jedoch: "Vielleicht sind wir ja wirklich mal an einem FC-Bayern-Spieler interessiert."
In diesem Zusammenhang rief Rangnick Bayern-Präsident Uli Hoeneß dazu auf, sich auf eine Empfehlung zu besinnen, die er RB-Patriarch Dietrich Mateschitz einst gegeben hatte.
Wenn sich RB langfristig in der Ligaspitze etablieren wolle, gehe das nicht immer nur mit neuen 18- oder 19-Jährigen, hatte Hoeneß Mateschitz geraten. In der SZ entgegnete Rangnick jetzt: "Dann können Sie Uli Hoeneß gerne daran erinnern, was er uns empfohlen hat, und dass er uns den Spieler gerne geben darf."
Die Meldung, dass der Transfer von Rudy nach Leipzig bereits fix sei, dementierte Rangnick am Mittwoch entschieden. Das sei die "Mutter aller Fake News". Sebastian Rudy wechselt nach bisherigem Stand nicht zu RB Leipzig. Wie es in ein oder zwei Wochen aussieht, das weiß ich jetzt auch noch nicht."
Kovac erteilt Rudy Freigabe
Bayern-Trainer Niko Kovac hat Rudy für einen möglichen Wechsel bereits die Freigabe erteilt.
"Sebastian hat ein Jahr bei uns gespielt. Wir werden schauen, was in der kommenden Spielzeit passiert. Er möchte natürlich viel spielen - und wir haben viele Mittelfeldspieler", sagte Kovac nach dem Testspiel-Sieg gegen den Hamburger SV (4:1) bei SPORT1.
Auf Nachfrage ergänzte Kovac, er würde Rudy keine Steine in den Weg legen.
Rudy hat auch deshalb Interesse in Leipzig geweckt, weil er unter dem künftigen Trainer Julian Nagelsmann Kapitän und Führungsspieler in Hoffenheim war.
Nagelsmann selbst erachtet Rangnick derweil als einen "der spannendsten Trainer Europas ". Den 31-Jährigen hatte er eigentlich schon als neuen Trainer in München gewähnt. "Da war ich mir relativ sicher. Gott sei Dank habe ich mich getäuscht", sagte Rangnick.
"Nagelsmann hätte freie Auswahl gehabt"
Der Sportdirektor, der in diesem Jahr zugleich als Interimstrainer fungiert, bezweifelte, dass Leipzig das Rennen um den Trainer gewonnen hätte, wäre Nagelsmann schon in diesem Sommer zu haben gewesen. "Dann hätten andere Vereine wahrscheinlich noch ernster gemacht bei ihm. (…) Er hätte weitgehend die freie Auswahl gehabt", sagte Rangnick.
So habe etwa Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, Nagelsmanns Berater angerufen, sagte Rangnick.
Auch die Diskussion um die schwindende Qualität in der Bundesliga hat Rangnick weiter angefacht und sich als Konsequenz für die Abschaffung der 50+1-Regel ausgesprochen. "Jeder Verein sollte selbst entscheiden können, wie er sich finanziell aufstellt", so der 60-Jährige.
"Wollen wettbewerbsfähig bleiben"
"Wir wollen doch, glaube ich, als Land und als Liga grundsätzlich wettbewerbsfähig bleiben. Und womöglich würde das auch dazu führen, dass einzelne Vereine die Lücke zu den Bayern verkleinern könnten."
Die 50+1-Regel besagt, dass Investoren in Deutschland nur die Mehrheit an einem Verein halten dürfen, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben. In den anderen europäischen Top-Ligen gilt diese Regel nicht.
Bundesliga hinkt finanziell hinterher
Für Rangnick ist klar, dass die Bundesliga auch deshalb im Vergleich zu den anderen Topligen finanziell hinterherhinkt. "Wer mitmachen will im Konzert der Großen, darf nicht Lichtjahre von den Spielregeln des internationalen Marktes entfernt sein und nur seinen alten Werten treu bleiben", äußerte der 60-Jährige: "Denn dann darfst du dich nicht darüber beklagen, wenn die Stars gehen."
Der Coach prophezeit der Bundesliga eine düstere Zukunft, falls sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nichts ändert.
"Die grundsätzliche Frage ist: Was wollen wir? Weiter unsere Tradition pflegen? Dann werden wir als Liga irgendwann dort landen, wo der eine oder andere Traditionsklub leider schon gelandet ist: auf dem Friedhof der Erinnerung", sagte Rangnick: "Ausbildung allein wird als Qualitätsmerkmal der Bundesliga nicht ausreichen."