Jetzt geht es für Hertha BSC ans große Geld.
Herthas Mega-Deal und die Folgen
Der Spiegel berichtete, dass beim Hauptstadt-Klub Investor Lars Windhorst einsteigen wird. Für 37,5 Prozent der Vereinsanteile sollen 125 Millionen Euro über seine Beteiligungsgesellschaft Tennor an die Berliner gezahlt werden. Es handele sich um ein zeitlich unbegrenztes Eigenkapital-Investment, bestätigte der Verein vergangene Woche.
Zudem könne Windhorst seine Anteile in der neuen Saison auf 49,9 Prozent zu einem höheren Preis aufstocken. Es ist der größte Investoren-Einstieg in der Bundesliga-Geschichte.
"Sieben Monate nach dem Rückerwerb der Anteile und Optionen (36,3 Prozent für 71,2 Millionen Euro) von Investor KKR, ermöglicht die neue Partnerschaft unter anderem eine umfangreiche Rückführung von Verbindlichkeiten und über die kommenden Jahre Investitionen in die operativen Kernbereiche Sport, Digitalisierung und Internationalisierung", erklärten die Herthaner in einer Pressemitteilung.
Für den ehemaligen Hertha-Spieler Axel Kruse "ändert so ein Deal die Voraussetzungen des Klubs. Es wurde lange und kontinuierlich daran gearbeitet, die Ausgangsposition von Hertha BSC zu verbessern. Das zahlt sich jetzt aus", sagte Kruse zu SPORT1.
Wer ist der neue Investor Lars Windhorst und wieviel Macht hat er künftig bei Hertha? Welche genauen Auswirkungen hat der Mega-Deal für Hertha? SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wofür soll das Geld verwendet werden?
Hertha wird zunächst seine Verbindlichkeiten tilgen. Das ist vor allem die Ablöse für den früheren Investor KKR, wofür die Hertha laut Sport Bild 72.1 Millionen Euro zahlen muss. Auch eine Fan-Anleihe von 1,5 Millionen Euro soll zurückgezahlt werden.
Im Anschluss stehen den Berlinern wohl etwa 120 Millionen Euro zur Verfügung - allerdings verteilt für die nächsten Jahre.
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Das Kapital soll vor allem für den Kauf neuer Spieler verwendet werden. Die große Hoffnung ist, sich durch den neuen Handlungsspielraum bei Transfers für Europas Wettbewerbe zu qualifizieren und dort zu etablieren. "Das erhöht unsere Chancen, mittelfristig in Reichweite internationaler Plätze zu kommen", sagte Hertha-Manager Michael Preetz dem Spiegel.
Windhorst geht sogar noch weiter: "Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big-City-Club' werden." Doch von Mega-Transfers wie Real, Barca, PSG oder selbst in Deutschland der FC Bayern ist die Hertha auch mit der neuen Finanzspritze noch weit entfernt.
Kruse ist sich sicher, dass mit den neuen Millionen vernünftig umgegangen wird. "Wie ich Michael Preetz kenne, wird er seine gute Arbeit mit klarem Kopf weiterführen und keine waghalsigen Transfers tätigen", sagte der 51-Jährige.
Wer ist Lars Windhorst?
Mit 16 gründete der heute 42-Jährige sein erstes Unternehmen, stieg schnell zum Millionär auf und galt als Wunderkind der deutschen Wirtschaft.
Doch auch von finanziellen Abstürzen blieb er laut Berliner Morgenpost nicht verschont.
Für Kruse kein Problem: "Diese Partnerschaft kann vieles in Gang setzen. Und dass der Mann schon mal eine Pleite hingelegt hat, ist für mich auch kein Problem. Entscheidend ist für mich, dass er immer wieder aufgestanden ist."
Ähnlich sieht es Rechtsanwalt Michael Siebold von der Sportsgroup der Kanzlei Arnecke Sibeth Dabelstein. "In anderen Jurisdiktionen, ja Kulturen, gehört Scheitern seit jeher zum Geschäftsleben dazu und wird nicht als persönlicher Makel gesehen. In Deutschland tun wir uns damit noch schwer", sagte Siebold SPORT1.
Die Zusammenarbeit von Hertha und Windhorst sieht Siebold unkritisch: "Hier handelt es sich nicht um eine Situation, in der ein Klub in finanzieller Notlage von einem Investor ausgenutzt oder gar vorgeführt wird, sondern um eine Investition in die Zukunft der Hertha. Der Investor macht schlichtweg von der Möglichkeit der Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft ausgestalteten Lizenzspieler-Abteilung im Profifußball Gebrauch. Er nutzt also eine Beteiligungsmöglichkeit, die in jedem anderen Wirtschaftszweig üblich und auch nicht unredlich ist."
Wieviel Macht bekommt Windhorst bei Hertha?
Windhorst bekommt laut Sport Bild einen Sitz im Beirat. Nach einer Satzungsänderung muss dieses Gremium künftig bei einer Reihe wichtiger Geschäfte zustimmen, darunter Transfers von über 25 Millionen Euro oder dem Abschluss eines neuen Vertrags mit einem Hauptsponsor.
Zwei nahestehende Personen von Windhorst sollen in den Aufsichtsrat einziehen.