Der Auswärtssieg gegen Olympiakos Piräus am Dienstagabend täuscht nicht über die aktuellen Defensivprobleme von Bayern München hinweg. In den vergangenen fünf Partien hat der Rekordmeister jeweils zwei Gegentore kassiert.
Die Gründe für Bayerns Gegentore
Diese grausame Statistik kommt nicht etwa aufgrund von individuellen Aussetzern zustande. Die Bayern haben vielmehr Probleme, wenn Abstimmung im Defensivverbund gefragt ist.
Dabei entstehen die Gegentore zumeist aus zwei Situationen, die sich in dieser Form regelmäßig wiederholen. In der ersten Situation befindet sich der FC Bayern nach einem Ballverlust in der Rückwärtsbewegung und steht nicht geordnet oder nur unzureichend gestaffelt.
Anfällig auf den Flügeln
Da die Bayern bei eigenem Ballbesitz die Spielfeldmitte nicht optimal besetzen, weil Spieler wie Thiago oder Coutinho auf die Flügel ziehen, können Ballverluste verheerende Folgen haben.
Denn kurz nach dem Ballverlust müsste eigentlich das Gegenpressing, also das unmittelbare Verteidigen des gegnerischen Ballführenden beginnen. Aber wenn in der Spielfeldmitte, wo viele Ballverluste passieren, nahezu kein Bayern-Spieler steht, hat der Gegner freie Bahn.
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Anschließend versucht die allein gelassene Abwehrkette der Bayern die Lücken in der Mitte zu schließen. Aber immer wieder kommen Teams mit Pässen durch die Schnittstellen und damit unmittelbar vor das Tor von Manuel Neuer. Gerade dann sind die Schusspositionen sehr aussichtsreich. Zuletzt schafften es Bundesligisten wie der SC Paderborn oder die TSG Hoffenheim im Konterspiel die Bayern ein ums andere Mal zu überrumpeln.
Allerdings sind Konter nicht der einzige Weg, um aktuell gegen den deutschen Rekordmeister zu treffen. Ebenso erarbeiten sich Gegner regelmäßig Torchancen, wenn sie die Bayern über die Flügel angreifen. So auch Olympiakos am Dienstagabend.
Ein taktisches Problem der gesamten Mannschaft
Denn das Führungstor der Griechen durch Youssef El-Arabi fiel nach einem Flügelangriff, bei dem Thomas Müller im Duell mit Außenverteidiger Konstantinos Tsimikas ins Stolpern geriet. Das ist aber nur exemplarisch für ein grundsätzliches Problem: Die Bayern verteidigen die Flügel nicht effektiv.
Teilweise arbeiten die bayerischen Außenstürmer nicht konsequent in der Defensive mit und lassen Gegenspieler gewähren. Oder aber die Bayern stellen sich wie gegen Olympiakos in Eins-gegen-Eins-Situationen einfach ungeschickt an.
Einst waren Flanken kein vielversprechendes Mittel gegen die Bayern, weil sie die Lufthoheit gegen nahezu alle Mannschaften hatten. Aber wenn Gegner nun außen durchbrechen und Flanken oder auch Querpässe mit Präzision ins Zentrum spielen können, dann hat auch die Münchner Innenverteidigung des Öfteren das Nachsehen.
Bayern fehlt es an der "Selbstverständlichkeit"
"Anscheinend müssen wir jetzt immer mindestens drei Tore schießen, um die Spiele zu gewinnen", sagte Neuer süffisant nach dem 3:2-Sieg in Piräus und bemängelte, dass es seiner Mannschaft an der altbekannten "Selbstverständlichkeit" fehlt.
Diese Selbstverständlichkeit war einst durch Bayerns defensive Dominanz gegeben. Ging der Ball verloren, wurde er sofort zurückerobert. Griff der Gegner an, wurde er zur Seitenlinie abgedrängt und im eigenen Strafraum unter Kontrolle gehalten.
Natürlich kommen nun die Ausfälle von Niklas Süle und Lucas Hernández, der eigentlich etatmäßigen Innenverteidigung, erschwerend hinzu. Die aktuelle Defensivmisere ist allerdings nicht allein an den Verteidigern oder der Abwehrkette festzumachen, sondern wird durch taktische Probleme innerhalb der gesamten Mannschaft verursacht.
Cheftrainer Niko Kovac legt viel Wert auf Stabilität, kann diese aber aktuell mit seiner Herangehensweise nicht herstellen.