Am Ende eines berauschenden Champions-League-Abends schallte den Dortmunder Spielern aus zehntausenden Kehlen der Klassiker von der Südtribüne entgegen: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!"
Zieht der BVB Bayerns Lederhosen aus?
Dem triumphalen 3:2 gegen Inter Mailand folgte die ohrenbetäubende Aufforderung der Fans für den deutschen Clasico am Samstag.
Nach drei Heimsiegen innerhalb einer Woche soll der BVB endlich mal wieder in München bestehen und dem verunsicherten Erzrivalen einen weiteren Nackenschlag versetzen.
SPORT1 blickt ebenfalls schon einmal voraus und analysiert, welche Stärken die Borussia einbringen kann – und in welchen Belangen die Dortmunder sich steigern müssen.
Die Offensive
Der BVB ließ sowohl in der zweiten Halbzeit gegen Inter als auch schon zuvor beim 3:0 gegen Wolfsburg phasenweise wieder seinen Tempo- und Kombinationsfußball aus der Hinrunde der vergangenen Saison aufblitzen.
Gegen Inter brillierte insbesondere Achraf Hakimi mit seinem zweiten Doppelpack in der aktuellen Champions-League-Saison – und das, obwohl der Marokkaner diesmal als Rechtsverteidiger aufgeboten worden war. "Er bringt uns diese Gier, diese Verrücktheit, die läuferische Intensität", schwärmte Sebastian Kehl. Daneben brillierte Jadon Sancho mit seinen Dribblings und bereitete das 3:2 von Hakimi vor.
Im Sturmzentrum funktionierte das Jobsharing von Mario Götze und Paco Alcacer. Götze agierte ordentlich, leitete das 1:2 von Hakimi ein. Alcacer legte nur eine Minute nach seiner Einwechslung Julian Brandt das 2:2 auf.
Mit dem gegen Inter noch angeschlagenen Kapitän Marco Reus sollte der BVB in München darüber hinaus eine weitere hochkarätige Option für die Offensive haben.
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Die Mentalität
Die M-Vokabel war in den Wochen zuvor in Dortmund ein großes Reizwort. Sowohl im DFB-Pokal gegen Gladbach als auch gegen Inter drehte der BVB die Partie. "Das war richtiger BVB-Fußball, sehr intensiv, sehr mutig, mit berauschenden Toren", sagte Kehl. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ergänzte: "Das gibt uns ein bisschen Rückenwind." Die Dortmunder fahren mit gestiegenem Selbstvertrauen nach München.
Aber Vorsicht! Eine ähnlich schwache Anfangsphase wie gegen Mailand könnte in München schon ein Genickbruch sein.
Kehl ließ deshalb seinen Lobeshymnen eine deutliche Mahnung folgen und spielte dabei vor allem auf das 0:5 im Titelduell der vergangenen Saison an: "Wir haben in den letzten Jahren gegen die Bayern häufig eine Klatsche bekommen. Wir müssen dort zeigen, dass wir gewillt sind, anders aufzutreten, ähnlich mutig, wie in der zweiten Halbzeit gegen Inter."
Ähnlich sieht es Mats Hummels, der in der vergangenen Saison noch für die Bayern auf dem Platz stand. "In der letzten Saison hat der BVB beim 0:5 nicht dagegen gehalten. Wir dürfen ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie gewinnen können", sagte Hummels.
Die Defensive
Schwaches Abwehrverhalten wie das von Hummels und Manuel Akanji unisono vor Inters frühem 1:0 dürfen sich die Dortmunder ebenso wenig erlauben wie die zu großen Abstände der Mannschaftsteile vor dem 0:2.
Ein Schlüssel könnte das kompakte Pressing wie gegen Inter in der zweiten Halbzeit sein. "Da haben wir Inter nicht mehr atmen lassen”, befand Mario Götze und Brand erklärte: “Nach der Pause haben wir den Mailändern auf den Füßen gestanden, das war eklig."
Die Trainer
Nach dem Aus von Trainer Niko Kovac bei den Bayern ist Interimscoach Hansi Flick so etwas wie die große Unbekannte für das Duell. "Es macht die Analyse schwieriger", gestand Hummels. Brandt forderte indes: "Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu sehr auf die Münchner zu schauen. Wir müssen unser eigenes Ding durchziehen."
Fakt ist auch: In Dortmund herrscht um den vor nicht einmal einer Woche noch angezählten Lucien Favre wieder mehr Ruhe. Natürlich spielen dem Schweizer die drei Siege in Folge in die Karten, doch Favre gibt sich auch offener als in der schwierigen Phase zuvor.
Das bestätigt auch Watzke: "Er ist sehr lebhaft momentan, gibt sehr viel vor. Das gefällt mir schon."