Home>Fußball>Bundesliga>

Ex-Schiedsrichter Babak Rafati über Leistungsdruck und Videobeweis

Bundesliga>

Ex-Schiedsrichter Babak Rafati über Leistungsdruck und Videobeweis

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Ex-Schiri Rafati schlägt Alarm

Babak Rafati unternahm in Folge einer Depression einen Selbstmordversuch im Jahr 2011. Im Interview spricht der Ex-Schiedsrichter über die falsche Umsetzung des VAR und den Umgang mit Schiedsrichtern.
Hält den Leistungsdruck für gefährlich: Babak Rafati
Hält den Leistungsdruck für gefährlich: Babak Rafati
© Getty Images
SPORT1
SPORT1
von SPORT1

November 2011. Babak Rafatis Depressionen erreichen ihren Höhepunkt, nachdem der damals aktive Schiedsrichter bereits für mehrere Wochen für die höchste deutsche Spielklasse gesperrt und mehrmals zum "schlechtesten Bundesligaschiedsrichter" vom kicker gewählt wurde.

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Hannoveraner unternimmt in einem Hotel einen Selbstmordversuch, wird aber von seinen Assistenten aufgefunden und damit gerettet. Heute ist Rafati unter anderem als Redner zu den Themen Mobbing, Depressionen, Burnout und Leistungsdruck aktiv.

"Der Videobeweis ist eine tolle Erfindung, die Umsetzung allerdings katastrophal"

Im Interview mit dem Schweizer Nachrichtenportal watson kritisiert er vor allem die Handhabung des technischen Hilfsmittels. "Jahrelang lernt man, der Chef auf dem Platz zu sein und sich mit den Entscheidungen durchzusetzen. Und dann bekommt man plötzlich einen Konkurrenten im Keller", so der 49-Jährige.

Das störe vor allem die Selbstsicherheit der Schiedsrichter, da jeder seine eigene Art habe, ein Spiel zu leiten. Unweigerliche führe das dann zu einer Kollision der unterschiedlichen Spielphilosophien, was dann besonders den Hauptschiedsrichter im Stadion in kniffligen Situationen unter Druck setze und Fehler provoziert. 

{ "placeholderType": "MREC" }

"Schiedsrichter, die ihre Meinung kundtun, werden fertiggemacht"

Angesprochen auf einen möglicherweise veränderten Umgang mit deutschen Schiedsrichtern in der Führungsetage des DFB berichtet Rafati von Expertisen noch aktiver Unparteiischer.

Lesen Sie auch

"Aus Erzählungen von ehemaligen Kollegen weiß ich, dass ein bis zwei Jahre nach meinem Suizidversuch etwas mehr Ruhe in der Führungsebene einkehrte. Das änderte sich aber dann und die harten Methoden kehrten zurück. Schiedsrichter, die ihre eigene Meinung kundtun und den Mut haben aufzustehen, wenn etwas nicht passt, werden fertiggemacht."

Demnach habe es bereits einen weiteren Schiedsrichter gegeben, der über Selbstmordgefährdung geklagt habe. 

Jetzt aktuelle Fanartikel der Bundesliga bestellen - hier geht's zum Shop! | ANZEIGE

{ "placeholderType": "MREC" }

"Ich wollte einen Kampf kämpfen, den ich nicht gewinnen konnte"

Die Gründe für seinen Selbstmordversuch sieht Rafati derweil in "schlechter Führung beim DFB auf der einen und falsche Denkmuster am Arbeitsplatz im Schirijob von mir auf der anderen Seite". Nach einem Führungswechsel sollten die Schiedsrichter ihr Feedback abgeben.

Da sich seine Meinung nicht der geforderten fügte, gelangte er schließlich in einen Teufelskreis. "Ich fühlte mich nicht mehr wohl, machte auf dem Spielfeld Fehler, bekam intern noch mehr Druck, machte noch mehr Fehler." Da er zu der Zeit nicht mit dem Druck umgehen konnte und er sich schlechte Worte zu Herzen nahm, mündete die Depression in einen Selbstmordversuch. 

Bayer Leverkusen v Borussia Dortmund - Bundesliga
Borussia Dortmund v Bayern Muenchen - DFB Cup Final
FUSSBALL: 1. BUNDESLIGA 93/94, 23.04.94
FBL-GER-BUNDESLIGA-HOFFENHEIM-LEVERKUSEN
+9
Die größten Schiedsrichter-Aufreger

"Spieler brauchen Anlaufstation, um Druck loszuwerden"

Um Vorfälle wie seinen oder den von Robert Enke zu vermeiden, plädiert Rafati für eine "gesündere Fehlerkultur": "Die Spieler bräuchten Mental- und Motivationscoaching mit Strategien, um ihre Ängste anzugehen, um den Stress zu reduzieren.

Und eine Anlaufstation, um Druck loszuwerden. Das würde darüber hinaus eine enorm leistungssteigernden Effekt auf die Fußballprofis beinhalten. Die Basis dessen wär allerdings eine Enttabuisierung der Krankheit "Depression". "Es muss den Raum geben, in jedem Umfeld darüber zu reden. Das fördert das Selbstbewusstsein, die eigene Persönlichkeit, ändert den Blickwinkel und motiviert zu einem Leben, was einem Flügel verleiht."