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FC Bayern: Diese Weltmeister verließen München im Groll

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FC Bayern: Diese Weltmeister verließen München im Groll

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Diese Weltmeister verärgerte Bayern

Manuel Neuer ist mit der Politik des FC Bayern im Rahmen seiner Vertragsverhandlungen unzufrieden. Er wäre nicht der erste Weltmeister, der verärgert den Klub verlässt.
Manuel Neuer muss sich nach seiner angeblichen Gehaltsforderung auch Kritik gefallen lassen. Im CHECK24 Doppelpass verteidigt Stefan Effenberg Manuel Neuer aber und erklärt auch warum.
Udo Muras
Udo Muras

Noch weiß keiner, wie die Affäre Manuel Neuer/FC Bayern ausgeht. Die Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung mit Deutschlands Nummer eins werden von atmosphärischen Störungen begleitet.

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Neuer beklagt Indiskretionen, die zudem teils falscher Natur seien und ihn als Raffzahn in Corona-Zeiten darstellen – 100 Millionen Euro in fünf Vertragsjahren? Ein starkes Stück, das die Neuer-Seite jetzt dementierte.

Die eigentlich als sicher geltende Zukunft des Welttorhüters beim Rekordmeister ist nun keineswegs ein Selbstläufer. Es kann nach neun höchst erfolgreichen Jahren auch ein Ende mit Schrecken geben. Damit stünde Neuer in einer langen Reihe von Weltmeistern, die beim FC Bayern nicht den Abschied bekamen, den sie sich wünschten oder verdient gehabt hätten. Da muss man gar nicht so weit zurückgehen.

Manuel Neuer seiht das Thema Vertragsverlängerung auf einmal nicht mehr als drängend an
BERLIN, GERMANY - MAY 17: Manuel Neuer of Bayern Munich during the Bundesliga match between 1. FC Union Berlin and FC Bayern Muenchen at Stadion An der Alten Foersterei on May 17, 2020 in Berlin, Germany. The Bundesliga and Second Bundesliga is the first professional league to resume the season after the nationwide lockdown due to the ongoing Coronavirus (COVID-19) pandemic. All matches until the end of the season will be played behind closed doors. (Photo by Hannibal Hanschke/Pool via Getty Images)
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Von den sieben Bayern, die 2014 in Rio den Weltpokal holten, sind noch drei da: Neuer, Jerome Boateng und Thomas Müller. Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger spielen gar nicht mehr, Mats Hummels und Mario Götze sind wieder in Dortmund, Müllers Vertrag wurde gerade bis 2023 verlängert. Wenigstens seiner…

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Auch Boateng hatte Zoff mit den Oberen, Uli Hoeneß empfahl ihm 2019, sich einen neuen Verein zu suchen. Nun sind die Münchner angesichts der Personalprobleme in der Abwehr froh, ihn noch zu haben.

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Hummels fehlte in München die Wertschätzung

Wäre Mats Hummels noch da, würde Boateng wohl mehr Frust schieben, doch dessen Rückkehr nach Dortmund 2019 war angeblich auch dem Umstand geschuldet, dass ihm Trainer Niko Kovac keinen Stammplatz versprechen konnte. Ihm fehlte die "Wertschätzung", wie es jetzt auch Neuer ausdrückte.

Toni Kroos war 2014 der erste der Helden von Rio, der das Weite suchte. Seinen bis 2015 laufenden Vertrag wollte er nicht verlängern – nicht zu den Konditionen des Klubs. Wie bei Neuer ging es auch beim Mittelfelddirigenten ums liebe Geld, er wollte mindestens so viel wie der gleichaltrige Mario Götze verdienen.

Der FC Bayern ließ sich nicht beirren und blieb bei seinem Angebot. "Toni, wir werden Dir nicht mehr als zehn Millionen im Jahr zahlen, weil Du kein Weltklassespieler bist", sagte angeblich Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, der diese Einschätzung längst bereut hat.

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Zum Leidwesen von FCB-Trainer Pep Guardiola bewies Kroos seine Weltklasse von da an bei Real Madrid – bis heute. Präsident Uli Hoeneß spricht heute von "einer harten Entscheidung, vielleicht die falsche".

Götze wertet Wechsel als Fehler

Der Mann, dessen Gehalt Kroos aus München vertrieb, verließ Bayern 2016 ein Jahr vor Vertragsende als beinahe Gescheiterter: Mario Götze, der das Siegtor in Rio schoss, aber in die Jahren bei Guardiola nie gesetzt war. "Ich würde die Entscheidung so nie mehr treffen", wertete er seinen Wechsel als Fehler. Sein Marktwert war von 37 Millionen auf 26 Millionen Euro gesunken. Immerhin wurde von ihm keine schmutzige Wäsche gewaschen.

Die gab es bei früheren Weltmeisterlegenden zuhauf.

Der prominenteste Fall ist Gerd Müller. Keiner schoss mehr Tore für die Bayern als er (572 in Pflichtspielen). Aber als die Torfabrik in ihrer letzten Saison auf Kurzarbeit umstellte, ließen ihn die Münchner fallen. Als er Ende 1978 antestete, einen neuen Vertrag zu bekommen, obwohl es sportlich schon bergab ging und er 33 war, machte ihm Präsident Wilhelm Neudecker ein Angebot, das er nur ablehnen konnte.

Das Gehalt sollte sich stark an den Zuschauerzahlen im Olympiastadion orientieren. Das war in jenen Tagen keine Goldgrube, so wie Bayern keine Spitzenmannschaft mehr war. Damit nicht genug, lästerte Neudecker über Müller: "Ich brauche einen Torschützen und kein Denkmal."

Müller schickte fristlose Kündigung

Das war ein Freibrief für den neuen Trainer Pal Csernai. Nach seiner Auswechslung im Februar 1979 in Frankfurt schickte Müller seine fristlose Kündigung, wetterte im ZDF-Sportstudio über Csernai und über die Agenturen lief seine persönliche Stellungnahme:

"Ich hätte gerne noch diese Saison für den FC Bayern gespielt. Aber ich kann jetzt einfach nicht mehr. (…) Mich hat enttäuscht, dass kaum jemand für mich eingetreten ist, dass mir keiner geholfen hat. Früher, als alles prima lief, als der Erfolg da war, waren auch immer viele Leute da. Jetzt aber hat man mich praktisch allein gelassen."

Müller berief sich auf eine Zusage des Präsidenten, ablösefrei nach Amerika gehen zu können, von der Neudecker nichts mehr wissen wollte. Sie ließen ihn dann doch gehen, verbittert und rachsüchtig: Sein Abschiedsspiel werde er lieber mit den Münchner Löwen machen als die Bayern-Kasse zu füllen.

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So weit kam es doch nicht, aber viele Jahre herrschte Eiszeit. Doch nach Müllers Rückkehr aus den USA halfen ihm die Bayern durch schwere Zeiten, vermittelten eine Alkoholentzugskur. Hätten sie ihn nicht vergrault, vielleicht hätte er nie zur Flasche gegriffen.

Maier beschimpfte Trainer Csernai

Auch Sepp Maier, wie Müller Weltmeister 1974, fühlte sich nach seinem Autounfall 1979 alleine gelassen, als Csernai ihn einfach absetzte. Maier grollte: "Der war sogar froh, dass ich den Unfall gebaut habe." Er nannte Csernai öffentlich ein "Arschloch" und bekräftigte das: "Ja, so habe ich ihn öfters genannt."

Er spielte nie mehr. Maier, der 14 Jahre ununterbrochen im Bayern-Tor stand und der Rekordspieler des Vereins ist, musste sich noch mit dem Vorstand über die Einnahmen seines Ablösespiels streiten – wie 20 Jahre später Lothar Matthäus – schrieb ein Buch und kündigte an: "Nach dem ganzen Theater haben die Agnes und ich uns jedenfalls vorgenommen, dass das Kapitel Bayern München für uns abgeschlossen ist. Für die nächste Saison kaufen wir uns eine Dauerkarte für einen Logenplatz bei den Sechzigern und schauen uns deren Spiele an."

Neun Monate zuvor war bereits der 74er-Weltmeister Uli Hoeneß nach acht glorreichen Jahren vor Trainer Gyula Lorant nach Nürnberg geflohen. So endete die Profikarriere des Welt- und Europameisters mit einem Abstieg.

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Da Lorant ihn nur kurz bei Bayern überlebte und Hoeneß' Knie Profifußball unmöglich machte, kehrte er schon bald zurück. Als jüngster Manager aller Zeiten und Initiator der globalen Marke FC Bayern München.

Auch Beckenbauer ging im Unfrieden

Franz Beckenbauer ging nach 14 glorreichen Jahren auch im Unfrieden, ließ noch in der Woche vor seiner Zusage an Cosmos New York im April 1977 verkünden, er bleibe mindestens bis 1978.

Trotz seiner Verdienste um den Klub durfte der Weltmeister-Kapitän von 1974 erst gehen, als er sich mit 350.000 DM selbst an der Ablösesumme (1,75 Mio. DM) beteiligte. In der Saison danach stürzte Bayern tief in den Abstiegskampf. Auch der Kaiser kam wieder, als Vize-Präsident, als Präsident, als Trainer. Aber es vergingen 15 Jahre bis er wieder in die Bayern-Familie einzog.

Dann war da noch Paul Breitner, der linke Verteidiger von 1974. Er ging als erster Weltmeister – und mit einer düsteren Prophezeiung: "Die Bayern sind satt und brauchen vom Zeugwart bis zum Schuhputzer eine neue Motivation."

Um Breitner kämpften die Bayern nicht

Er fand sie bei Real Madrid, wo er am 8. August 1974 einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb, während Trainer Udo Lattek noch davon ausging, mit ihm planen zu können. Breitner wäre "hundertprozentig geblieben", hätten sie ihm einen längeren Vertrag als bis 1975 geboten.

Doch um den eigenwilligen Querkopf kämpften sie nicht mal. Lattek gab sich nebulös: "Ich gebe zu, dass es den einen oder anderen Grund gab, weshalb er kein Angebot für einen längeren Vertrag erhielt." Neudecker sagte lapidar: "Man soll Reisende nicht aufhalten." Der Kicker titelte damals: "Keiner weint ihm eine Träne nach."

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Breitner den Bayern auch nicht, während er nun zu einem Klub gehe, in dem "etwas von altem Adel" stecke, sei Bayern nur "Geldadel, eine Ansammlung von Neureichen". Fast ein Wunder, dass sie ihn 1978 zurückholten.

Nur von Katsche Schwarzenbeck, dem sechsten Weltmeister von 1974, gibt es keine schmutzige Scheidung zu berichten. Dass er in seiner letzten Saison 1979/80 nur auf zwei Einsätze kam, lag an der gerissenen Achillessehne.

Kohlers Abgang mit Nebengeräuschen

Von den 1990er-Weltmeistern machte nur Jürgen Kohler Schwierigkeiten, aber das nicht zu knapp. Nur zwei Jahre hatten sie das Vergnügen mit dem eisenharten Vorstopper, der 1991 auf seine Freigabe drängte. Italien war das Ziel aller Weltmeisterträume jener Tage, Juventus Turin lockte.
Er berief sich auf eine Zusage des Vorstands, der wie einst bei Müller die Ohren auf Durchzug stellte. Kohler wollte sich schon einen Anwalt nehmen, da knickte Präsident Fritz Scherer vor Zorn bebend ein: "Wer gleich mit dem Rechtsanwalt droht, mit dem wollen wir nichts mehr zu tun haben."

Etwas anders gelagert war der Fall des 1990er-Kapitäns Lothar Matthäus, mit dem es erst Ärger gab, als er schon weg war. Aber das Theater um die Abrechnung seines Abschiedsspiels am 26. Mai 2000, die nach drei Jahren vor dem Landgericht München endete, verleitete Hoeneß im November 2002 im Doppelpass zu der Aussage: "Der wollte beim FC Bayern was werden. Aber so lange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion."

Multimillionär Matthäus wollte noch 20.000 Euro erstreiten, bekam letztlich 7500 Euro. Bayern bezahlte. Vorstand Karl Hopfner: "Es geht nicht um die 7500 Euro, sondern darum, dass die Sache befriedet ist. Es gibt keinen Gewinner."

Auch ausländische Weltmeister vermissten an der Säbener Straße an einem bestimmten Punkt die Wertschätzung. Der Brasilianer Lucio (Weltmeister 2002) war beim neuen Trainer Louis van Gaal 2009 unerwünscht, verschwand noch in der Sommerpause und verspürte große Genugtuung, als er mit seinem neuen Klub Inter Mailand die Bayern 2010 im Finale der Champions League schlug.

Den Italiener Luca Toni (Weltmeister 2006) vergraulte van Gaal, der ihm beim Frühstückstisch buchstäblich die Ohren lang zog, weil der Lebemann sich allzu leger auf dem Stuhl lümmelte.

Toni sprach später davon, es sei "beinahe zu Handgreiflichkeiten" gekommen zwischen dem Zuchtmeister und ihm. Er wurde suspendiert, spielte 2009/10 nur noch viermal  – trotz 38 Liga-Toren in zwei Jahren davor – und floh im Winter in die Heimat. "Schade, denn ohne van Gaal wäre ich sicher noch einige Jahre bei den Bayern geblieben. Aber es machte keinen Sinn, nie zu spielen, dazu unter einem Trainer, der mich aufs Höchste verachtete."

Dieses Problem hat Manuel Neuer mit Hansi Flick jedenfalls nicht. Nur mit den Whistleblowern von der Säbener Straße...