Hans-Joachim Watzke redete gar nicht erst um den heißen Brei herum. "Wir müssen uns nichts vormachen: Die fehlenden Einnahmen sind für uns dramatisch", sagte der BVB-Boss.
So kämpft Watzke gegen die Verluste
Wie der börsennotierte Pott-Klub am vergangenen Montag bekanntgegeben hat, rechnet man für das aktuelle Geschäftsjahr mit einem Verlust von 45 Mio. Euro. Rund vier Millionen Euro fehlen dem BVB allein nach jedem Heimspiel ohne Fans. "Wir haben die meisten Zuschauer in der Bundesliga", sagt Watzke, "das tut uns also schon weh."
Hinzu kommt, dass die TV-Partner aufgrund der Corona-Krise weniger zahlten und auch in der kommenden Champions-League-Saison rechnet Watzke mit "deutlich weniger" Einnahmen.
"Ich nehme alles Geld, das ich kriegen kann"
Der Vize-Meister ist also - so wie fast jeder andere Klub auch - zum Sparen verdammt. "Wir stehen vor einem gigantischen Berg von Risiken", so der Geschäftsführer. Man müsse sich so viel Liquidität wie möglich besorgen, denn man wisse nicht, wie lange man durch den Nebel fliegen muss. "Ich nehme alles Geld, das ich kriegen kann", sagt Watzke.
Damit weicht der einstige Schulden-Klub von seiner Philosophie ab. "Wir sind mehr als sechs Jahre ohne Kredit ausgekommen. Es hat mir schon ein wenig zugesetzt, dass ich unsere Philosophie aushebeln musste", sagt Watzke.
Heißt für ihn und seine Dortmunder: Auf dem Transfermarkt wird man sich in diesem Sommer arg zurückhalten. Sportchef Michael Zorc sagte kürzlich, dass man "sicher kein Boom-Jahr" erleben werde. Watzke drückt jetzt ganz auf die Stopp-Taste: "Wir planen keine großen Neuzugänge mehr - jeder Trainer weiß, dass wir in Corona-Zeiten leben." Überhaupt sei der Transfermarkt tot.
Neben dem Meunier-Deal (kommt von Paris St. Germain) werden die Schwarzgelben nur noch Jude Bellingham von Birmingham City verpflichten. Weitere Transfers sind erst möglich, sofern Kohle - eventuell durch einen Mega-Transfer von Jadon Sancho - reinkommt.
BVB dank Eigenkapitals gerüstet
"Wir sind im Blindflug unterwegs und müssen deshalb auch unsere Kostenstruktur anpassen", sagt Watzke. Um die Krise zu meistern, greifen Mannschaft und Vorstand dem Klub unter die Arme. Das Team wird nach SPORT1-Informationen bis Jahresende auf 10 Prozent seines Gehalts verzichten.
Darüber hinaus gibt es beim BVB einen Investitionsstopp. "Wir werden einige Investitionen nach hinten schieben und sparen wo wir können. Das warten wir, bis sich alles wieder normalisiert."
Trotz der anhaltenden Krise betont Watzke: "Es braucht sich niemand Sorgen um den BVB zu machen." Dabei verweist der 61-Jährige auf das Eigenkapital des Klubs in Höhe von 355 Millionen Euro. Damit könne man bei anhaltenden Zustand "zwei bis drei Jahre auskommen".
Watzke ist indes guter Dinge, dass man in der neuen Saison wieder vor Zuschauern spielt - wenn auch nur mit wenigen. "Vieles hängt vom Infektionsgeschehen ab. Die Gesundheit steht an oberster Stelle. Ich glaube aber, dass wir ab September gute Chancen haben, einen kleinen Teil der Fans - deutlich weniger als die Hälfte - wieder ins Stadion zu bekommen."
Das würde nicht nur dem BVB, der den finanziellen Gürtel enger schnallen muss, helfen.