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Die Achterbahnfahrt von Ilkay Gündogan bei Borussia Dortmund und im DFB-Team

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Die Achterbahnfahrt von Ilkay Gündogan bei Borussia Dortmund und im DFB-Team

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Gündogan: Einmal Horror und zurück

Ilkay Gündogan kämpft sich nach langer Verletzungspause wieder in die Nationalmannschaft. Für den Bundestrainer ist der Dortmunder ein Spieler der Zukunft.
Ilkay Gündogan zwischen Frust und Freude
Ilkay Gündogan zwischen Frust und Freude
© SPORT1-Grafik/Getty Images/Imago
von Thorsten Mesch, Jochen Stutzky

Der Ball von Thomas Müller kam perfekt. Ilkay Gündogan konnte gar nicht anders. Also schoss er ihn ins Tor. Vom Innenpfosten flog die Kugel ins Netz. Es sah ganz einfach aus. Als hätte er nie etwas anderes getan.

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Mit seinem Siegtreffer zum 3:2 gegen Schottland stieß Gündogan das Tor zur Europameisterschaft für die deutsche Mannschaft ganz weit auf. Für sich selbst setzte er ein großes Ausrufezeichen hinter seine ganz persönliche Wiederauferstehungsgeschichte.

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Ilkay Gündogan ist erst 24, doch in seiner Fußballerkarriere hat er schon Höhen und Tiefen durchgemacht wie nur wenige.

Double als Höhepunkt, Kaiserslautern als Tiefpunkt

Mit Borussia Dortmund gewann er 2012 das Double und stand bei der EM 2012 im DFB-Kader. Ein Jahr später erreichte er mit dem BVB das Finale der Champions League. Danach ging er durch ein tiefes Tal.

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Germany v Paraguay - International Friendly
Germany v Paraguay - International Friendly

Beim 3:3 gegen Paraguay am 14. August 2013 erzielte er ein Tor für die Nationalelf, doch das Spiel in Kaiserslautern wird er aus einem anderen Grund immer in Erinnerung behalten: Er zog sich eine Nervenwurzelentzündung im Rücken zu - und eine unglaubliche Leidenszeit begann.

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Hummels fühlt mit seinem Teamkollegen

"Die Verletzung war für ihn der Horror. Man kann sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, 13 oder 14 Monate nicht spielen zu können", sagte sein Teamkollege Mats Hummels am Montag.

"Ich habe erst nach der anschließenden Winterpause gemerkt, wie lang die Pause tatsächlich sein würde. Das war der schwierigste Zeitpunkt", erzählte Gündogan Ende März im Gespräch mit SPORT1.

Krankengeschichte gleicht einer Odyssee

Auf der Suche nach Hilfe landete er sogar in einem Militärkrankenhaus in Jewpatorija auf der Halbinsel Krim. Er habe versucht, "die perfekten Leute zu finden, die einem helfen können. Mir war egal, wo das war."

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Er ließ sich operieren - und hatte Glück. Schon beim Aufwachen nach dem Eingriff merkte er den Unterschied: "Es war so befreiend, man kann es kaum beschreiben. Es war wie ein persönlicher WM-Titel."

Beim WM-Start im Krankenhausbett

Als die WM in Brasilien begann, lag er noch im Krankenhausbett. Doch er stand wieder auf und kämpfte sich zurück. Im Oktober 2014 gab er sein Pflichtspiel-Comeback für den BVB, am 25. März 2015 kehrte er in die DFB-Auswahl zurück. Ausgerechnet in Kaiserslautern, dem Ort seiner bittersten Erfahrung.

Am 13. Juni erzielte er dann beim 7:0 gegen Gibraltar sein erstes Länderspieltor nach mehr als zwei Jahren.

Versöhnung mit den BVB-Fans

Es ging wieder bergauf. Allerdings nicht rechtzeitig, um einen Vertrag bei einem internationalen Topklub wie dem FC Barcelona zu ergattern. Schließlich verlängerte er in Dortmund um ein Jahr, doch die BVB-Fans nahmen es ihm übel und pfiffen ihn bei der Saisoneröffnung aus.

"Er hat in einer Situation, in der er nicht unbedingt bleiben wollte, trotzdem seinen Vertrag verlängert, damit der Verein nicht mit leeren Händen dasteht, sollte er nächsten Sommer wechseln", ergriff Hummels Partei für seinen Mitspieler: "Wenn er so spielt wie jetzt, wird es keinen geben, der irgendetwas gegen ihn hat", ist sich der BVB-Abwehrchef sicher.

Gündogan selbst hat die Sache mit den Fans längst abgehakt. "Zuletzt gab es bei meiner Auswechslung ziemlich viel Applaus. Das tut gut. Ich glaube, die Leute sehen, dass ich mich voll reinhaue", sagte er vergangene Woche im SPORT1-Interview.

Wieder der Alte

In der Bundesliga läuft es unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel hervorragend für den Mittelfeldspieler. Seit dem Länderspiel-Doppelpack gegen Polen und Schottland ist klar: Gündogan ist wieder der Alte.

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"Ich habe im Training schon gesehen, dass er in der Verfassung von vor zwei Jahren ist. Er hat wieder diese Dynamik, dieses Tempo und diese Beweglichkeit wie vor zwei Jahren", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Konkurrent für die Weltmeister

Mit Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Mesut Özil harmonierte er im Mittelfeld, doch auf längere Sicht ist er für die Weltmeister ein Konkurrent. Ein Anwärter auf einen Stammplatz.

Mats Hummels ist "froh darüber, dass ich nicht bewerten oder entscheiden muss, wer wo spielen soll. Aber Fakt ist, dass Ilkay, so wie er momentan spielt, zu den Top-Mittelfeldspielern auf der Welt gehört", sagt sein Dortmunder Vereinskollege.

Das weiß auch der Bundestrainer, der Gündogan zu den zukünftigen Stützen seiner Mannschaft zählt.

"Ilkay ist im Hinblick auf die EM 2016 und die WM 2018 ein Spieler, der in dieser Form kaum zu ersetzen sein wird", meinte Löw: "Man hat in beiden Spielen gesehen, welchen Wert er hat. Ich bin richtig froh, dass ich Ilkay wieder dabei habe."