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Carsten Lichtlein und Silvio Heinevetter im Interview

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Carsten Lichtlein und Silvio Heinevetter im Interview

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"Lieber werde ich ausgepfiffen"

Vor dem Achtelfinale gegen Ägypten sprechen die beiden deutschen DHB-Keeper mit dem SPORT1-Experten Stefan Kretzschmar über das neue Selbstvertrauen und Emotionen im Tor.
Carsten Lichtlein (l.) und Silvio Heinevetter stehen beim DHB-Team im Tor
Carsten Lichtlein (l.) und Silvio Heinevetter stehen beim DHB-Team im Tor
© SPORT1

"Ich liebe K.o.-Spiele!" Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist heiß. Seine Mannschaft ist es. Ab heute darf sich das DHB-Team richtig austoben. Beim Achtelfinale gegen Ägypten heißt es: Siegen oder fliegen.

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Mit einem Sieg wäre Deutschland dem Ziel ganz nah, sich für eines der Olympia-Qualifikationsturniere zu qualifizieren. Doch es ist so viel mehr drin - auch dank Carsten Lichtlein und Silvio Heinevetter.

Vor der Partie gegen die Afrikaner sprechen die beiden deutschen Torhüter mit SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar über die Gründe für den Erfolg in Katar, das neue Selbstvertrauen im Team und Emotionen zwischen den Pfosten.

Stefan Kretzschmar: Die Nationalmannschaft zeigt bei der WM, was ihr jahrelang gefehlt hat: Selbstvertrauen. Warum?

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Carsten Lichtlein: Der Trainer bringt das rüber. Er ist ruhig auf der Trainerbank, nicht impulsiv. Er bringt selbst dann keine Hektik rein, wenn es nicht läuft. Er bewahrt immer kühlen Kopf, und das überträgt sich auf die Mannschaft.

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Silvio Heinevetter: Das kannst du an den einzelnen Personen nachvollziehen. Nehmen wir Martin Strobel, der seit Jahren als ewiges Talent betitelt wird. Er spielt in Balingen seit eineinhalb Jahren sehr, sehr gut. Und auf einmal kann er auch Nationalmannschaft. Er ist für mich der Spieler, der am wichtigsten für uns ist, weil er super lenkt und zurzeit fast jeden Wurf trifft. Wir sind aber auch als Mannschaft enger zusammengerückt, weil wir wissen, dass es keinen Superstar gibt, dem man den Ball gibt und weiß, er trifft die richtigen Entscheidungen.

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Kretzschmar: Ist das eine Frage der Chemie? Früher gab es den einen oder anderen, den man nicht leiden konnte. Und jetzt funktioniert das Gefüge, oder?

Lichtlein: Auf jeden Fall. Dagur hat sich Gedanken gemacht, wen er dazu holt. Er hat verschiedene Typen zusammengestellt, zum Beispiel Steffen Weinhold, Michael Müller und Jens Schöngarth auf Halbrechts. Das ist das Paradebeispiel. Er setzt aber auch auf jung. Paul Drux macht in seiner Unbekümmertheit sein Ding…

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Heinevetter: Bist Du per Sie mit den Jungs?

Lichtlein: Das ist noch alte Schule (lacht).

Das DHB-Team will bei der WM in Katar (ab 15. Januar) endlich wieder zeigen, dass es zu einer der besten Mannschaft der Welt zählt. Der Test gegen Tschechien (ab 20 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) soll Bundestrainer Dagur Sigurdsson (Foto) die letzten Erkenntnisse für sein endgültiges Aufgebot liefern. SPORT1 zeigt den vorläufigen Kader
TOR: Silvio Heinevetter, 30 Jahre, Füchse Berlin, 114 Länderspiele
Carsten Lichtlein, 34, VfL Gummersbach, 184
Andreas Wolff, 23, HSG Wetzlar, 6
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Kretzschmar: Apropos alte Schule. Früher gab es immer eine klare Nummer 1, 2 und 3. Heute entscheidet der Bundestrainer aus dem Bauch heraus - gut so?

Lichtlein: Ich habe damit überhaupt kein Problem. Hauptsache der, der im Tor steht, hält die Bälle.

Heinevetter: Man muss immer wissen, woran man ist. Wir wissen, dass Dagur immer nach Bauchgefühl aufstellt. Wenn du es weißt, kannst du auch damit umgehen. Bisher läuft's super.

Kretzschmar: Und Ihr besprecht Euch vor einem Spiel noch mal untereinander?

Heinevetter: Jeder von uns schaut sich separat Videos an. Zehn bis fünfzehn Minuten vor der Mannschaftssitzung setzen wir uns nochmal zusammen und diskutieren kurz, was jeder gesehen hat und finden dann gemeinsam eine Lösung.

Kretzschmar: Ihr geltet, jeder auf seine Art, als emotionale Torhüter. Vor allem Du, Silvio, schnappst Dir auch mal gerne einen Gegenspieler. Ist das Teil Deines Torhüterspiels?

Heinevetter: Das hat nichts mit dem Torhüterspiel zu tun. Es war mein drittes Spiel gegen Flensburg, und Lars Christiansen hatte mich richtig im Griff. Dreher, Leger, Kopfroller - es ging alles rein und ich war kurz vor dem Explodieren. Ich dachte mir, wenn ich schon keinen Ball halte, muss ich ihn wenigstens bekommen. Aber danach ist das vergessen, und man gibt sich die Hand. Ich sage dann auch: 'Tut mir leid, ich bin da ein bisschen ausgerastet.'

Kretzschmar: Du giltst schließlich als Reizfigur, wirst viel ausgepfiffen.

Heinevetter: Für mich gehören Emotionen dazu. Egal, ob im positiven oder negativen Sinne. Lieber werde ich ausgepfiffen, als wie wenn die Halle total still ist. Du kannst deine beste Leistung nur abrufen, wenn du richtig unter Adrenalin stehst.

Kretzschmar: Und man erinnert sich hinterher noch an alles, wenn man so unter Adrenalin steht?

Lichtlein: Ich kann mich nach dem Spiel schon noch an jede Situation erinnern. Aber man ist im Tunnel, man nimmt die Zuschauer nicht wahr. Das ist extrem.

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Kretzschmar: Extrem ist auch, mit welcher Geschwindigkeit der Ball auf Euch zukommt - mit bis zu 110 km/h. Ich würde mich da niemals reinstellen.

Lichtlein: Das ist ein Kick. Man ist so voller Adrenalin, die Muskeln sind angespannt. Da merkst du sowas nicht.

Heinevetter: Du bist der letzte Mann und kannst die Spiele mitentscheiden. Du musst wenig laufen, kannst aber die tragende Figur sein. Das ist der Reiz.

Kretzschmar: Die Männer vor Euch zählen aber auch. Wann ist eine Abwehr eine gute Abwehr?

Lichtlein: Wenn eine Abwehr sehr aggressiv ist, den Gegner unter Druck setzt, und die Angreifer deshalb schnell abschließen müssen. Das hat ein Torhüter gern. Besser, als wenn sich einer den Torhüter ausgucken kann.

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Kretzschmar: Ihr habt richtige Social-Media-Freaks in Eurem Team. Das ist auch wichtig, für die Außendarstellung des Handballs. Nur von Euch liest man nichts - warum?

Lichtlein: Man kann jeden Tag hunderttausend Sachen posten. Wir sind aber für den Handball hier.

Heinevetter: Wenn du deine Ruhe haben möchtest, förderst du das nicht. Wir haben Mimi Kraus, Jens Schöngarth und Hendrik Pekeler, die machen das für uns mit. Der eine mag es, der andere nicht.