Natürlich waren Freude und Erleichterung enorm: Erst legten Kapitän Uwe Gensheimer und Co. ein kleines Siegestänzchen aufs Parkett.
Wie golden ist das DHB-Team schon?
Dann schnappten sich die deutschen Handballer ihr überdimensionales "Ticket to Tokio" fürs Jubelfoto und schrien ihre Freude mit Bundestrainer Alfred Gislason heraus. Mission erfüllt - raus mit allen Emotionen.
Durch ein lockeres 34:26 (17:14) gegen Algerien sicherte sich das deutsche Team die Olympia-Teilnahme und setzte damit den passenden Schlusspunkt eines nahezu perfekten Wochenendes für den deutschen Handball.
"Jetzt sind wir alle sehr glücklich, dass wir das geschafft haben, was wir uns vorgenommen haben. Alle sind extrem happy", sagte Gislason und sprach von einer "großen Erleichterung. Ich bin extrem stolz auf die Mannschaft." Auch für ihn persönlich sei das "eine Riesensache".
Den Abend ließ das deutsche Team dann auch bei einer spontanen Party mit Rippchen, Kartoffeln und Salat ausklingen. (SERVICE: Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Olympia-Teilnahme perfekt: Deutschland besiegt Algerien
Auch wenn der Abschluss gegen den afrikanischen Außenseiter etwas holprig geriet, schürte sein Team mit teilweise begeisternden Auftritten gegen Vizeweltmeister Schweden (25:25) und dem imposanten Kantersieg im Schlüsselspiel gegen den EM-Vierten Slowenien (36:27) die Hoffnung auf olympisches Edelmetall.
"Wir fahren nicht nach Tokio, um Zweiter zu werden", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Zielvorgabe und Erwartungshaltung sind also klar definiert: Qualifikation gemeistert, jetzt geht es um Gold - der Verband erwartet den Titel.
Trotzdem stellt sich die Frage abseits aller verständlicher Euphorie: Wie golden ist Deutschlands Handball schon sechs Wochen nach der historisch schlechten Weltmeisterschaft unlängst in Ägypten mit Platz 12?
Die Spieler jedenfalls formulieren die Titel-Mission deutlich gedämpfter als Hanning. "Das ist im Moment noch nicht so groß im Kopf, aber natürlich ist es das entfernte Ziel", sagte Gensheimer.
Gislason drückte es diplomatisch so aus: "Wir gehören nicht zu den ganz großen Favoriten, aber mit Deutschland muss man immer rechnen." (NEWS: Alles zum DHB-Team)
Gislasons Personal-Rochade greift
Nach dem Remis gegen Vizeweltmeister Schweden (25:25) und dem imposanten Kantersieg im Schlüsselspiel der Qualifikation gegen den EM-Vierten Slowenien (36:27) gelang der noch fehlende Punkt am Sonntag gegen den afrikanischen Außenseiter mühelos.
Zwar trübte die lange Zeit fahrige Vorstellung den guten Gesamteindruck, doch am Sieg des deutschen Teams bestand nie ein Zweifel. Bester Werfer zum Abschluss des Ausscheidungsturniers war Julius Kühn mit acht Toren.
Sechs Wochen nach der historisch schlechten WM (Platz 12) präsentierte sich das personell verstärkte deutsche Team in Berlin phasenweise wie ausgewechselt.
Und so verdiente man sich das Olympia-Ticket redlich als Turnierzweiter hinter den punktgleichen Schweden (beide 5:1), die am Sonntagabend Slowenien mit 32:25 (17:13) abfertigten. (HINTERGRUND: Keeper im Krankenhaus: Bitter fehlt auch gegen Algerien)
DHB-Bosse erneuern Gold-Erwartungen
Pünktlich zum "Wochenende der Wahrheit" (Hanning) kitzelte Gislason bei seinen Stars eine Top-Leistung in Angriff und Abwehr heraus.
"Das Signal, das von diesem Turnier ausgeht, ist, dass wir in der Lage sind, mit den besten Teams mithalten können", bilanzierte denn auch DHB-Präsident Andreas Michelmann zufrieden.
Für den Deutschen Handballbund ist es die elfte Olympia-Teilnahme einer Männer-Nationalmannschaft - und am erklärten Verbandsziel bei den Sommerspielen vom 23. Juli bis 8. August hatte der DHB auch nach dem WM-Fiasko in Ägypten stets festgehalten.
Dafür sei man "in letzter Zeit ziemlich durch den Kakao gezogen worden", sagte Michelmann deshalb nun auch mit gewisser Genugtuung in der Stimme. Das deutsche Team gehöre "auf jeden Fall zum Kreis derjenigen, die die Möglichkeit dazu haben."
Slowenien-Gala als Grundstein fürs große Ziel
Besonders imponierte dabei die Vorstellung am Samstag beim imposanten Kantersieg im Schlüsselspiel der Qualifikation gegen den EM-Vierten Slowenien (36:27), dem laut Spielmacher Philipp Weber "besten Länderspiel seit Jahren".
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Der Druck, bei einer Niederlage praktisch aus dem Olympiarennen zu sein, nachdem es zuvor ein Remis gegen Vizeweltmeister Schweden (25:25) gegeben hatte, schien die Mannschaft regelrecht zu beflügeln.
Hinten glänzte die DHB-Auswahl mit einer beweglichen 6:0-Abwehr um den starken Innenblock Hendrik Pekeler und Johannes Golla. Vorne strahlte das deutsche Team von sämtlichen Positionen Torgefahr aus und nutzte seine Chancen im Gegensatz zum Auftakt gegen die Schweden konsequent.
Michelmann hob am Sonntag den Anteil von Gislason hervor. Es sei "wichtig und gut, einen Trainer an der Seitenlinie zu wissen, der dieser berühmte Fels in Brandung ist". Genau aus diesem Grund habe man den Isländer vor einem Jahr verpflichtet.
Wolff als großer Rückhalt - Golla als Aktivposten
Auf dem Feld drückten gleich mehrere Spieler dem deutschen Spiel ihren Stempel auf. Im Tor brillierte gegen Slowenien Andreas Wolff, der im Duell mit Algerien nach rund 20 Minuten nun wieder für Silvio Heinevetter die Position zwischen den Pfosten überließ.
Im Rückraum überzeugten der wurfgewaltige Julius Kühn und Steffen Weinhold. Am Kreis sammelte der Flensburger Golla fleißig Pluspunkte, und auf den Außenbahnen spielten sich Marcel Schiller, der Kapitän Uwe Gensheimer auf links in den Schatten stellte, und Timo Kastening in den Vordergrund.
Auch wenn Gislason in den kommenden Monaten reichlich Arbeit haben dürfte, die Mannschaft so weiterentwickeln, dass sie in Tokio zum Titelanwärter taugt: Olympia kann kommen - zumindest für die DHB-Granden.
"Die Jungs haben sich freigespielt. Das verleiht Stärke für die kommenden Aufgaben", so Sportvorstand Axel Kromer.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)