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Leichtathletik: Johannes Vetter visiert Goldmedaille für Olympia in Tokio an

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Leichtathletik: Johannes Vetter visiert Goldmedaille für Olympia in Tokio an

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Vetter: "100-m-Wurf passiert einfach"

Johannes Vetter ist der wohl größte deutsche Olympiafavorit. Der Speerwurf-Star spricht bei SPORT1 über seine Ausnahmerolle und seine einzige Sorge vor Tokio.
Johannes Vetter ist Favorit bei den kommenden Olympischen Spielen
Johannes Vetter ist Favorit bei den kommenden Olympischen Spielen
© Imago
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Zwei Monate vor den Olympischen Spielen befindet sich Johanes Vetter in der Form seines Lebens.

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Der 28 Jahre alte Speerwerfer feuert sein Wettkampfgerät regelmäßig über 90 Meter und distanziert die Konkurrenz nach Belieben. Bei der Team-EM in Chorzow glänzte Vetter am Samstag mit einem Wurf über 96,29 Meter und stellte erneut seine absolute Ausnahmestellung unter Beweis.

Sein primäres Ziel bis Olympia: unverletzt bleiben!

"Ich werde auf keine Fälle einen Wettkampf bestreiten, wo ich etwas auch nur ansatzweise aufs Spiel setze. Sobald ich etwas spüre, breche ich ab. Ansonsten wäre das fatal, irgendein Risiko dabei einzugehen", verrät Vetter im SPORT1-Interview.

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Der Athlet der LG Offenburg spricht außerdem über seine Favoritenrolle für Tokio, den Weltrekord von Jan Zelezny (98,48 Meter) und den Traum eines 100-Meter-Wurfes.

Vetter voller Selbstvertrauen und Kraft

SPORT1: Herr Vetter, Sie sind in einer bestechenden Form, selbst die 90-Meter-Linie ist derzeit kein Hindernis. Wie "normal" fühlt sich so ein 90-Meter-Wurf für Sie mittlerweile an?

Johannes Vetter: Eigentlich sollte es nicht zur Normalität gehören. Trotzdem ist es so, dass ich insgesamt schon 25 Würfe über die 90 Meter hatte, neun davon in diesem Jahr. Man muss sich immer vor Augen führen, dass erst 20 Menschen über diese Linie geworfen haben. Ich bin aber trotzdem froh, dass es bei mir zur Normalität geworden ist - das gibt einen sehr viel Selbstvertrauen und Kraft.

SPORT1: Wissen Sie wie viel 90-Meter-Würfe der aktuelle Weltrekordler Jan Zelezny in seinem Repertoire hatte?

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Vetter: Ich glaube über 50! 

SPORT1: Dann haben Sie ja noch was zu tun...

Vetter: Man muss sich ja auch etwas offen halten…

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SPORT1: Bei Ihrem letzten Wettkampf in Chorzow flog Ihr Speer im ersten Versuch über 94 Meter, im zweiten sogar über 96 Meter, was nur zwei Meter unter dem Weltrekord liegt. Was wäre drin gewesen, hätten Sie nicht auf die verbliebenen Versuche verzichtet?

Vetter: Ich hätte gern beim dritten und vierten Versuch an die Leistungen angeknüpft und bin mir sicher, dass da noch mehr gegangen wäre am Samstag.

Teilnahme an Deutscher Meisterschaft fraglich

SPORT1: Sie haben sich beim zweiten Wurf leicht verletzt. Wie geht es Ihnen heute?

Vetter: Ich bin schmerzfrei, war es aber schon nach dem Wettkampf. Wir wollten aber trotzdem auf Nummer sicher gehen und haben deshalb ein MRT gemacht und Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wir werden in den nächsten Tagen sehen, wie es sich entwickelt. Mein ganzes medizinisches Team arbeitet mit Hochdruck daran.

SPORT1: Wovon machen Sie abhängig, ob Sie am kommenden Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gehen?

Vetter: Wir machen die Woche noch ein Kontroll-MRT und sprechen es dann zusammen ab. Über die Olympia Qualifikation muss ich mir Gott sei Dank keine Gedanken machen. Ich führe die Weltjahresliste mit acht Metern Vorsprung an und habe auf den zweitbesten Deutschen derzeit elf Meter Vorsprung…

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SPORT1: Da würde es überraschen, wenn jemand Deutscher Meister würde, der nicht Johannes Vetter heißt...

Vetter: Das ist zu vernachlässigen. Ein Ziel wäre, über 90 Meter bei einer Deutschen Meisterschaft zu werfen, das hat noch keiner geschafft. Mein Hauptaugenmerk ist aber nicht die Deutsche Meisterschaft, sondern sind die Olympischen Spiele in Tokio.

Vetter: Mein Ziel ist Olympia-Gold

SPORT1: Wie lautet Ihr Fahrplan bis zu den Spielen?

Vetter: Im Juni stehen noch ein paar Wettkämpfe an und im Juli dann das Diamond-League-Meeting in London. Aber wie gesagt, wir riskieren nichts. Ich werde in keinem Fall einen Wettkampf bestreiten, wo ich etwas auch nur ansatzweise aufs Spiel setze. Mein rechtes Bein drückt mit ca. 450 Kilogramm in den Boden. Sobald ich etwas spüre, breche ich ab. Ansonsten wäre das fatal, irgendein Risiko dabei einzugehen. Jetzt kommt es erst einmal auf meinen Heilungsprozess und auf die Arbeit meines medizinischen Teams an. In den nächsten Tagen wird sich dann herauskristallisieren, wie wir weiter vorgehen.

SPORT1: Also ist das primäre Ziel, bis Tokio sich nicht mehr zu verletzten?

Vetter: Das ist das primäre Ziel.

SPORT1: Planen Sie den Weltrekord noch vor Tokio zu verbessern?

Vetter: Mein Ziel ist es, Olympia-Gold zu holen.

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SPORT1: Hat sich eigentlich Jan Zelezny mal bei ihnen gemeldet?

Vetter: Ich habe keinen privaten Kontakt. Aber wir haben uns in Ostrava getroffen, dort ist er Turnierdirektor.

Vetter: Zelezny traut mir 100 Meter zu

SPORT1: Fürchtet er, dass Sie seinen Weltrekord verbessern könnten?

Vetter: Fürchten nicht, aber er ist natürlich glücklich, dass er ihn noch hält. Er war ein herausragender Speerwerfer und Athlet. Er traut mir aber zu, dass ich über 100 Meter werfe. Das hat er mir auch ehrlich gesagt. Wir beide aber können es am besten einschätzen, was alles dazu gehört, um das zu schaffen.

SPORT1: Spielen die 100 Meter in ihrem Kopf überhaupt eine Rolle? Und wenn ja - wann könnte es soweit sein, dass der Speer über diese Marke fliegt?

Vetter: Dinge, die den Kopf zu sehr beschäftigen nehmen einem die Energie, sie in einer gewissen Art der Leichtigkeit zu erfüllen. Einen 100-Meter-Wurf führt man nicht aus, er passiert einfach. Wenn nicht dieses Jahr, dann vielleicht nächstes Jahr. Aber darauf konzentriere ich mich nicht – sondern nur darauf, die Goldmedaille in Tokio zu holen.

SPORT1: Wie sehen denn die Reaktionen ihrer Kontrahenten aus, wenn sie einen Speer nach dem anderen über 90 Meter werfen?

Vetter: Das müssen Sie meine Kontrahenten fragen. Ich achte gar nicht groß drauf, sondern konzentriere mich auf mich selbst. Was die Kontrahenten denken oder machen, interessiert mich nicht. Ich fokussiere mich nur auf mich, um mit mir selbst im Reinen zu sein. Alles andere würde mich zu viel Energie kosten

"Sport und Zukunft muss bei Seehofer auf Tisch"

SPORT1: Es gibt während der Wettkämpfe nicht mal einen Spruch der Kollegen?

Vetter: Klar finden die Jungs das auch enorm und gratulieren mir. Aber während des Wettkampfes habe ich kein Auge für die anderen. Auch wenn sie sich hübsch machen. (lacht)

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SPORT1: Obwohl es gerade im Speerwurf derzeit glänzend aussieht, herrscht in der deutschen Leichtathletik aktuell ein Talentemangel. Wie kann man hier dagegen steuern?

Vetter: Die Inzidenz sinkt ja aktuell zum Glück wieder. Teamsport wird deshalb auch so langsam wieder möglich. Dann hoffe ich, dass viele junge Sportbegeisterte wieder in die Vereine gehen und ihr Training erneut aufnehmen können. Werbung machen wir Profis mit unseren Leistungen, dafür sind wir also auch ein Stück weit verantwortlich. Ansonsten ist das eine Frage, die der deutsche Leichtathletik-Verband zu beantworten hat. Die Gesellschaft hat in allen Teilen durch die Pandemie den Bezug zu diversen Träumen verloren. Wie in allen Sektoren brauchen wir mehrere Millionen, ein paar Idealisten, clevere Menschen wie Robert Harting und ein bisschen Geduld. Momentan ist keine Kohle da. Der Sport und seine Zukunft müssen bei Seehofer auf den Tisch.

SPORT1: Haben sie schon als Kind gewusst, dass sie Speerwerfer werden?

Vetter: Ich bin allgemein ein sportbegeisterter Mensch. Ich schaue alles: von Olympia über Fußball bis zur Formel 1. Ich weiß nur nicht, ob es in der Zeit der Olympischen Spiele 1996 oder 2000 war, als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich auch einmal Olympia-Sieger werden will.