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Formel 1: Marc Surer analysiert mögliche Regel-Änderungen 2021

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Formel 1: Marc Surer analysiert mögliche Regel-Änderungen 2021

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Das steckt hinter dem F1-Machtkampf

Die Formel 1 will für 2021 ein neues Regelpaket herausbringen, doch noch gibt es viele Unstimmigkeiten. Ex-Fahrer Marc Surer analysiert bei SPORT1 die Optionen.
In einem rätselhaften Instagram-Post lässt Lewis Hamilton mit düsteren Gedanken aufhorchen. Der Formel-1-Weltmeister ist eine vielschichtige Persönlichkeit.
Franziska Wendler
Franziska Wendler

"Alle müssen eine Chance haben. Wir brauchen ein Leicester City in der Formel 1."

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Die Worte, die Formel-1-Sportchef Ross Brawn wählte, waren deutlich. Seit Jahren dominieren drei Rennställe das Geschehen. Konkret bedeutet das, dass seit März 2013 jedes Rennen entweder von Mercedes, Ferrari oder Red Bull gewonnen wurde. Andere Teams sind chancenlos.

So soll es in Zukunft nicht weitergehen. So wie Leicester City 2016 aus dem Nichts die Premier League gewann, so sollen auch Siege oder gar Titel anderen Teams in der Königsklasse des Motorsports möglich sein.

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Wie das gelingen kann, darüber wird schon lange gestritten - doch inzwischen wird die Zeit knapp. Immer wieder wurde die Frist zur Findung eines neuen Regelwerks verschoben, bis zum 31. Oktober muss nun eine Einigung her.

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Auch, weil die Teams anfangen müssen, die Autos für die Saison 2021 zu entwickeln. Aktuell ist das nicht möglich, da ohne ein Regelwerk kaum ein Teil am Auto abgestimmt werden kann.

Doch über welche möglichen Regeländerungen wird am meisten gestritten und welche internen Machtkämpfe blockieren die Entscheidungsfindung? Im SPORT1-Interview gibt Ex-Pilot und Formel-1-Experte Marc Surer seine Einschätzung.

Budgetdeckelung

Eine der in den Augen von Eigentümer Liberty Media vielversprechendsten Maßnahmen ist eine Budget-Obergrenze. Aktuell leisten sich die Topteams mit großem Geldbeutel die besten Ingenieure und sind der Konkurrenz allein deshalb weit voraus.

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Eine Obergrenze von 158 Millionen pro Team soll die Lücke zwischen den verschiedenen Konzernen schließen. Laut Surer ist diese bereits beschlossene Sache, es geht nur noch um Detailfragen. Ein Problemlöser ist die Obergrenze in ihrer jetzigen Form dennoch nicht.

"Das Budgetlimit ist viel zu hoch. Die großen Teams müssen nicht viel zurückschrauben. Nur ein viel tieferes Limit würde den kleinen Teams helfen. An das vorgeschlagene Limit von 158 Millionen kommen die kleinen Teams gar nicht heran und können es somit nicht ausnutzen", beklagt Surer.

Seiner Ansicht nach hätte nur ein deutlich niedrigeres Limit wirklich etwas verändert.

Einheitsteile für alle Teams

Auch die Einführung von Einheitsteilen steht auf der Agenda ganz oben.

Bei diesem Punkt wird hinter den Kulissen jedoch deutlich mehr gestritten als beim Budget. Sechs der zehn Teams sind dagegen.

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Der Grund: Die besten Ingenieure sollen die Möglichkeit bekommen, die besten Autos zu bauen. Star-Designer wie Adrian Newey bei Red Bull wären ansonsten nur noch die Hälfte wert.

Und auch Marc Surer wünscht sich nur wenige einheitliche Teile: "Wir haben bereits bei den Reifen ein einheitliches Modell. Schon da ist die Hälfte der Teams unglücklich. Wenn man das weitertreibt, dann wird die Formel 1 zu einer Einheitsliga und das ist nicht gut."

Vor allem die Erfahrung aus anderen Rennserien verheißt nichts Gutes.

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"In der Formel 2 und in der Formel 3, wo die Autos komplett einheitlich sind, gewinnen dennoch immer die gleichen Teams. Natürlich würde das Feld etwas zusammenrücken. Aber das ein Team besser arbeitet als das andere, das wird es immer geben. Da werden auch die Einheitsteile nicht viel ausmachen", macht Surer nur wenig Hoffnung auf Besserung.

"Die DNA der Formel 1 ist es, dass jeder sein Auto entwickeln muss und nicht einen Bausatz bekommt. Das Interesse der Zuschauer ist geweckt, weil Autohersteller dahinterstecken und der Zuschauer sehen will, wer es besser macht als der andere."

Einheitsserien wie Indy Car verlieren dagegen mehr und mehr das Interesse der Fans.

Statt einheitlicher Teile wünscht sich Surer viel mehr, dass die Teams nur noch begrenzt neue Teile an den Start bringen dürfen. "Topteams bringen bei jedem Rennen neue Teile. Das ist, was Geld kostet und was sich die kleinen Teams nicht leisten können", plädiert er für nur zwei mögliche Updates pro Saison.

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Vereinfachte Aerodynamik

Mit der Übernahme durch Liberty Media änderte sich auch das Design der Front- und Heckflügel. Während zuvor aufgrund vieler Teile an den Flügeln das hintereinander herfahren kaum möglich war, wurde die Anzahl der Teile vor der Saison limitiert und damit das Überholen vereinfacht.

"Liberty Media macht eines ganz richtig. Sie versuchen die Aerodynamik so zu trimmen, dass man hintereinander herfahren kann. In diesem Jahr gibt es bereits deutlich mehr Überholmanöver als in den Jahren zuvor, nur hat man sich inzwischen schon daran gewöhnt", erinnert der Schweizer.

Gelingt es dem Besitzer der Königsklasse, die komplizierten Frontflügel noch weiter zu vereinfachen, ist dies der "wichtigste Schritt für gutes Racing".

Mercedes und Ferrari drohen mit Ausstieg

In den letzten Jahren drohte vor allem Ferrari immer wieder mit einem Ausstieg, doch auch Mercedes hat bereits angekündigt, im Falle einer ungünstigen Regeländerung die Formel 1 eventuell verlassen zu wollen."

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Für Marc Surer kein Argument: "Wenn man immer darauf hört, dass jemand droht, dann wird das Reglement mit Angst geschrieben und das soll nicht sein. Man soll mutig sein und nicht immer nur auf die Wünsche der Hersteller, sondern auch auf die Wünsche der Zuschauer hören.

Mit dem immer noch bestehenden Vetorecht der Scuderia hat er indes keine Probleme. "Ferrari ist die Marke, die der Formel 1 am längsten treu geblieben ist. Warum sollen sie nicht einen kleinen Vorteil haben? So lange sie es nicht strapazieren, finde ich das nicht schlimm."

Angst vor einem Ausstieg der Roten hat der Schweizer ohnehin nicht. "Was wäre Ferrari ohne die Formel 1? Wenn sie aussteigen, dann sind sie einer von vielen. Ferraris werden verkauft, weil sie Formel 1 fahren."

Die Zeit wird knapp

Langsam wird es ernst für die Verantwortlichen der Formel 1. Der Stichtag zur Präsentation des Regelpakets ist bereits in zwei Wochen. Damit endlich eine Einigung erzielt wird, kommt es für Surer vor allem auf eines an:

"Liberty Media und die FIA müssen sich so stark präsentieren, dass sie die Regeln durchsetzen. In anderen Sportarten werden die Regeln auch nicht von den Teilnehmern gemacht. Im Tennis gibt es seit Ewigkeiten die gleiche Regel. Bis heute versteht keiner die komische Zählweise, aber es ist so. Genauso muss es in der Formel 1 sein. Einer muss das Reglement bestimmen und Schluss."