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Dieses Bayern-Beben wirft Fragen auf

Bayern-Hammer wirft Fragen auf

Bayern-Superstar Carsen Edwards verlässt den Verein durchaus überraschend zur kommenden Saison. Der Abgang wirft für beide Seiten Fragen auf.
Carsen Edwards sorgt mit acht Dreiern und 26 Punkten im 3.Viertel für neue Rekorde in der EuroLeague.
Bayern-Superstar Carsen Edwards verlässt den Verein durchaus überraschend zur kommenden Saison. Der Abgang wirft für beide Seiten Fragen auf.

Wut und Unverständnis bei den Fans des FC Bayern Basketball! Mit großer Enttäuschung reagierten die Anhänger des Deutschen Meisters auf den Abgang ihres Top-Stars Carsen Edwards, der am Freitag offiziell verkündet wurde.

Selten gab es ähnlich viele Reaktionen in den sozialen Netzwerken und selten war der Tenor bei den Usern so gleich wie an diesem Freitag. Nahezu alle Fans hätten sich einen Verbleib von Edwards in München gewünscht, das zeigte spätestens der Blick in die Kommentare in den sozialen Medien.

Dass dieser Abgang bei den Fans für Enttäuschung sorgen würde, war aber auch schon vorher klar. Kaum ein Spieler der Bayern war bei den Fans so beliebt wie Edwards. Mit seinem spektakulären Spiel brachte er den SAP-Garden in dieser Saison mehrfach komplett zum Ausrasten.

So übrigens auch letztmals nach Spiel fünf der dramatischen BBL-Finalserie gegen Ulm. Bei der anschließenden Siegerehrung jubelten die Fans am lautesten, als Edwards auf die Bühne gerufen wurde - obwohl er die gesamten BBL-Playoffs mit einer Rückenverletzung verpasst hatte.

Bayern-Fans träumten von Edwards-Verbleib

Der Guard aus Houston ist in München ein echter Superstar, den auch Menschen kannten, die sich nicht tagtäglich mit Basketball beschäftigen. Nicht umsonst sah man bei den Bayern-Fans kaum ein Trikot öfter als das Jersey mit seiner Nummer drei. Selbst die Kinder von Fußball-Star Raphael Guerreiro kamen regelmäßig in ebenjenem Trikot in die Halle.

Auch in der kommenden Saison können die Fans Edwards wieder in München sehen, dann aber nicht in Bayern-Rot, sondern, wie schon von SPORT1 vorab berichtet, im schwarzen Trikot von EuroLeague-Konkurrent Virtus Bologna.

Dass die Bayern einen ihrer Top-Spieler verlieren, ist im Haifischbecken EuroLeague an sich auch nicht ungewöhnlich. So verließ beispielsweise Wade Baldwin, der in dieser Saison mit Fenerbahce die EuroLeague gewann, 2021 nach einer überragenden Saison den FC Bayern. Nach dieser Saison gingen auch Devin Booker und Nick Weiler-Babb.

Aber bei Edwards schien die Gemengelage eine andere zu sein. Trotz seiner überragenden Leistungen mit (20,4 Punkte im Schnitt in der EuroLeague), die ihn sogar in das First-Team der Basketball-Königsklasse brachten, schien ein Verbleib schon so gut wie sicher.

Denn nach SPORT1-Informationen waren sich Edwards und Bayern sogar über eine Vertragsverlängerung einig!

Bayern-Verzicht wirft Fragen auf

Um ihren Star zu halten, sollen sich die Bayern finanziell sogar extrem gestreckt und ein Angebot abgegeben haben, das es in dieser Form bei den Münchenern noch nie gab. Doch dann gab es im Verein ein Umdenken, die Verantwortlichen zogen ihr lukratives Angebot zurück. Die große Frage: Warum?

Der Schritt überrascht gerade deshalb, weil in den letzten Wochen auch bei Edwards eine Stimmungsveränderung zu erkennen war. Wirkte er nach seinem verletzungsbedingten Ausfall am Seitenrand zunächst komplett lustlos und frustriert - er wollte nach SPORT1-Informationen sogar vorzeitig zurück in die USA reisen -, war er in der Finalserie dann wieder komplett energetisch und aufgedreht.

So eilte er beim hitzigen Spiel vier in Ulm, bei dem SPORT1 direkt hinter der Bayern-Bank saß, bei einem lautstarken Disput zwischen Vladimir Lucic und einem Ulmer-Anhänger herbei und verteidigte seinen Kapitän. Auch wegen des veränderten Auftretens des oft launischen US-Stars wirkte es so, als könnte seine Erfolgsgeschichte beim FC Bayern doch noch weitergehen.

Edwards fehlte schon bei Bayerns Meisterfeier

Dementsprechend positiv zeigte sich auch Bayerns Sportdirektor Dragan Tarlac nach dem Gewinn der Meisterschaft, als ihn SPORT1 auf einen möglichen Verbleib von Edwards ansprach: „Wenn es guten Willen von beiden Seiten gibt, kann man auch einen guten Weg finden. Wir befinden uns in guten Gesprächen, müssen aber noch schauen, wie die letztendlich ausgehen. Wir sind aber positiv gestimmt, dass wir einige der Spieler, die wir behalten wollen, auch halten können.“

Behalten wollten die Bayern Edwards in München dann aber eben doch nicht. Zu den genauen Gründen wollte sich der Verein auf SPORT1-Nachfrage nicht äußern.

Wichtig ist dem Klub aber definitiv, dass der Rückzug nichts mit der Rückenverletzung zu tun hat, die sich Edwards im April zugezogen hat. Gerüchte, dass der Top-Star vielleicht sogar einsatzfähig gewesen sei, sich aber weigerte, zu spielen, dementierte die Bayern – auch in der offiziellen Pressemitteilung zum Abgang.

Auffällig war aber, dass Edwards schon bei der offiziellen Meisterfeier des Vereins zwei Tage nach dem Triumph fehlte. Während sich Spieler und Trainerteam beim Event von den Fans verabschiedeten, glänzte der Guard durch Abwesenheit.

Edwards wollte eigentlich nicht nach Bologna

Dass die Bayern ihr Angebot zurückzogen, dürfte Edwards nicht schmecken. Denn der Superstar wäre eigentlich gerne in München geblieben.

Vielleicht auch, weil er zuvor bei seiner Entscheidung zu lange wartete, verbaute er sich durchaus interessante Alternativen. So blieb nach dem Rückzug der Bayern nur noch der Wechsel nach Italien.

Es ist zu hören, dass das Angebot aus Bologna seine letzte verbliebene Möglichkeit gewesen sei, noch einen vernünftigen Platz in der EuroLeague zu bekommen.

Besonders pikant: Als Edwards vor einigen Wochen noch mehrere Angebote aus der EuroLeague hatte, war die Anfrage von Bologna nach SPORT1-Informationen diejenige, auf die Edwards am wenigsten Lust hatte. Einen Wechsel nach Italien konnte er sich damals gar nicht vorstellen.

Hat sich Edwards verzockt?

Es scheint also so, als hätte sich Edwards verpokert. Dafür spricht auch ein Medienbericht aus Italien: Nach Informationen des gut vernetzten Alessandro Luigi Maggi soll der Guard in Bologna 1,3 Millionen Euro für die kommende Saison verdienen.

Im Vergleich zu den Summen, die auf dem aktuellen EuroLeague-Markt für Top-Spieler bezahlt werden (zur Erinnerung: Edwards wurde als einer der fünf besten Spieler der abgelaufenen Saison gekürt), erscheint dieses Gehalt äußerst gering.

Für Bologna ist seine Verpflichtung so oder so ein Coup, der in den sozialen Medien auch entsprechend gefeiert wurde.

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Wie gut der Fit für Edwards bei Virtus sein wird, bleibt allerdings noch offen. Es wird speziell interessant zu beobachten sein, ob der strenge Trainer Dusko Ivanovic, der Spieler nach Fehlern gerne auswechselt und anschreit, mit dem durchaus sensiblen Edwards zusammenpasst.

Der US-Guard hatte bei den Bayern speziell von Menschenflüsterer Gordon Herbert profitiert, der genau weiß, wie er mit speziellen Charakteren umgehen muss und Edwards komplett vertraute.

Münchens Superstar zieht weiter - für wen der geplatzte Deal schwerer wiegt, muss sich erst noch zeigen.