Robert Owen sorgte am Donnerstagnachmittag für die große Überraschung bei der Darts-WM und schlug die deutsche Nummer zwei, Gabriel Clemens, mit 3:1.
„Das größte Spiel meiner Karriere“
„Ich habe eben das größte Spiel meiner Karriere gespielt“, sagte der Waliser anschließend auf der Pressekonferenz in der West Hall des Alexandra Palace, die Freude stand dem 40-Jährigen ins Gesicht geschrieben.
Dabei wäre „Stack Attack“ eigentlich nicht bei der WM dabei gewesen, war überhaupt nicht qualifiziert. Weil aber Dom Taylor Ende November von der Darts Regulation Authority, den Regelhütern der PDC, des Dopings überführt und mit sofortiger Wirkung suspendiert wurde, rutschte Owen als erster Nachrücker in das Teilnehmerfeld.
Ob er deshalb nun an Schicksal glaube? „Naja, jetzt auf jeden Fall“, scherzte der Waliser, für den die WM nicht besser laufen könnte.
Owen drohte nämlich die Tourcard zu verlieren, musste bei der WM zwei Spiele gewinnen, um sie nun für die kommenden zwei Jahre nahezu gesichert zu haben.
Wie also feiert man diesen sensationellen Sieg über den gesetzten Clemens? „Ich werde ein bisschen Darts schauen, aber nicht zu viel. Ich muss morgen um neun Uhr arbeiten“, gestand Owen, der noch in Teilzeit als Lieferfahrer bei Iceland Food Warehouse angestellt ist. Bereits nach seinem Erstrunden-Erfolg über Niels Zonneveld offenbarte Owen, dass er seinen Job liebe.
Clemens-Bezwinger: „Kann nicht sagen, dass es mir leidtut“
Es sei auch ein mentaler Ausgleich, würde ihn als dreifachen Familienvater herunterbringen. Das merkte man nicht zuletzt auf der Bühne, gerade als Clemens im dritten Satz einen massiven Aufschwung zu haben schien, zwei brillante Legs an Board zauberte.
„Ich habe es nur weggelächelt, weil ich ein relaxter Typ bin. Ich bin mental stark genug für dieses Spiel“, gab sich Owen selbstbewusst: „Leute verstehen gar nicht, wie ausgeglichen ich als Dartspieler bin.“
Das bekam auch „Gaga“ mit voller Breitseite zu spüren. Auf der Pressekonferenz lobte Owen diesen zwar als „fantastischen Spieler“, stellte aber auch unmittelbar klar, dass er sich nicht für den Sieg und das gleichbedeutende Ausscheiden Clemens‘ aus den Top 32 der Order of Merit entschuldigen müsse: „Er wird sicher in die Top-32 zurückkehren, aber ich kann nicht sagen, dass es mir leidtut, wenn ich diese Spieler schlage. Weil dort will ich auch hin!“
Ein offensiver Abschiedsgruß folgte: „Ich wünsche ihm nur das Beste, aber es ist jetzt meine Zeit, zu glänzen!“
Die Chance darauf hat der Waliser in der 3. Runde entweder gegen den schnellsten Dartspieler der Welt, Ricky Evans, oder dessen Landsmann Dave Chisnall am 29. Dezember (LIVE auf SPORT1). Kein einfaches Los, doch Owen hat Blut geleckt: „Sie müssen richtig gut spielen, um mich zu schlagen!“