MERKen Sie sich diesen Namen! Arno Merk hat sich bei der PDC Europe Hylo Super League durchgesetzt und als achter Deutscher das WM-Ticket für die prestigeträchtigste Darts-Bühne der Welt gelöst.
Darts-WM: "Ich kann es immer noch nicht realisieren" - Arno Merk feiert Debüt im Ally Pally
Ein Coup, der fast geplatzt wäre
Schon mit 18 Jahren stand Merk auf einer WM-Bühne, damals noch bei der BDO. Nun steht sein WM-Debüt im Ally Pally bevor. (Darts-WM ab 11. Dezember LIVE im TV auf SPORT1)
Im SPORT1-Interview verrät der inzwischen 33-Jährige, wie er seine Karriere wiederbelebt hat, weshalb er für drei Jahre aus Deutschland ausgewandert ist – und weshalb ihm eine SPORT1-Gameshow fast die WM gekostet hätte.
SPORT1: Herr Merk, Sie haben die PDC Europe Hylo Super League gewonnen und sich so erstmals für die Darts-WM im Ally Pally qualifiziert. Wie geht es Ihnen damit?
Arno Merk: Ich kann es immer noch nicht richtig realisieren! Am Freitagabend haben mich nach der Qualifikation einige Kumpels vor der Halle überrascht und wir sind zur „WM-Party“ in einen Irish Pub gefahren. Der war eigentlich voll. Aber einer meiner Freunde ist reingegangen, hat gesagt, dass wir ein „Special Event“ haben und dann haben wir tatsächlich noch einen Platz bekommen. Ich war aber fix und alle, die ganze Aufregung und Anspannung der vier Tage Super League ist abgefallen.
Arno Merk: „Das ist der absolute Wahnsinn“
SPORT1: Mit der WM-Qualifikation sind viele Glückwünsche auf Sie eingeprasselt. Wie gehen Sie mit dieser neuen Situation um?
Merk: Ich habe auch Tage später immer noch 190 WhatsApp-Chats offen, ganz zu schweigen von den DMs auf Instagram (lacht). Das ist der absolute Wahnsinn. Max Hopp hat mir direkt gratuliert, mit Max Czerwinski, Dominik Grüllich, Lukas Wenig, Leon Weber und Kai Gotthardt auch andere deutsche Tourcard Holder. Aber ich bin längst noch nicht mit allen Nachrichten durch…
SPORT1: Sie haben immerhin den deutschen Rekord komplettiert, schon jetzt steht fest: Acht Deutsche werden im Ally Pally Pfeile werfen, mehr als je zuvor.
Merk: Es ist cool, derjenige gewesen zu sein, der den Rekord aufgestellt hat! Aber man merkt bei der Super League, auf der Challenge- und Development-Tour: Es ist alles kein Zuckerschlecken mehr…
SPORT1: Nicht mehr?
Merk: Als ich mich vor 15 Jahren für die BDO-WM, (damals British Darts Organisation, heute Word Darts Federation (WDF), Konkurrenzverband der PDC; Anm. d. Red.) qualifiziert habe, hatten wir auch einige Spitzenspieler. Danach hat das Niveau aber nachgelassen, und das Feld war in der Breite nicht so stark besetzt, wie es jetzt der Fall ist.
„Ich habe mir das zu Herzen genommen“
SPORT1: Damals waren Sie blutjunge 18 Jahre alt, haben in Ihrer Jugend schon national und international auf Top-Niveau mitgespielt. Danach hat man nicht mehr viel von Ihnen gehört. Weshalb hat es 15 Jahre gedauert, bis Sie jetzt auch auf dem PDC Circuit Fuß fassen?
Merk: Mein WM-Match lief damals gar nicht gut. Danach tauchten einige Nachrichten in Internetforen auf, in denen man sich das Maul über mich zerrissen hat. Ich habe mir das zu Herzen genommen, bin kürzergetreten und habe mehr Fußball gespielt.
SPORT1: Sie sind sogar zeitweise aus Deutschland ausgewandert.
Merk: Ich habe 2016 ein Jobangebot aus Italien bekommen und bin für drei Jahre nach Lentate sul Seveso, eine Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern zwischen Como und Mailand, gezogen. Ich habe als Techniker in einer Firma für Gewindebohrer gearbeitet - und hatte in meiner Freizeit nur 20 Minuten bis an den Comer See und eine halbe Stunde nach Mailand. Das war eine schöne Zeit. Nur wollte ich nach drei Jahren zurück, weil ich meine Familie und Freunde vermisst habe.
SPORT1: Da waren Sie schon Ende 20. Wie kam noch einmal der Reiz auf, im Darts durchstarten zu wollen?
Merk: Über meinen besten Freund, Marcel Gomula. Wir haben die WM zusammen auf SPORT1 geguckt, bei ihm hing eine Scheibe und wir haben angefangen zusammen zu spielen. So hat er seine Karriere gestartet und ich habe sie wieder begonnen. Jetzt spielen wir zusammen bei den Bulldogs Wolfsbüttel in der Bundesliga.
Warum eine Show fast die WM gekostet hätte
SPORT1: Im Sommer haben Sie zudem bei der „Darts Party“ auf SPORT1 mitgemacht, eine Gameshow, die Darts und Parcours-Elemente verbindet. Dort haben Sie 5000 Euro Preisgeld mit nach Hause genommen - und doch wäre Ihnen das fast für die WM zum Verhängnis geworden.
Merk: Die Darts Party wurde in der Karibik gedreht, ich war noch nie in der Dominikanischen Republik und auch noch nie in einer Fernsehshow. Ich hatte einfach Bock darauf. Aber ich musste dafür eben auch drei Turniere der NextGen-Serie auslassen. Mein Manager meinte schon: „Muss das sein? Hauptsache die Super League klappt.“ Die Formkurve ging danach auch für ein paar Wochen nach unten. Hätte ich nicht am Saisonende zwei NextGen-Events gewonnen, hätte ich tatsächlich wohl die Super League verpasst und wäre so nicht zur WM geflogen. Da wäre ich richtig genervt gewesen von mir selbst.
SPORT1: Thema WM: Waren Sie schon einmal im Ally Pally?
Merk: Nein! Ganz witzig: Mich haben das vergangene Jahr über immer wieder Kumpels und andere Darter gefragt, ob ich dort schon einmal war. Ich habe aber immer geantwortet: „Wenn ich da hinfahre, dann als Spieler!“ Das erste Mal muss ich als Spieler hin, davor will ich die Halle nicht betreten.
SPORT1: Ein Kandidat bei der Darts Party hat Ihnen gar einen eigenen Song gewidmet! Werden den alle Zuschauer bei der WM zu hören bekommen?
Merk: Ich werde bei ‚Not so Bad‘ von Dimitri Vegas bleiben (lacht). Da bekommen die Fans auch gute Laune mit Technobeats. Das einzige Problem: Der Niederländer Wesley Plaisier hat den gleichen Song, das müssen wir noch klären.
SPORT1: Haben Sie ein Wunschlos für Ihren Auftakt? Die Auslosung steigt am 24. November.
Merk: Ich möchte gewinnen, wenn ich am Board stehe. Ich würde aber natürlich lieber einen machbaren Gegner nehmen. Gerade in der ersten Runde bei der Kürze der Distanz kann ich für jeden ein unangenehmer Gegner sein und vielleicht für eine große Überraschung sorgen. Gegen Luke Littler habe ich zum Beispiel auf der European Tour in Sindelfingen schon gespielt, da wurde ich einmal kurz in die Schranken gewiesen. Das muss nicht schon wieder in Runde eins sein (lacht), das reicht dann in Runde zwei oder drei.