Darts-WM>

Darts-WM: Warum es bei Springer schieflief

Nicht der Springer, den man kennt

Das Aus von Niko Springer bei der Darts-WM ist eine der größten Überraschungen des Turniers. Dass er einem Außenseiter unterlag, hat mehrere Gründe.
Niko Springer verliert seinen Erstrundenpartie bei der Darts-WM völlig überraschend gegen Joe Comito. Das letzte Leg ist sinnbildlich für den Nervenkrimi.
Das Aus von Niko Springer bei der Darts-WM ist eine der größten Überraschungen des Turniers. Dass er einem Außenseiter unterlag, hat mehrere Gründe.

Niko Springer stapfte mit gesenktem Kopf und versteinerter Miene von der Bühne des Ally Pally. Als Kandidat für einen großen Wurf bei dieser Darts-WM (bis zum 3. Januar LIVE auf SPORT1) gehandelt, erlebte der Deutsche in der ersten Runde eine herbe Enttäuschung.

Der „Meenzer Bub“ musste sich nach einer schwachen Leistung völlig überraschend Joe Comito aus Australien mit 1:3 geschlagen geben und tritt die Heimreise aus London unerwartet früh an.

„Ich habe diese Niederlage überhaupt nicht kommen sehen. Zusammen mit dem Aus von Ross Smith gegen Andreas Harrysson ist das für mich die größte Überraschung des bisherigen Turniers“, ordnet SPORT1-Experte Philip Brzezinski Springers Scheitern ein und gibt zu, selbst „ein bisschen fassungslos“ zu sein.

Darts-WM: Springer gibt ungewohntes Bild ab

Springer, normalerweise für konstant hohes Scoring, gutes Timing und sicheres Finishen bekannt, ließ in allen Bereichen seines Spiels das vermissen, was ihn in seinem brillanten ersten Tour-Jahr bis auf Platz 52 der Weltrangliste katapultierte. 86,95 Punkte im Average und eine Checkoutquote von 29,17 Prozent standen zu Buche.

„Niko hat eindeutig nicht zu sich und seinem Spiel gefunden. Die Chancen waren da, auch im vierten Satz hätte es noch klappen können. Es war ein bisschen Pech dabei, aber in gewissen Momenten haben ihn die Nerven im Stich gelassen“, analysiert Brzezinski.

Hinzu kommt, dass Springer immer wieder mit sich haderte. Der 25-Jährige ärgerte sich häufig über misslungene Würfe, sprach mit sich und nahm mit bisweilen verzweifelt wirkenden Blicken Kontakt zu seinem Anhang auf, darunter seine Freundin.

Eigentlich ist Springer für seine ruhige und stets konzentrierte Art auf der Bühne bekannt.

Darts-WM 2026: „Es war reine Nervensache“

„Diese WM-Bühne ist etwas anderes als jede andere Bühne der Welt“, gibt Brzezinski über die Gegebenheiten im Alexandra Palace zu bedenken: „Es war einfach eine Nervensache.“

Womöglich war auch Springers Herangehensweise ein Grund. „Ich will nicht sagen, dass er Comito unterschätzt hat, davon gehe ich nicht aus. Aber womöglich hat er unterbewusst das Gefühl gehabt, dass er das Spiel auch dann gewinnt, wenn es nicht ideal läuft, weil sein Spiel trotzdem reicht, um Comito zu schlagen“, mutmaßt Brzezinski und ergänzt: „Ich hatte den Eindruck, dass er in der Situation nicht mehr wusste, wie er das Spiel hinbiegen soll, als es nicht in seine Richtung lief. Damit hat er wohl nicht gerechnet.“

Der Master of Ceremonies der PDC Europe nennt einen weiteren Erklärungsansatz: „Vielleicht ist die hohe Erwartungshaltung ein bisschen das Problem gewesen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch international haben die Leute gedacht, dass Niko weit kommen kann.“

Unter anderem mit einem Turniersieg auf der European Tour, zahlreichen Erfolgen gegen Topstars und hohen Averages schürte Springer Hoffnungen bei den deutschen Fans.

Vor seiner Auftaktpartie hatte er am SPORT1-Mikrofon noch unterstrichen, keinerlei Druck aufgrund der Erwartungshaltung zu verspüren: „Null Komma null, mich stört das nicht. Natürlich ist es ein schönes Gefühl, aber ich versuche, das neutral zu sehen und auszublenden und mich auf das Wesentliche, das Dartspielen, zu konzentrieren.“

„Niko wird die richtigen Schlüsse ziehen“

Grundsätzlich dürfte der Leistungsdruck auf die Spieler in diesem Jahr noch einmal zugenommen haben, da es um so viel Preisgeld wie nie zuvor geht. Bei der Weltmeisterschaft mit einer Rekordteilnehmerzahl von 128 Spielern kassiert Springer trotz seines Ausscheidens in Runde eins 15.000 Pfund. Dem Weltmeister winkt eine Million Pfund.

Sorgen, dass die Pleite den Youngster in seiner Entwicklung zurückwirft, macht sich Brzezinski allerdings nicht. „Solche Tage gibt es, er ist 25 Jahre alt und das dürfen wir nicht zu hoch hängen“, erklärt der Experte und fügt hinzu: „Mit Niko haben wir ein großes Talent und dass es auch mal einen halben Schritt zurückgehen kann in einer Karriere, ist völlig normal.“

Springer sei auch nicht der Typ, der sich von so einem Rückschlag unterkriegen lässt. „Niko wird eine Menge daraus lernen. Er ist ein wahnsinnig kluger und anständiger Kerl, der das richtig einordnen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen wird“, betont Brzezinski bei SPORT1.

Bis Ende Januar hat Springer Zeit, das überraschende WM-Aus zu verdauen. Dann steigt mit dem World Masters gleich das nächste Major. Dann kann er zeigen, dass die bittere Niederlage gegen Comito nur ein Ausrutscher war.