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Deutschlands neue Eishockey-Hoffnung - aus Straubing in die NHL

Deutschlands neue NHL-Hoffnung

Für Joshua Samanski von den Straubing Tigers wird der Traum von der NHL wahr. Ab der kommenden Saison wird er Teamkollege von Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers. Im exklusiven SPORT1-Interview verrät Samanski, was ihn zum Wechsel bewegt.
Joshua Samanski wechselt von Straubing in die NHL
Joshua Samanski wechselt von Straubing in die NHL
© IMAGO/Eibner
Für Joshua Samanski von den Straubing Tigers wird der Traum von der NHL wahr. Ab der kommenden Saison wird er Teamkollege von Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers. Im exklusiven SPORT1-Interview verrät Samanski, was ihn zum Wechsel bewegt.

Mit den Straubing Tigers scheiterte Joshua Samanski im Viertelfinale der DEL an den Eisbären Berlin, danach wurde der Wechsel des gebürtigen Erdingers in die NHL bekannt. Künftig wird der 22-Jährige an der Seite von Leon Draisailt bei den Edmonton Oilers über das Eis rasen.

„Er hat schon sehr, sehr viel Potenzial. Er ist physisch auf einem sehr, sehr guten Level“, lobte Draisaitl seinen künftigen Teamkollegen in einer Medienrunde mit deutschen Journalisten: „Ich freue mich sehr darauf, einen deutschen Kollegen hier in der Organisation zu haben und ich werde versuchen, ihm das Leben versuchen so einfach wie möglich zu machen.“

Bevor es so weit ist, steht für Samanski noch die Eishockey-WM in Schweden (Stockholm) und Dänemark (Herning) an. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der künftige NHL-Profi über seinen Wechsel nach Edmonton, die Zeit in Straubing, seine sportbegeisterte Familie sowie die Nationalmannschaft und die WM-Vorbereitung.

So landete NHL-Hoffnung Samanski beim Draisaitl-Team

SPORT1: Herr Samanski, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem NHL-Vertrag mit den Oilers! Wie kam es dazu und warum gerade Edmonton?

Joshua Samanski: Dankeschön. Über die Jahre hinweg waren natürlich viele Teams interessiert und haben mich in Straubing, auswärts oder bei der Nationalmannschaft beobachtet. Letztendlich habe ich mich für Edmonton entschieden, weil wir als Kollektiv dachten, dass ich da die bestmöglichen Chancen habe den nächsten Schritt zu gehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es da genauso klappen kann, wie ich mir das ausmale.

SPORT1: Gab es neben den Oilers auch noch weitere Interessenten aus der NHL?

Samanski: Ja, die gab es. Wir haben schon mit einigen Teams geredet. Welche das am Ende alles waren, da bin ich mir nicht mehr ganz so sicher (lacht). Wir haben uns dann überlegt, wo es für mich in der Zukunft am besten passen könnte und Edmonton war dann der beste Standort. Deswegen war es sehr klar, dass ich dahin gehen möchte.

SPORT1: Spielte es für Sie eine Rolle, dass mit Leon Draisaitl ein weiterer Deutscher bei den Oilers spielt?

Samanski: Es ist natürlich immer so eine Sache, weil wir uns persönlich nicht kennen. Ich habe ihn jetzt nur flüchtig über Nachrichten kennengelernt. Es ist aber natürlich ein cooles Gefühl, mit ihm und Connor McDavid zusammenzuspielen. Die beiden sind mit die besten Spieler auf der Welt und von denen kann ich bestimmt unglaublich viel lernen. Wenn ich die Chance bekomme, mit den beiden auf dem Eis zu stehen, würde ich davon extrem viel für die Zukunft mitnehmen.

„Coole Geste“ von Draisaitl

SPORT1: Hat sich Draisaitl denn bei Ihnen gemeldet, nachdem der Wechsel feststand - oder auch schon vorher?

Samanski: Wir haben ein paar Nachrichten hin und her geschickt. Auch jetzt, nachdem der Vertrag dann unterschrieben wurde, hat er sich wieder gemeldet. Das ist eine coole Geste und hat mich sehr gefreut. Insgesamt ist das echt ein surreales Gefühl, wenn er mir schreibt. Ich meine, er hat ja selbst super viel zu tun mit der NHL.

SPORT1: Können Sie uns verraten, was er Ihnen mit auf den Weg gegeben hat?

Samanski: Es war eine wirklich unglaublich nette Nachricht. Er hat mir viel Glück gewünscht. Alles andere bleibt unter uns.

SPORT1: Sie sind mit einem Entry-Level-Vertrag ausgestattet worden. Dieser erlaubt es Ihnen, auch in der AHL bei den Bakersfield Condors zu spielen. Glauben Sie, dass Sie sich auch erstmal in der AHL beweisen müssen?

Samanski: Viele erwarten bestimmt, dass ich erstmal in der AHL starte und mich hochkämpfen muss. Für mich geht es darum, den Schritt in die NHL so schnell wie möglich zu machen. Wann das sein wird, werden wir sehen. Ich meine, ich kenne das Niveau drüben noch nicht und habe auch noch nie auf solch hohem Niveau gespielt. Am Ende entscheidet die Organisation, was der beste Weg für mich ist. Ich werde mich bestimmt durchbeißen müssen. Das musste ich jetzt aber auch schon meine ganze Karriere machen. Mir wurde nie etwas geschenkt und das wird auch so bleiben. Aber ich bin davon überzeugt, dass ich mich auch da durchkämpfen kann. Ich werde versuchen, das Roster zu knacken, egal wann.

NHL? „Gespräche gab es schon immer“

SPORT1: Die letzten vier Jahre haben Sie in Straubing gespielt. Welche Rolle haben die Tigers in Ihrer Entwicklung gespielt, sowohl sportlich als auch persönlich?

Samanski: Die Zeit hier hat wirklich eine große Rolle in meiner Entwicklung gespielt. Es sind sehr tolle Menschen in Straubing, egal ob im Staff, im Office oder im Team. Ich wurde auf allen Ebenen unglaublich unterstützt. Ich habe mich hier unglaublich wohl gefühlt und konnte mein Spiel spielen. So habe ich mich über die Jahre entwickelt. Vier Jahre ist auch eine echt lange Zeit in meinem noch jungen Leben. Straubing ist wie ein zu Hause für mich. Ich habe viele Freunde gefunden und der Ort wird für mich immer besonders bleiben und ich werde immer viel verbinden mit der Stadt.

SPORT1: Sie sind nach Nick Mattinen (Anm. d. Red.: wechselte im vergangenen Sommer von Straubing in die Organisation der Toronto Maple Leafs) der zweite Spieler, der direkt aus Straubing den Sprung nach Nordamerika geschafft hat. Zufall oder ist Straubing das neue Tor in die NHL?

Samanski: Es ist absolut top, dass der Nick es letztes Jahr gepackt hat. Ich glaube, Straubing macht einen guten Job mit jungen Spielern. Wir hatten auch in dieser Saison extrem viele jung deutsche Spieler im Kader, von denen gerade auch viele mit bei der Nationalmannschaft sind. Wichtig ist, dass sich die jungen Spieler wohl fühlen, und ich glaube, das tun sie in Straubing. Wenn man sich wohlfühlt, kann es fast nur bergauf gehen.

„Meinem Traum ein Stück näher“

SPORT1: Sie kommen aus einer eishockeybegeisterten Familie. Ihr Vater war Profi und auch Ihre Brüder spielen Eishockey. Welchen Stellenwert hat der Sport in Ihrer Familie?

Samanski: Meine Familie ist unglaublich eishockeybegeistert. Es ist wirklich oft Thema. So oft, dass ich persönlich es manchmal sogar nicht mehr hören kann (lacht). Das Thema kommt eigentlich immer auf, wenn wir reden. Es bedeutet unserer gesamten Familie sehr viel. Deswegen sind alle sehr glücklich, dass ich meinem Traum ein Stück näher bin.

SPORT1: Wie kann man sich dann so ein Gespräch am Familientisch oder am Telefon vorstellen. Geht es nur Eishockey oder gibt es auch andere Themen?

Samanski: Nee, natürlich gibt es auch andere Themen (lacht). Ich meine, ich bin so oft in der Halle, da bin ich auch mal sehr glücklich, wenn wir einfach nur über den Tag reden und was unsere Pläne sind. Meine kleine Schwester Lilly macht ja zum Beispiel Leichtathletik und geht da jetzt auch in die Staaten ans College (Anm. d. Red.: an die University of Oklahoma) und hat da ein Stipendium. Die Kleinste macht jetzt Abitur. Da gibt es auf jeden Fall Themen, wo wir um das Eishockey herumkommen.

SPORT1: Wer ist denn der beste Eishockey-Spieler in der Familie Samanski?

Samanski: Haha. Das ist eine schwere Frage. Ich glaube, wir sind alle ein bisschen unterschiedlich. Mein kleiner Bruder ist aktuell ja auch noch drüben (Anm. d. Red.: spielt aktuell bei den Powel River Kings in einer kanadischen Junioren-Liga). Mal schauen, wo sein Weg hingeht. Ich glaube, wir sind alle auf unsere eigene Art und Weise gute Eishockey-Spieler. Am besten kommt es dann bei Streethockey-Spielen zum Vorschein. Da geht es dann am härtesten zu und jeder will der Beste sein.

„Das ist natürlich ein Traum“

SPORT1: Haben Sie denn schon einmal mit einem ihrer Brüder zusammengespielt oder sind die Altersunterschiede einfach zu groß?

Samanski: In einer Mannschaft habe ich tatsächlich nie mit einem meiner Brüder zusammengespielt. Meine älteren Brüder Neal (Anm. d. Red.: spielt aktuell in der DEL2 bei den Blue Devils Weiden) und Patrik (spielte früher unter anderem in der Oberliga für Erding) haben ein paar Spiele zusammen absolviert, aber für mich war der Altersunterschied mit immer mindestens drei oder vier Jahren dann zu groß. Aber auf dem Eis stehen wir schon ab und an zusammen, gerade im Sommer.

SPORT1: Vielleicht gibt es in Zukunft ja die Möglichkeit zum Beispiel in der Nationalmannschaft mit Ihrem jüngeren Bruder Noah zusammenzuspielen, der ja auch in den U-Nationalteams für Furore gesorgt hat.

Samanski: Das wäre unglaublich cool, egal in welcher Mannschaft. Aber in der Nationalmannschaft wäre es fast unbeschreiblich. Er hat auch die U20-WM gespielt und hatte da eine tolle Erfahrung. Ich bin sehr gespannt, wo sein Weg hinführt und was er die nächsten Jahre macht.

SPORT1: Sie sind gerade in Regensburg bei der Nationalmannschaft und bereiten sich auf die WM vor. Was würde es Ihnen bedeuten, eine WM für Deutschland zu spielen?

Samanski: Das ist natürlich ein Traum. Ich würde mich unglaublich freuen, wenn es klappt. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Ich wäre aber auf jeden Fall unglaublich glücklich. Wenn es klappt, wäre das ideal.

„Jedes Länderspiel ist etwas Besonderes“

SPORT1: Man merkt, es ist etwas besonders für Sie, das Deutschland-Trikot zu tragen.

Samanski: Ja, auf jeden Fall. Man wächst auf und träumt davon dieses Trikot zu tragen. Jedes Länderspiel ist etwas Besonderes. Schon bei der U20-WM war es ein tolles Gefühl. Wenn man dann auf dem Eis steht und möglicherweise bei der A-WM aufläuft, wäre das unglaublich.

SPORT1: Im letzten Jahr haben Sie den Cut zur WM nicht ganz geschafft. Was macht Sie optimistisch, dass es in diesem Jahr klappt?

Samanski: Die Spieler werden immer für einen bestimmten Grund geholt. Für mich spricht die Entwicklung, die ich über die letzten Jahre gemacht habe. Das macht mich zuversichtlich. Ich muss jetzt natürlich erstmal gute WM-Vorbereitungsspiele zeigen und mich beweisen. Ich will es dem Harry (Anm. d. Red.: Nationaltrainer Harold Kreis) auf jeden Fall extrem schwer machen, mich nicht mitzunehmen.

SPORT1: Ich gehe aber mal davon aus, dass Sie nicht auf ein erstes Zusammenspiel mit Leon Draisaitl schon bei der WM hoffen?

Samanski: Nee (lacht). Ich wünsche ihm natürlich, dass er so lange wie möglich in den Playoffs dabei ist und deswegen nicht zur WM kommen kann.