Es passiert nicht oft, dass man seine Karriere als Fußballprofi beim FC Bayern startet und bei einem anderen Verein dann zur Legende wird. So geschehen bei David Jarolim.
1. FC Nürnberg - Hamburger SV: David Jarolim über Aufstiegschancen beider Klubs
HSV-Legende: “Aufstieg wichtiger als Europa”
Der Tscheche begann 1996 bei den Amateuren der Münchner, doch der Durchbruch in der ersten Mannschaft gelang ihm nicht. Im Sommer 2000 wechselte Jarolim zum 1. FC Nürnberg und konnte sich bei den Franken als Bundesligaprofi etablieren. Drei Jahre später suchte er aber eine neue Herausforderung und zog weiter zum Hamburger SV. Diese Entscheidung sollte sich für ihn auszahlen. Bei den Hanseaten spielte er neun Jahre und erreichte schließlich Legendenstatus. Jarolim und Rafael van der Vaart prägten über Jahre den Verein.
Kein Wunder also, dass es für Jarolim am Samstag eine Reise in die Vergangenheit ist, wenn er sich am Abend zu Hause in Tschechien das Topspiel in der 2. Liga zwischen dem Club und dem HSV anschaut (Zweite Liga: 1. FC Nürnberg - Hamburger SV, ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1). Es ist das Duell Sechster gegen den Tabellenvierten.
Jarolim sieht Entwicklung bei beiden Klubs
„Für meine beiden früheren Klubs sieht es gut aus, ich sehe eine klare Entwicklung. Beide Teams haben ambitionierte Trainer und spielerisch ist das auch sehr schön anzuschauen“, sagt Jarolim zu SPORT1.
„In dieser Saison sehe ich den HSV in einer Situation, in der der Aufstieg drin ist. Der Club zeigt zwischendurch Schwankungen, beim HSV ist mehr Stabilität drin.“
Der heute 42-Jährige, der seit Januar 2021 als Trainer in der 2. tschechischen Liga bei FK Usti nad Labem arbeitet, erinnert sich gerne an seine Zeit in Deutschland. „Beide Vereine haben mir viel gegeben, Nürnberg war für meine Entwicklung absolut die richtige Entscheidung. Beim HSV hatte ich anfangs Schwierigkeiten, aber mit der Zeit habe ich mich durchgebissen.“
Jarolim: „Tränen des Glücks“
In neun Jahren in Hamburg habe er alles erlebt. „Freude, Tränen des Glücks und am Ende richtige Abschiedstränen.“
Der HSV sei „ein top Verein mit super Fans, einem tollen Stadion und als Spieler bist du in einer wunderschönen Stadt“.
Seine beiden früheren Klubs könne man nicht vergleichen. „Nürnberg ist der kleinere Verein, aber die Stadt lebt auch für den Fußball. Der Club gehört eigentlich in die 1. Liga.“
Der FCN sei „eine top Adresse für junge Spieler“. Der HSV „mit seiner Tradition und der Größe und Mentalität eine Wucht“. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
Für Jarolim gab es in seiner Zeit in Deutschland vier Trainer, unter denen er besonders gerne gearbeitet hat. „Beim Club war es Klaus Augenthaler, beim HSV Thomas Doll, Martin Jol und Huub Stevens.“
HSV fest im Herz verankert
Der HSV hat einen festen Platz in Jarolims Herzen. „Ich bin stolz, dass ich so viele Spiele für so einen großen Verein absolvieren durfte.“
Er muss schmunzeln, als er eine Anekdote aus seiner HSV-Zeit erzählt: „Jaroslav Drobny (HSV-Torwart von 2010 bis 2016, d. Red.) war der Experte für lustige Momente, er legte das eine oder andere Mal bei Auswärtsspielen Klopapier und Steine in die Taschen und Rollkoffer der anderen Spieler.“
Zwei Siege bis nach Europa
Mit Freude hat Jarolim am vergangenen Mittwoch mitbekommen, dass der HSV durch den 3:2-Heimsieg gegen den Karlsruher SC ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen ist. „Es wird noch schwer, aber den HSV trennen nur noch zwei Siege vom Europapokal“, weiß auch Jarolim.
Er betont aber, dass „der Aufstieg wichtiger sein sollte“.
Und wie ist sein Kontakt zum HSV? Es gab immer mal das Gerücht, dass er irgendwann ins Trainerteam geholt werden soll. „Es ist auf jeden Fall mein Ziel, ich habe im Januar den Trainerschein als Fußballlehrer gemacht und will gerne in Deutschland arbeiten.“
Im Moment habe er „keinen konkreten Kontakt“, betont er. „Ich telefoniere nur ab und zu mit Jürgen Ahlert (er kümmert sich um alle Belange rund um die HSV-Traditionsmannschaft sowie weitere Projekte der HSV-Ehrenliga, d. Red.) und Michael Schröder (HSV-Scout, d. Red.).“