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2. Bundesliga: "Habe beim HSV jetzt ein ganz anderes Gefühl" - Heiko Westermann über Hamburg und Schalke

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2. Bundesliga: "Habe beim HSV jetzt ein ganz anderes Gefühl" - Heiko Westermann über Hamburg und Schalke

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Westermann: „Der HSV wird aufsteigen“

Am Samstag empfängt Schalke 04 den HSV zu einem echten Kracher in der 2. Bundesliga. Heiko Westermann kennt beide Klubs aus seiner Profikarriere. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er unter anderem über die Aufstiegschancen der Hamburger sowie die Rückkehr von Marc Wilmots auf Schalke.
Der Hamburger SV will wieder zurück in die Bundesliga. HSV-Legende Heiko Westermann spricht über die Chancen des Traditionsklubs.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Schalke 04 gegen den Hamburger SV (Samstag ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1). Das ist gefühlt ein Bundesliga-Duell, keine Frage. Die Schalker hinken als Absteiger ihren Ansprüchen allerdings weit hinterher, der HSV belegt aktuell Platz drei und ist mittendrin im Aufstiegsrennen.

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Heiko Westermann, aktuell Co-Trainer der deutschen U-19-Nationalmannschaft, spielte für beide Vereine. Mit S04 war er in der Saison 2007/2008 sogar in der Champions League vertreten. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 40-Jährige unter anderem über die Rückkehr von Marc Wilmots zu den Königsblauen, die Aufstiegschancen der Rothosen und den nicht ganz unumstrittenen HSV-Trainer Tim Walter.

SPORT1: Herr Westermann, Schalke 04 gegen den HSV. Das klingt nicht unbedingt nach 2. Bundesliga, oder?

Heiko Westermann: Von der Fan-Wucht und den zwei tollen Stadien ist es sicher ein gefühltes Bundesliga-Duell. Wenn man sich aber die Punkteausbeute anschaut, dann sieht es nicht nach Bundesliga aus. Der HSV spielt im sechsten Jahr in der 2. Liga und muss langsam mal aufsteigen. Aktuell sind die Rothosen wieder nur in der Verfolgerrolle. Es bleibt weiter sehr spannend.

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SPORT1: Sie klingen nicht wirklich überzeugt, was Ihre Ex-Klubs angeht.

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Westermann: Das stimmt. Beide haben in dieser Saison schon viele Punkte liegen gelassen, bei Schalke gibt es ein bisschen mehr Unruhe als beim HSV. Die Königsblauen müssen höllisch aufpassen, dass sie nicht nochmal richtig unten reinrutschen. Beim HSV geht es nur um den Aufstieg, die Rückrunde sollte besser werden als die Hinserie.

Westermann hospitierte beim HSV

SPORT1: Sie haben zuletzt vier Tage beim HSV hospitiert. Wie war es?

Westermann: Es war spannend und hat Spaß gemacht. Es war komisch, mal wieder die Raute zu tragen. Obwohl ich unlängst auch mal wieder bei der Traditionsmannschaft mitgespielt habe. Aber es war gut, jetzt einen anderen Blick auf den HSV zu haben und nah dran zu sein am Trainerteam. Ich hospitiere eigentlich immer zweimal im Jahr, meistens bin ich eher im Ausland unterwegs. Die Jungs haben richtig Gas gegeben. Ich bin gespannt, wie sie sich am Samstag auf dem Platz präsentieren.

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SPORT1: Lassen Sie uns über Tim Walter sprechen. Wir haben Sie ihn erlebt?

Westermann: Absolut positiv. Seine Ansprachen und das Training haben mir gefallen. Walter hat einen richtig guten Zugang zur Mannschaft. Seine Spielidee finde ich auch gut, das ist mal etwas anderes. Es ist nicht so, dass der HSV durch seine Spielweise so viele Tore fängt. Es geht eher darum, wie ich das Tor verteidige. Es liegt nicht am Risiko. Es heißt ja immer: Der HSV spielt zu viel Risiko und kassiert deshalb so viele Gegentore. Das sehe ich aber nicht so. Es ist eher eine individuelle Geschichte.

SPORT1: Wie emotional ist Tim Walter hinter den Kulissen?

Westermann: Ich habe Tim Walter zum ersten Mal über mehrere Tage kennenlernen dürfen. Er findet oft die richtigen Worte und musste im Trainingslager gar nicht so emotional werden. Walter wird natürlich auch mal laut, wenn ihm etwas nicht passt, dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass es zum richtigen Zeitpunkt war. Man merkt, dass er der Chef auf dem Platz ist, das strahlt er auch aus. Er ist mit 100 Prozent Leidenschaft bei der Sache.

„Wenn die ersten beiden Spiele nicht positiv verlaufen sollten...“

SPORT1: Tim Walter bekommt weiter das Vertrauen geschenkt, aber er muss liefern. Wie sicher sitzt er im Sattel?

Westermann: Der Trainer wird immer an den Punkten gemessen. Das weiß Tim Walter aber auch, das muss ihm keiner sagen. Wenn die ersten beiden Spiele nicht positiv verlaufen sollten, dann könnte der Trainer unter Druck geraten. Dass die Rothosen offensiv enorme Qualität haben, sieht man in jedem Training. Jedoch müssen sie defensiv stabiler werden.

SPORT1: Im Trainingslager wurden sogar Nachtschichten absolviert, die Mannschaft war um 0 Uhr im Kraftraum - was halten Sie von solchen Methoden?

Westermann: 0 Uhr? Echt? Dann bin ich wahrscheinlich danach erst dort erschienen (lacht). Der Ton beim HSV ist etwas schärfer geworden, aber die Jungs ziehen alle mit. Es herrscht eine gute Stimmung in der Truppe. Jeder will unbedingt mit Walter aufsteigen.

SPORT1: Hätten Sie eigentlich gerne unter Tim Walter gespielt?

Westermann: Ja, ich mag seinen offensiven Spielstil. Die Spieler kreieren total viele Chancen aus dem Spiel heraus. Ich hätte schon gerne unter Walter gespielt.

Heiko Westermann (r.) spielte fünf Jahre lang für den HSV
Heiko Westermann (r.) spielte fünf Jahre lang für den HSV

SPORT1: Bei Schalke spielten Sie drei Jahre, beim HSV sogar fünf. Füllen die Rothosen also den größeren Teil Ihres Herzens aus?

Westermann: Nein. Ich habe zu ehemaligen Schalker Spielern immer noch einen guten Draht, spiele dort auch ab und zu in der Traditionsmannschaft. Zum HSV ist der Kontakt aber auch nach wie vor gut. In beide Stadien komme ich gerne, will mich da gar nicht auf eine Seite schlagen. Ich wünsche beiden Klubs das Beste.

SPORT1: Gab es jeweils einen prägenden Moment in der Zeit bei beiden Klubs?

Westermann: Bei Schalke hatte ich die erfolgreichste Zeit in meiner Karriere. Da wurde ich Nationalspieler, habe Champions League gespielt, wurde einmal Vizemeister und einmal Dritter. Prägend war sicher auch die Relegation mit dem HSV. Die Zeit in Hamburg war ein bisschen emotionaler, weil es da ums Überleben ging. Ich denke gerne an die Zeit in beiden Klubs zurück.

SPORT1: Welche Spieler haben Ihnen beim HSV während Ihrer Hospitanz am meisten imponiert?

Westermann: Bakery Jatta, László Bénes und Ludovit Reis haben ein starkes Trainingslager absolviert. Ich habe sie anders als im Fernsehen wahrgenommen. Ich habe beim HSV jetzt ein ganz anderes Gefühl, weil ich zuletzt dabei sein konnte. So geht es mir auch bei meinen Spielern beim DFB, wenn ich sie vom Spielfeldrand sehe und im Fernsehen. Das ist schon etwas anderes.

„Wilmots hat eine echte Chance verdient“

SPORT1: Marc Wilmots ist der neue starke Mann auf Schalke. Wie ist Ihre Meinung zu ihm?

Westermann: Ich finde es gut, dass sich die Bosse für einen Ex-Spieler entschieden haben. Wilmots ist eine Legende auf Schalke und wird da etwas bewirken. Er kennt und liebt den Verein. Es ist wichtig, S04 zu verstehen. Schalke ist schon ein besonderer Klub. In der Vergangenheit wurden Leute geholt, die nicht perfekt zu den Königsblauen gepasst haben. Schalke musst du können, du musst eine dicke Haut haben. Ich denke Wilmots ist ein gestandener Mann und er weiß, wie Schalke funktioniert. Wilmots hat eine echte Chance verdient, er hat genug zu tun. Beim belgischen Fußballverband hat er einiges bewirken können.

SPORT1: Muss es immer jemand mit Stallgeruch sein?

Westermann: Wieso nicht? Ist doch nicht schlecht. Die Fans müssen einen auch akzeptieren. Und Wilmots wird von den Fans sofort angenommen. Außerdem waren in letzter Zeit nicht viele Typen mit Stallgeruch da. Mir fallen da nur Gerald Asamoah und Mike Büskens ein. Es gibt auch genug Jungs mit königsblauer Vergangenheit, die nach wie vor erfolgreich sind. Wenn ich da nur an Hamit und Halil Altintop denke.

Kader auf Schalke „das größte Problem“

SPORT1: Braucht es noch etwas frisches Blut auf Schalke, gerade in der Innenverteidigung?

Westermann: Das größte Problem auf Schalke ist der Kader. Das ist leider so. Man hat sich viel mehr versprochen von den Spielern und es wurde anders gerechnet. Die Verantwortlichen haben sicher gedacht, dass Spieler anders performen beziehungsweise einschlagen. Und da meine ich nicht nur die vergangenen zwei Jahre, sondern sieben oder acht. Es gibt aktuell zu wenig Typen im Team. Wilmots ist ein Typ, der den Spielern vielleicht gut tut. Wenn es die Möglichkeit gibt, einen neuen neuen Spieler zu holen, dann würde ich das befürworten. Aber wie sollte Schalke das finanziell stemmen?

SPORT1: Wie groß ist die Angst vor dem Abstieg?

Westermann: Wenn Schalke gegen den HSV verlieren sollte, wird die Angst schonmal größer. Dann rutscht man richtig unten rein. Schalke muss am Samstag ein richtig gutes Spiel machen, um gegen die Hamburger zu gewinnen.

Wurde auf Schalke Nationalspieler: Heiko Westermann
Wurde auf Schalke Nationalspieler: Heiko Westermann

SPORT1: Wie schwierig ist es, unter diesem Druck auf Schalke zu spielen? Warum verzweifeln da so viele Spieler?

Westermann: Das Schalke- und HSV-Trikot wiegt schon etwas. Ich empfand den Druck auf Schalke nie zu groß. Beim HSV gab es mehr Druck. Aber ich habe bei S04 auch in einer erfolgreichen Phase gespielt. Es lief meistens sehr gut. Für mich war es immer geil, in der Veltins Arena einzulaufen. Da habe ich nur Adrenalin verspürt. In Hamburg war das schon eine andere Nummer.

SPORT1: Wie denken Sie über Schalkes 17 Jahre altes Supertalent Assan Ouédraogo? Er hat vom FC Bayern Berichten zufolge schon ein Angebot vorliegen, könnte im Sommer dorthin wechseln. Was würden Sie ihm für seine Entwicklung raten?

Westermann: Natürlich wünsche ich ihm erstmal viel Spielpraxis. Wenn Ouédraogo wirklich zu Bayern gehen sollte, kann er nicht davon ausgehen, dass er gleich spielen wird. Ich würde immer befürworten, dass junge Spieler bei Vereinen spielen, bei denen sie viel Spielzeit bekommen. Was Assan privat entscheidet, ist seine Sache.

SPORT1: Abschließend: Wo landen der HSV und Schalke am Saisonende?

Westermann: Der HSV wird aufsteigen, der Klub ist jetzt einfach mal dran. Der Kader gibt es her und die Stadt lechzt danach. Wenn nicht dieses Jahr, wann dann? Und Schalke wird sich fangen, aber es wird trotzdem schwer. Sie werden bis zum Schluss ums Überleben kämpfen müssen.