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Goretzka zu Schalke? "Wenn ich wetten müsste…"

Goretzka? „Wenn ich wetten müsste…“

Schalke 04 überwintert als Tabellenführer. Bei SPORT1 ordnen zwei Legenden die aktuelle Entwicklung ein und erklären, warum der Klub wieder Hoffnung ausstrahlt.
Olaf Thon, Legende des FC Schalke 04, erzählt im exklusiven SPORT1-Interview eine Anekdote über Rudi Assauer.
Schalke 04 überwintert als Tabellenführer. Bei SPORT1 ordnen zwei Legenden die aktuelle Entwicklung ein und erklären, warum der Klub wieder Hoffnung ausstrahlt.

Schalke 04 geht als Herbstmeister in die Winterpause und erlebt sportlich einen Aufschwung, der im Umfeld lange nicht mehr zu spüren war. Struktur, klare Führung und neue Identifikation prägen den Weg der Königsblauen.

Die Klublegenden Olaf Thon und Dietmar Schacht sitzen in Sichtweite des alten Flutlichtmasts des Parkstadions in der Geschäftsstelle zum Exklusiv-Interview mit SPORT1 bereit. Beide haben diesen Ort nicht nur erlebt, sondern geprägt. Das Duo spricht über prägende Erinnerungen, die aktuelle Entwicklung und warum der Klub wieder Hoffnung ausstrahlt.

SPORT1: Glück auf! Schalke 04 ist Herbstmeister.

Beide: Wahnsinn – total verdient. Wir freuen uns sehr.

SPORT1: Und das, obwohl es am Sonntag eine 1:2-Niederlage in Braunschweig setzte. Die Freude über das Erreichte dürfte dennoch überwiegen.

Olaf Thon: Natürlich überwiegt die errungene Herbstmeisterschaft. Leider kann man nicht alle Spiele gewinnen. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit den erreichten 37 Punkten in der Hinrunde.

Dietmar Schacht: Ich bin auch total zufrieden, weil wir Herbstmeister geworden sind. Damit hätte zu Saisonbeginn keiner gerechnet. Jetzt sind wir nach der Hinrunde Erster, und nun müssen wir im neuen Jahr konzentriert und hart weiterarbeiten, damit es auch eine tolle Rückrunde wird.

Schalke-Legenden mit prägenden Erinnerungen

SPORT1: Welche Erinnerungen kommen Ihnen als Erstes in den Kopf, wenn Sie als echte „Urschalker“ auf die Arena und den alten Flutlichtmast des Parkstadions blicken?

Olaf Thon: (lacht) Didi, du bist der Ältere – ich lasse dir den Vortritt.

Dietmar „Didi“ Schacht: Das ist nett. Ich denke sofort an den Aufstieg 1990/91. Ausverkauftes Parkstadion, die Fans tragen uns auf den Schultern – sensationell, unvergesslich.

SPORT1: Was bedeutet Ihnen dieser Ort persönlich?

Thon: Sehr viel. Besonders, wenn der alte Mast leuchtet. Mein größtes Spiel war das Pokal-Halbfinale 1984 gegen Bayern: 6:6. Das vergesse ich nie.

SPORT1: Hat an dem Tag alles gestimmt?

Thon: Fast. Ich musste Rudi Assauer fragen, ob ich nach dem Spiel meinen Geburtstag feiern darf. Er hat es erlaubt – und selbst gezapft. Später merkte ich: Er hatte an dem Tag selbst Geburtstag.

Muslic, Baumann und der neue Schalke-Kurs

SPORT1: Schalke wirkt so stabil wie lange nicht. Was hat sich verändert?

Schacht: Der Trainer ist angekommen – aber entscheidend war: Frank Baumann wurde geholt.

Thon: Der Aufsichtsrat hat dazugelernt. Baumann war die richtige Entscheidung.

Schacht: Er hat sich mit Schalke beschäftigt, mit vielen gesprochen – und Muslic geholt, den keiner auf der Liste hatte.

Thon: Und er hat ihm erklärt, was Schalke ausmacht: Fans, Tradition, Malocherkultur. Muslic setzt das perfekt um. Auch die Neuzugänge wie Nikola Katic sind Volltreffer. Mitarbeiter mit Schalke-DNA – Pantförder, Spiegel – vermitteln neuen Trainern, was dieser Klub bedeutet. Und man braucht Spieler, die das leben: Katic, Karius, Karaman. Aus wenig viel machen – das ist Schalke.

SPORT1: Was beeindruckt Sie am meisten?

Schacht: Seine klare Ansprache, das strukturierte Training, seine Autorität. Die Mannschaft zieht voll mit.

Thon: Er erinnert ein bisschen an Huub Stevens – klare Linie, Ehrlichkeit.

SPORT1: Taugt er als langfristiger Aufbau-Trainer?

Schacht: Unbedingt. Er ist nahbar, bringt Struktur rein und hat die Fans sofort abgeholt. Drei bis fünf Jahre wären ideal.

Thon: Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Schalke braucht trotzdem einen Plan B.

Vorsichtiger Optimismus trotz Vorsprung

SPORT1: Wie zuversichtlich sind Sie, dass Schalke 04 in die Bundesliga aufsteigt?

Schacht: Vorsichtig. Vier Punkte Vorsprung sind gut, aber man muss konzentriert bleiben.

Thon: Wir halten den Ball flach. Wenn es irgendwann nicht mehr aufzuhalten ist: wunderbar.

SPORT1: Spüren Sie wieder den Kampf, die Leidenschaft und den Mut zurück beim FC Schalke?

Thon: Ja. Mutiges, offensives Pressing, hohe Linie, funktionierende Abseitsfalle. Das hat uns positiv überrascht.

Schacht: Katic verkörpert das perfekt. Und Karaman als Kapitän. Da ist wieder echtes Feuer drin.

Thon: Und die jungen Spieler – Wallentowitz, El-Faouzi, Tchibara, Pöpperl – alle bringen Energie. Die Jugendarbeit zahlt sich aus.

Legenden erkennen Parallelen zu aktiver Zeit

SPORT1: Erkennen Sie Parallelen zu Ihrer aktiven Zeit?

Schacht: Ja. Leidenschaft, Kampf, Zusammenhalt. Katic erinnert mich manchmal an mich selbst.

Thon: Jede Saison braucht ihre eigenen Momente. Auch wir hatten damals Haudegen, die alles zusammengehalten haben.

SPORT1: Die Stimmung wirkt kraftvoller denn je.

Schacht: Die Mannschaft spielt wieder so, dass die Leute mitgehen. Muslic sagte vor dem Paderborn-Spiel: „Die spielen nicht gegen elf Schalker, sondern gegen 62.000.“ Das spürt man.

Thon: Schalke lebt wie kaum ein Verein von seinen Fans.

Schalke: „Die beste Hinrunde seit Langem“

SPORT1: Ist die Hinrunde nachhaltig?

Schacht: Ja. Die beste seit Langem. Wichtig ist: ruhig und konzentriert weitermachen.

Thon: Das ist kein Zufall – das ist ein Konzept.

SPORT1: Wo gibt es Baustellen?

Thon: Verletzte. Bisher wurden sie wunderbar kompensiert. Ich glaube, ein Wintertransfer kommt noch.

Goretzka? „Er würde zu Schalke passen“

SPORT1: Wie realistisch wäre ein Comeback von Leon Goretzka auf Schalke?

Thon: Franz Beckenbauer würde sagen: „Ja ist denn heut’ schon Weihnachten?“ Wenn ich wetten müsste: Goretzka bleibt noch ein Jahr bei Bayern.

Schacht: Er würde zu Schalke passen – aber realistisch ist es nicht. Wir können ihn gar nicht bezahlen.

SPORT1: Zum Abschluss: Welcher Moment dürfte gern garantiert passieren?

Schacht: Am liebsten wären wir am letzten Spieltag schon aufgestiegen. Dann könnte man es richtig genießen.

Thon: Je früher, desto besser – leicht wird es trotzdem nicht.