Am 7. Juli 1974 erzielte Paul Breitner in der 25. Spielminute per Foulelfmeter das 1:1 gegen die Niederlande. Gerd Müller entschied das WM-Finale kurz vor der Pause mit dem 2:1 - Deutschland war Weltmeister.
Paul Breitner spricht über den FC Bayern, Gerd Müller und modernen Fußball
Breitner: Bin „quitt“ mit dem FC Bayern
Am 5. September feiert Breitner nun seinen 70. Geburtstag. Aus dem Fußball-Business hat er sich zurückgezogen, stattdessen verteilt er bei der „Münchner Tafel“ Lebensmittel an Bedürftige. Er engagiert sich auch bei „Malteser Mahlzeiten spenden“. Sein früherer Weggefährte Müller verstarb Mitte August im Alter von 75 Jahren. Beide waren eng befreundet.
„Die letzten Wochen sind unauslöschlich. Ich durfte ihn immer wieder mal, relativ zeitnah auch, besuchen“, verriet Breitner im Interview mit der Sport Bild: „Diese Momente sind mir viel wichtiger, viel mehr wert gewesen als irgendein Tor oder was wir sonst miteinander erlebt haben.“ Müller war einige Jahre vor seinem Tod an Demenz erkrankt.
Breitner über den FC Bayern: „Wir sind quitt“
Breitner spielte mit Müller auch beim FC Bayern. „Der FC Bayern ist ein Schwerpunkt in meinem Leben. So wie ich ein Schwerpunkt in der Geschichte des FC Bayern bin“, resümiert Breitner selbstbewusst: „Ich habe dem FC Bayern viel gegeben, der FC Bayern mir. Wir sind quitt.“ Mit dem deutschen Rekordmeister gewann Breitner fünfmal die deutsche Meisterschaft und dazu 1974 den Europapokal der Landesmeister.
Seit seiner aktiven Zeit sind viele Jahre ins Land gegangen, was man auch an den heutigen Diskussionen sieht, die Breitner teilweise nicht nachvollziehen kann. Beispielsweise die allgegenwärtige Debatte: Dreier- oder Viererkette?
„Dieser Schwachsinn. ‚Meine Damen und Herren, jetzt werden zwei Spieler eingewechselt. Ich sehe, jetzt haben sie umgestellt von 4-13-26-8 auf 4-17-12-0′″, imitiert Breitner einen Kommentator: „Das zieht sich über 90 Minuten. Keiner kommt auf die Idee, mal ehrlich zum Zuschauer zu sein. Das mit 4-1-3-2 gibt es nur für einen kurzen Moment. Wenn die Mannschaft den Ball verloren hat und sich in der Defensive ordnet. In dem Moment, wo der Ball erobert wird, löst sich das 4-1-3-2 auf. Wie will ich in dieser Ordnung einen Angriff organisieren? Schwachsinn.“
Breitner will nicht mit heutigen Stars tauschen
Ähnlich viel Unverständnis verspürt Breitner bei den astronomischen Ablösesummen, die mittlerweile an der Tagesordnung sind. Hätte der frühere Abwehr- und Mittelfeldspieler lieber in der heutigen Zeit mit einem Millionengehalt gekickt?
Die deutliche Antwort: „Ich möchte mit keinem von denen auch nur eine Sekunde tauschen. Nicht eine Sekunde! Diese Ablösesummen und Gehälter implizieren ja auch ein ganz anderes Leben, als wir es damals hatten.“