Der ehemalige Bundesliga-Spieler Andriy Voronin hat Russland kurz nach der Invasion seines Heimatlandes Ukraine verlassen können. Zusammen mit seiner Familie reiste er per Flugzeug nach Deutschland aus - kurz bevor dies unmöglich gewesen wäre.
Andriy Voronin verlässt Russland gerade noch rechtzeitig - bittet Deutschland um Hilfe
Voronin bedankt sich für Solidarität
Voronin war in Russland als Co-Trainer von Sandro Schwarz bei Dinamo Moskau tätig gewesen. Doch der russische Angriffskrieg machte eine Weiterbeschäftigung unmöglich. „Ich konnte nicht mehr in dem Land arbeiten, das meine Heimat bombardiert“, sagte der einstige Nationalspieler im Interview mit der Bild.
Seit vier Tagen gehe es ihm schlecht, berichtet er nun: „Richtig schlecht. Wenn ich all die Bilder aus meiner Heimat sehe, die Nachrichten sehe. Es ist alles so unwirklich wie ein Film. Aber ein Horror-Film. Ich habe kaum noch Worte.“ (Russlands Krieg gegen die Ukraine und seine Auswirkungen auf den Sport: Alle News im Liveticker)
Auf die Frage, wie Deutschland der Ukraine helfen könne, antwortete er emotional: „Stoppt den Hu***sohn Putin, helft den Flüchtenden. Und schickt Waffen, damit wir uns verteidigen können.“
Dynamo-Fans feiern Voronin
Die Fans von Dynamo Moskau haben nach Voronins Abgang für einen Gänsehaut-Moment gesorgt. Die Anhänger stimmten Sprechchöre für ihren ukrainischen Co-Trainer an, den sie auf den Rängen gemeinschaftlich mit Trommeln feierten.
Der 42-Jährige bedankte sich für die zahlreiche Solidarität und Unterstützung: „Die ganze Welt unterstützt unser Land. Auch Leute in Russland stellen sich gegen Putin“, sagte der frühere Bundesliga-Profi und fuhr fort: „Ich habe Nachrichten aus der ganzen Welt von ehemaligen Mitspielern, von anderen Sportlern. Von Russen auch, die mir schreiben: ‚Es tut uns leid. Das sind nicht wir‘.“
Voronin verließ Russland kurz nach Beginn der Invasion: „Wir kamen noch mit einer Linien-Maschine vor der kompletten Sperrung aus Moskau raus“, berichtete der ehemalige Hertha-Profi.“ „Mein Vater, gerade operiert, meine Schwiegermutter, meine Frau und die Kinder sind jetzt hier. Die Kleinen gingen in Moskau auf die deutsche Schule.“
„Ich hätte wohl auch eine Waffe in der Hand“
Er sei stolz auf sein Land. „Wir werden weiter kämpfen. Und wir werden gewinnen. Aber der Preis ist so hoch. All die Toten... Wir leben doch im Jahr 2022 und nicht im 2. Weltkrieg.“
Die aktuelle Situation sei kaum erträglich. In Gedanken und im Herzen sei er stets in der Ukraine. „Ich habe Freunde in Charkow, in Kiew, in meiner Heimatstadt Odessa. Ich kriege alle fünf Minuten Nachrichten. Es ist schwer auszuhalten. Ich möchte einfach helfen. Mit Geld. Womit auch immer... Und ich weiß nicht, ob ich das sagen soll: Aber wenn ich jetzt in der Ukraine wäre, hätte ich wohl auch eine Waffe in der Hand.“
Ohne Voronin, der in der Bundesliga unter anderem für Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und Hertha BSC gespielt hatte, gewann Dinamo am Wochenende mit 3:0 gegen FK Chimki.
Sein Cheftrainer Sandro Schwarz hatte sich zunächst zu einem Verbleib entschieden. Für Voronin zeigte er jedoch Verständnis, dessen Position sei „vollkommen klar“.