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Ragip Xhaka: Vater von Granit Xhaka wurde verhaftet und gefoltert

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Ragip Xhaka: Vater von Granit Xhaka wurde verhaftet und gefoltert

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„Ich wurde verhaftet und gefoltert“

Ragip Xhaka hat eine tragische Vergangenheit hinter sich. Der Vater von Granit und Taulant Xhaka wird in seiner Jugend verhaftet, geschlagen und gefoltert.
Ragip Xhaka wurde in seiner Jugend verhaftet und gefoltert
Ragip Xhaka wurde in seiner Jugend verhaftet und gefoltert
© Imago
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Am Dienstag spielte die Schweizer Nationalmannschaft gegen den Kosovo. Granit Xhaka führte seine Mannschaft beim 1:1 als Kapitän aufs Feld.

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Ragip Xhaka, der Vater des 29-Jährigen, drückte seinem Sohn und der Nati wie so oft die Daumen. Doch diesmal war es ein besonderes Spiel für ihn. Einst floh er aus dem Kosovo in die Schweiz. Seine tragische und berührende Lebensgeschichte hatte er zuvor der Schweizer Blick erzählt.

Ragip Xhaka kam 1963 in Pristina im damaligen Jugoslawien als einer von drei Brüdern auf die Welt. Er wuchs in behüteten Verhältnissen auf, spielte Fußball bei den Junioren als Rechtsverteidiger, bis ein Schien- und Wadenbeinbruch im Alter von 17 Jahren seine Karriere vorzeitig beendete.

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Grundlos verhaftet und gefoltert

Ein paar Jahre später, Ragip war mittlerweile 23 Jahre und Student für Agrarwissenschaften, änderte sich sein Leben von heute auf morgen schlagartig.

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Zu dieser Zeit gingen viele Studenten in Pristina auf friedliche Demonstrationen, um für bessere Bildung und ein besseres Leben zu demonstrieren - wie auch Ragip Xhaka. Dort lernte der heutige 58-Jährige auch seine Frau kennen. Drei Monate waren sie zusammen, als Xhaka eines Nachts, wie aus dem Nichts und ohne jeden ersichtlichen Grund, verhaftet wurde.

„Ich schlief morgens um fünf zuhause in meinem Bett. Die Polizisten kletterten über die Mauern meines Elternhauses. Meine Mutter fragte, was sie wollen. ‚Ihren Sohn‘, antworteten sie und stürmten mein Zimmer. Ich erschrak fürchterlich, es war ein Schock fürs Leben. Man gab mir eine Sekunde Zeit, eine Hose und einen Pullover anzuziehen. Dann legte man mich in Handschellen, packte mich in den Kastenwagen und brachte mich ins Gefängnis“, schilderte Xhaka die tragischen Geschehnisse der Blick.

Die Anschuldigen der Polizei seien grundlos und erfunden gewesen. Er würde sich gegen den Staat auflehnen und sei gewalttätig gewesen, behauptete diese.Aber wir waren doch nur Studenten, die friedlich demonstrieren wollten“, so der 58-Jährige.

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„Ich war unschuldig“

Die Polizei steckten ihn in eine kleine Zelle, zusammen mit vier anderen Männern. Einmal am Tag hatten sie für zehn Minuten Hofgang. Jeden zweiten Tag rief man Ragip ins Büro, um ihn zu schlagen, zu foltern und ein Geständnis zu erzwingen. Er sei „sechs Monate lang, jeden zweiten Tag“ gefoltert worden. „Man schlug mich auf die Handflächen, auf die Fußsohlen, auf die Beine, auf die Arme, auf den Oberkörper. Mit Polizei-Knüppeln, mit Schlagstöcken.“

Trotz dieser grauenhaften Misshandlungen blieb Xhaka stark und legte weiterhin kein Geständnis ab. „Ich war unschuldig. Und ich fühlte mich stark. Ich dachte, sollen sie mich doch wieder schlagen. Aber klar, die Angst, dass sie mich umbringen, war immer da. Man hörte von anderen Häftlingen, dass sie zu Tode gefoltert wurden.“

Nach sechs Monaten voller Qualen brachte man ihn vor ein korruptes Gericht - er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Familie durfte ihn alle zwei Wochen, jedoch nur im Beisein von Polizisten, besuchen. Nach 18 Monaten sei er in ein neues Gefängnis, 80 Kilometer außerhalb von Pristina verlegt worden.

Die Befreiung durch Amnesty International

„Das Gebäude war neu, wir hatten einen Fernsehsaal, doppelstöckige Betten, das Essen war besser und wir durften eine Stunde lang spazieren“, schilderte Ragip die Ereignisse von damals.

Seine Familie schalteten Amnesty International ein, die ihn anschließend nach insgesamt dreieinhalb Jahren in Haft befreien konnten. Es habe jedoch kein genaues Entlassungsdatum gegeben, so der 58-Jährige. „Auf einmal rief mich der Direktor und sagte: ‚Du bist frei, du kannst gehen.‘ Man stellte mich vor die Gefängnistüre, ich war verdutzt.“

Mit einem Bus fuhr er anschließend nach Pristina, wo seine heutige Frau und seine Familie bereits sehnsüchtig auf ihn warteten. „Mein Vater, meine Mutter, meine Brüder, alle kamen mir entgegengerannt, alle weinten. Auch meine Frau, die dreieinhalb Jahre auf mich gewartet hatte, konnte mich endlich in die Arme schließen.“

Eine neue Heimat in der Schweiz

Nach dieser schrecklichen Zeit war die Angst vor einer erneuten Verhaftung zu groß. Ragip Xhaka beschloss, mit seiner Frau zu fliehen. Sein Cousin fuhr damals als Chauffeur manchmal mit einem Bus in die Schweiz und nahm sie mit über die Grenze. Die Erleichterung bei der Ankunft in der Schweiz werde der 58-Jährige niemals vergessen.

Mit Hilfe von Amnesty International bauten sie sich ein neues Leben in der Schweiz auf. Sie lernten Deutsch und begannen zu arbeiten.

Seinen beiden Kindern, Granit und Taulant, habe er nicht all seine schlimmen Erlebnisse berichtet. „Ich habe Ihnen jetzt etwa fünfzig Prozent erzählt. Nur meine Frau und mein Vater wissen alles. Meine Söhne müssen nicht alle Details kennen“, erläutert der Ragip.