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Borussia Mönchengladbach - Polanski: "Mutig von Farke" - Eberl? "Solche Leute vermisst man immer"

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Borussia Mönchengladbach - Polanski: "Mutig von Farke" - Eberl? "Solche Leute vermisst man immer"

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Polanski: Deshalb vermisse ich Eberl

Eugen Polanski ist neuer Chefcoach der U23 von Borussia Mönchengladbach. Bei SPORT1 spricht der 36-Jährige über seine Arbeitsweise und berichtet von regelmäßigem Kontakt zu Julian Nagelsmann.
Auch wenn Jonas Hofmann derzeit noch mit der deutschen Nationalmannschaft unterwegs ist, steht bereits jetzt die Frage nach seiner Zukunft bei Borussia Mönchengladbach im Raum.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Als Spieler trainierte Eugen Polanski bei Mainz 05 unter Thomas Tuchel und bei der TSG Hoffenheim unter Julian Nagelsmann. Gute Voraussetzungen also für eine Trainerkarriere, die Polanski 2019 eingeschlagen hat. Zur neuen Saison wird der 36-Jährige Cheftrainer der U23 von Borussia Mönchengladbach, wo er 2004 Profi wurde.

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Im SPORT1-Interview spricht Polanski über seine Arbeit, Nagelsmann, Tuchel - und verrät, warum er Gladbachs ehemaligen Sportdirektor Max Eberl vermisst.

SPORT1: Herr Polanski, wie fühlen Sie sich als neuer U23-Trainer von der Borussia?

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Eugen Polanski: Richtig gut. Das ist eine enorme Wertschätzung vom Verein mir gegenüber. Es war ausgemacht, dass ich als nächsten Schritt die U19 trainiere, nachdem ich im vergangenen Jahr die U17 betreut habe. Das war eine sehr intensive Zeit. Jetzt ist es aber anders gekommen. Im zurückliegenden Jahr hat die U23 nicht so performt und der Verein wollte dann einen Trainerwechsel. Ich bin sehr froh über das Vertrauen, das man in mich setzt.

SPORT1: Haben Sie eigentlich einen Karriereplan?

Polanski: Ich kann mit dem Wort Karriereplan nichts anfangen. Wenn so ein Plan heißt, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen, dann habe ich einen solchen Plan. Am Ende geht das immer nur mit harter Arbeit.

Polanski: „Ich hasse es, wenn Talent verschenkt wird“

SPORT1: Was macht Sie aus als Trainer?

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Polanski: Ich will mich nicht selbst beurteilen, möchte einfach ehrlich zu mir und meiner Arbeit sein. Dazu gehört es, sehr direkt zu meinen Spielern zu sein. Ich will charakterstarke Spieler - und die Jungs zu solchen ausbilden. Sie sollen selbstständig Verantwortung übernehmen - auf und neben dem Platz. Ich war ein Spieler, der das Beste aus dem gemacht hat, was er konnte. Dazu gehört es, jeden Tag zu 100 Prozent als Profi zu leben. Ich hasse es, wenn Talent verschenkt wird. Als Trainer möchte ich klare Strukturen schaffen, aber nicht immer sagen, welcher Pass, wann gespielt werden muss. Die Jungs sollen bei mir mit Freude Fußball spielen. So, wie sie es können. Sie sind nicht zur U23 gekommen, weil sie in der Lotterie gewonnen haben, sondern, weil sie kicken können. Jeder soll seine Leistung bringen, aber die Gruppe muss im Vordergrund stehen.

SPORT1: Sie gelten als großes Trainertalent. Warum ist das so?

Polanski: Ähnlich wie beim Thema Karriereplan muss ich auch hier sagen, dass ich mit diesem Begriff wenig anfangen kann. Jeder ist irgendwo ein Trainertalent. Ich habe das Glück, zu dieser frühen Zeit meiner Karriere schon auf hohem Niveau trainieren zu dürfen und muss mich daran messen lassen, was ich aus dieser Chance mache. Dazu gehört aber immer auch ein gutes Team um einen herum. Gemeinsam werden wir alles dafür geben, dass wir die bestmögliche Leistung aus den Spielern herauskitzeln können.

SPORT1: Aber was liegt Ihnen?

Polanski: Ich weiß, wie Spieler ticken, meine aktive Zeit ist noch gar nicht lange her. Ich kann auch mal fünf gerade sein lassen. Und ich weiß, dass in der Theorie vieles super ausschaut, doch in der Praxis alles anders sein kann. Ich möchte eine positive Energie auf das Parkett bringen. Jeder soll bei mir Bock auf Fußball haben. Am Ende soll Fußball Spaß machen. Daraus kann mit harter Arbeit Erfolg werden. Wenn wir regenerieren, dann zu 100 Prozent, wenn wir trainieren, dann zu 100 Prozent. Und wenn ein Spieler das Training nur als Pflichtübung ansieht, flippe ich aus. Jeder muss alles dafür geben, dass wir uns als Gruppe verbessern.

Eugen Polanski und Julian Nagelsmann arbeiteten in Hoffenheim zusammen
Eugen Polanski und Julian Nagelsmann arbeiteten in Hoffenheim zusammen

Polanski: „Da wusste Julian früher Bescheid als ich“

SPORT1: Sie haben mal gesagt, dass Julian Nagelsmann Sie ermutigt hat, Trainer zu werden. Wie lief das ab?

Polanski: Er sagte mir ‚Du musst deine Trainerscheine machen‘, doch ich stand der Idee zunächst skeptisch gegenüber. Aber als ich mich dann damit beschäftigt habe, merkte ich schnell, dass es genau das ist, was mir liegt. Da wusste Julian früher Bescheid als ich. (lacht)

SPORT1: Ist Nagelsmann Ihr Trainer-Vorbild?

Polanski: Julian hat mich schon sehr beeindruckt. Wie er trainieren lässt und wie er mit einer Mannschaft umgeht und diese gestaltet. Ich hatte in Mainz aber auch mal Thomas Tuchel als Trainer. Julian und er sind sich sehr ähnlich. Damals in Mainz war ich nur jünger und habe vieles gar nicht wahrgenommen, was ich von Tuchel mitgenommen habe.

Eugen Polanski (l.) und Thomas Tuchel arbeiteten in Mainz von 2009 bis 2013 zusammen
Eugen Polanski (l.) und Thomas Tuchel arbeiteten in Mainz von 2009 bis 2013 zusammen

SPORT1: Holen Sie sich auch mal Rat bei Nagelsmann?

Polanski: Wir haben regelmäßig Kontakt, ohne dass es da immer um Fußball geht. Ich habe mir zuletzt auch von seinem Video-Analysten (Benjamin Glück, Anm. d. Red.) Ratschläge geholt. Darüber bin ich sehr froh und dankbar. Ich versuche mir generell viel Input zu holen. Ich war bereits als Spieler von Julian total überzeugt. Und wenn ich das sage, obwohl ich selten unter ihm gespielt habe, sagt das einiges aus.

SPORT1: Ihr Traum ist sicher Bundesligatrainer, oder?

Polanski: Na klar. Als ich das erste Mal an der Seitenlinie stand, habe ich gleich Blut geleckt, weil ich gemerkt habe, wie cool das ist mit jungen Spielern zu arbeiten. Da habe ich schnell erkannt, dass es das ist, was ich machen will. Und natürlich ist mein Ziel, Trainer in der Bundesliga zu sein. Da will ich hinkommen, weil ich dort viele Jahre als Profi zu Hause war. Aber es ist noch ein weiter Weg.

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SPORT1: Vermissen Sie Max Eberl?

Polanski: Ja schon ab und zu. Max kannte ich noch als Spieler. Ich durfte zu Beginn meiner Karriere bei Borussia Mönchengladbach sogar mit ihm trainieren. Er ist neben seinen vielen anderen Qualitäten ein unheimlich guter Mensch, solche Leute vermisst man immer.

Polanski: So sehe ich Roland Virkus

SPORT1: Eberls Nachfolger Roland Virkus arbeitete mit Ihnen eng zusammen. Wie sehen Sie ihn?

Polanski: Ich kenne Roland schon sehr lange. Er war rund drei Jahre mein Jugendtrainer und hat meinen Werdegang weiter verfolgt. Seit ich wieder bei Borussia bin, habe ich sehr viel mit Roland zu tun. Er weiß, was er tut. Er war im NLZ immer in der Rolle des Entscheiders und konnte das aus dem Effeff. Er war so clever, dass er sich in der neuen Position als Nachfolger von Max zunächst viel angeschaut und angehört hat. So hat er alle mitgenommen und dann Entscheidungen getroffen.

SPORT1: Virkus hat Daniel Farke als neuen Trainer geholt. Wie ist Ihre Meinung über diese Personalie?

Polanski: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Ich kenne Daniel Farke nicht persönlich. Ich habe mir ab und zu die Premier League angeschaut. Und es hat mir imponiert, dass er auch als Außenseiter nicht von seiner Art des Fußballs abgewichen ist. Das war mutig von ihm. Wenn sich der Verein für Farke entschieden hat, dann wird er der richtige Trainer für Borussia sein. Als U23-Trainer werde ich zukünftig eng mit ihm zusammenarbeiten. Ich bin mir sicher, dass ich von ihm einiges lernen kann. Auf den gegenseitigen Austausch bin ich sehr gespannt.

SPORT1: Was wünschen Sie sich als Trainer?

Polanski: Ich habe ein Ziel. Man soll klar erkennen, was wir spielen wollen und wie meine Mannschaft funktioniert. Es soll eine positive Energie entstehen. Am Ende möchte ich wie ein Spieler den maximalen Erfolg haben, der sich in der U23 aber nicht nur nach Tabellenplätzen definiert.