„Der deutsche Fußball liegt für mich komplett am Boden!“ Mario Basler geht nach den blamablen Ergebnissen der jüngsten Zeit mit dem deutschen Fußball hart ins Gericht.
Baslers knallharte Abrechnung
„Ob das die U21 ist, die DFB-Frauen und die DFB-Männer, der deutsche Fußball muss sich ja komplett verändern“, betonte der SPORT1-Experte in seinem Podcast „Basler ballert“. „Du brauchst dich wirklich im deutschen Fußball langsam über nichts mehr wundern, wenn wir nichts mehr auf die Reihe kriegen.“
Während die Männer bei den letzten beiden Weltmeisterschaften nach der Gruppenphase die Segel streichen mussten, erwischte es die U21 bei der Europameisterschaft im Juni als Titelverteidiger ebenfalls in der Vorrunde, ehe auch die Frauen bei der WM nach der Gruppenphase die Heimreise antreten durften.
Frühzeitiges WM-Aus der DFB-Frauen keine Überraschung
Wohingegen das frühzeitige Ausscheiden der DFB-Frauen für ein weltweites Raunen gesorgt hat, zeigte sich Basler alles andere als überrascht: „Wenn wir ehrlich sind, große Erwartungen habe ich nicht in diese Mannschaft gesteckt. Wenn ich an das letzte Vorbereitungsspiel denke, das wir verloren haben (gegen Sambia, Anm. d. Red.), und ich dann sehe, wie dann teilweise die Spiele gelaufen sind.“
Der 54-Jährige habe „jetzt erfahren, es waren alleine im Betreuerstab und mit Verantwortlichen 70 Leute mit den DFB-Frauen in Australien. Ich glaube, die haben Urlaub gemacht auf DFB-Kosten. Also die 60, die dann weniger mit der Mannschaft zu tun haben. Für mich war das Ausscheiden keine große Überraschung.“
Ein brisantes Thema – nicht nur im Fußball – ist Equal Pay, die Debatte um eine gleichberechtigte Bezahlung für Männer und Frauen kocht immer wieder hoch, Basler wiederum hat eine eindeutige Meinung.
„Die Frauen versuchen, sich ein bisschen in den Vordergrund zu spielen“, sagte er. „Sie möchten mehr Geld haben, sie möchten ja auch vernünftig bezahlt werden. Da habe ich auch großes Verständnis, aber Entschuldigung: Wenn du dann in der Damen-Bundesliga spielst, hast du 800 Zuschauer oder wenn Bayern zu Hause spielt, dann haben sie 2000 Zuschauer.“
Die Frauen würden teilweise Dinge verlangen, „die unberechtigt sind. Natürlich, ja, sie sollen ein bisschen mehr Geld kriegen. Der Damenfußball liegt jetzt aber genauso am Boden wie unsere A-Nationalmannschaft.“
Basler prangert fehlende Kritikfähigkeit an
Einmal in Fahrt, redete sich Basler richtig in Rage, Anspruchsdenken und Wirklichkeit würden weit auseinanderklaffen: „Große Fresse alle, ob das die A-Nationalmannschaft ist, ob das die Damen sind, wir wollen Weltmeister werden. Ne, Leute, versucht erst mal wieder, vernünftig Fußball zu spielen.“
Vor allem die fehlende Kritikfähigkeit geht dem früheren deutschen Nationalspieler mächtig auf den Zeiger: „Wenn man sie dann ein bisschen angreift, sind sie alle sofort beleidigt, null kritikfähig. Sagt doch einfach, nein, wir waren schlecht, wir waren nicht gut genug. Immer dann die Ausreden zu suchen und zu analysieren. Wir setzen uns zusammen, wir analysieren alles, wir stellen alles auf den Kopf.“
Basler zufolge würde es beim DFB bereits in der Jugendarbeit gehörig kranken: „Die Jungs, das beginnt schon bei der U16, U17, teilweise U15 schon, werden in ein Schema reingepresst. Die werden verhätschelt. Die machen Videoanalysen, die machen Blutanalysen, nur noch Analysen.“
Statt einfach nur Fußball zu spielen sei es eine „Vollkatastrophe, was da passiert im deutschen Fußball. Die Jungs müssen irgendetwas machen, was sie vielleicht gar nicht wollen. Sie verlieren die Lust und wenn ich dann die Super-Trainer sehe, die dann noch analysieren und was sie den Spielern beibringen und wie sie es den Spielern beibringen wollen, dann muss ich sagen, gute Nacht, deutscher Fußball.“
Ex-Profi wünscht sich Straßenfußballer-Mentalität
Basler will in seiner Analyse gar „katastrophale Zustände“ erkannt haben: „Man versucht mit aller Gewalt und aller Macht, das Wissenschaftliche den Spielern beizubringen. Ob die eine Banane um 6.11 Uhr essen müssen und einen schwarzen Tee um 6.12 Uhr dazu trinken dürfen. Presst sie nicht in irgendeine Schublade, in irgendein Schema.“
Die Bundesliga-Kultfigur würde sich vielmehr eine Rückkehr zur Straßenfußballer-Mentalität wünschen: „Hört auf zu analysieren, lasst doch mal die Leute Fußball spielen. Aber nein, wir müssen ja immer unsere Wissenschaftler dazu holen, die dann Blut abnehmen und dann wird es zweimal durchgeschüttelt. Belastungssteuerung, wenn ich dieses Wort höre, kriege ich schon Herpes an den Füßen und an den Fingernägeln.“
Sein Ratschlag: „Seid mir nicht böse, aber es hört sich jetzt blöd an und ist vielleicht auch übertrieben, aber lass sie vielleicht mal eine Zigarette rauchen und abends mal ein Gutenachtbier trinken.“