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Enke? "Ich werde seinen Todestag niemals vergessen"

Eine Dopingkontrolle mit Messi

Valdet Rama hat viel in seiner Karriere erlebt. Im SPORT1-Interview spricht er offen über den Tod von Robert Enke, berichtet von einer Dopingprobe mit Lionel Messi und verrät, was er als Mitspieler in der 3. Liga über Deniz Undav gedacht hat.
Valdet Rama läuft inzwischen in der Icon League auf
Valdet Rama läuft inzwischen in der Icon League auf
© IMAGO / Nordphoto
Valdet Rama hat viel in seiner Karriere erlebt. Im SPORT1-Interview spricht er offen über den Tod von Robert Enke, berichtet von einer Dopingprobe mit Lionel Messi und verrät, was er als Mitspieler in der 3. Liga über Deniz Undav gedacht hat.

Er war Straßenfußballer, Nationalspieler und Profi in fünf Ländern für elf Vereine: Valdet Rama hat eine bewegte Karriere hinter sich.

Der im Kosovo geborene Offensivspieler kam als Kind nach Deutschland, schaffte den Sprung in den Profifußball und lief unter anderem für Hannover 96, Real Valladolid und die albanische Nationalmannschaft auf. Heute ist der 37-Jährige Teil der Icon League, die ihn zurück zu seinen Wurzeln geführt hat.

Im SPORT1-Interview spricht Rama offen über seinen Karriereweg, seine Leidenschaft für den Fußball und die Momente, die ihn geprägt haben – wie der Tod von Robert Enke. Außerdem berichtet Rama von einer kuriosen Dopingkontrolle mit Lionel Messi und seinen frühen Eindrücken von Nationalspieler Deniz Undav, mit dem er einst beim SV Meppen zusammenspielte.

Das reizt Rama an der Icon League

SPORT1: Herr Rama, wie ist es dazu gekommen, dass Sie Teil der Mannschaft SC Bürgeramt in der Icon League geworden sind?

Rama: Ich bin seit der ersten Saison dabei. Mein ehemaliger Weggefährte Richard Weil war damals bei dem Team Co-Trainer, und er hat mich dann mal als Wildcard-Spieler eingeladen. Ich habe dann ein paar Mal mitgespielt, richtig Gefallen an der Icon League gefunden und dann meinen Vertrag unterschrieben.

SPORT1: Was macht für Sie die Faszination der Icon League aus?

Rama: Das Spiel ist sehr, sehr intensiv, weshalb man richtig fit sein muss, um in der Icon League mitspielen zu können. Es macht richtig Spaß, denn wir spielen eigentlich immer in einer ausverkauften Halle. Die Icon League hat einen großen Reiz – allein durch die Rulebreaker, die jedes Spiel sofort verändern können. Es ist einfach etwas anderes, und mir macht das viel Spaß, nachdem ich meine Karriere beendet habe.

SPORT1: Die Icon League befindet sich in ihrer dritten Saison. Wie hat sich das Niveau seither entwickelt?

Rama: Ich habe das Gefühl, dass es von Saison zu Saison immer intensiver wird und das Niveau besser wird. Es gibt schon richtig erfahrene Icon-League-Spieler, die genau wissen, worauf es ankommt. Die Spieler, die zum ersten Mal dabei sind, haben am Anfang Probleme und zahlen Lehrgeld, weil es ein ganz anderes Spiel ist als das, was sie gewohnt sind.

Ein Straßenfußballer aus dem Kosovo steigt zum Profi auf

SPORT1: Der Weg für Sie in Richtung Profifußball war nicht leicht. Wie haben Sie es geschafft, sich Ihren Traum zu erfüllen?

Rama: Ich bin 1996 mit meiner Familie aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen. Ich war damals acht Jahre alt, und selbstverständlich war es erst einmal schwierig für mich, mich hier einzuleben, denn ich konnte die Sprache nicht sprechen, und wir mussten uns als Familie in Deutschland erst einmal zurechtfinden. Wir haben uns aber von Anfang an in Deutschland superwohl gefühlt. Das Fußballspielen war schon immer meine große Leidenschaft, aber eigentlich immer nur auf der Straße. Ich habe erst spät bei Rot-Weiss Essen in einem Nachwuchsleistungszentrum gespielt. Danach wechselte ich zum VfL Wolfsburg, wo ich drei Jahre lang auch eine sehr schöne Zeit hatte.

Leider hatte ich dort mit einigen Verletzungen zu kämpfen, und dann habe ich gemerkt, dass ich etwas Neues wagen muss. Ich habe dann ein Angebot vom 1. FC Ingolstadt bekommen, worüber ich mich riesig gefreut habe, mit dem Verein in der 2. Liga zu spielen. Dort begann meine Profi-Karriere dann so richtig. Ich persönlich hatte ein gutes Jahr in Ingolstadt, aber der Verein ist abgestiegen. Ich habe dann Angebote bekommen und mich für Hannover 96 entschieden. Danach folgten Stationen in Schweden und Spanien, ehe es mich wieder zurück nach Deutschland gezogen hat. Profifußballer zu sein, war immer mein Traum, deswegen bereue ich auch gar nichts. Ich bin sehr dankbar und stolz, mein Ziel erreicht zu haben.

SPORT1: Was haben Sie aus den unterschiedlichen Kulturen, die Sie auf Ihrem Karriereweg kennengelernt haben, mitgenommen?

Rama: In jedem Land wird Fußball anders gesehen. Wenn ich an meine Zeit in Spanien zurückdenke und wir mal ein Spiel verloren haben, haben einige Fans danach angefangen zu weinen. Das war der Wahnsinn, welche Emotionen sie mit dem Verein und dem Fußball verbunden haben. Aber auch in Deutschland stehen die Fans mit Leib und Seele hinter ihren Vereinen. Das war eine sehr schöne Erfahrung, wie in den unterschiedlichen Ländern auf den Fußball geblickt wird. Ich habe sportlich in den unterschiedlichen Ligen immer versucht, meinen Spielstil beizubehalten und ihn nicht anzupassen. Ich mochte es immer gerne, ins Dribbling zu gehen und mutig zu sein.

Tod von Enke: „Wir waren alle mental am Boden“

SPORT1: Als Sie in Hannover gespielt haben, hat sich Ihr damaliger Mitspieler Robert Enke am 10. November 2009 das Leben genommen...

Rama: Ich höre den Namen und werde sofort emotional. Ich werde seinen Todestag niemals vergessen. Für uns als Mannschaft war das brutal schwierig, weil er ein toller Mensch und ein klasse Sportsmann war. Es war für uns alle ein Schock, und ich habe lange gebraucht, um das zu verarbeiten. Wir waren alle mental am Boden und haben danach erst einmal viele Spiele verloren.

SPORT1: Wie haben Sie und die Mannschaft damals vom Tod erfahren?

Rama: Ich habe das durch meinen damaligen Berater erfahren. Ich hatte das kurz vorher schon mitbekommen, konnte es aber nicht glauben. Deswegen habe ich dann meinen Berater angerufen, der es mir bestätigt hat. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern: Ich saß im Auto und musste sofort anhalten, weil ich so traurig war und mir direkt die Tränen kamen. Das macht mich weiterhin emotional. Robert ist immer in Erinnerung – er war ein toller Mensch.

Dopingkontrolle mit Lionel Messi

SPORT1: Nachdem Sie Hannover 96 in Richtung Schweden verlassen haben, wechselten Sie 2013 nach Spanien zu Real Valladolid. Wie würden Sie das damalige Niveau mit der Bundesliga vergleichen?

Rama: Damals war es die beste Liga der Welt. Mit Real Madrid, dem FC Barcelona, Atlético Madrid und dem FC Sevilla haben vier spanische Vereine den europäischen Fußball dominiert. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, mich mit solchen Mannschaften zu messen. Ich habe es genossen.

SPORT1: Was war das für ein Gefühl, gegen den FC Barcelona mit Lionel Messi, Neymar und Co. zu spielen?

Rama: Ich bin ein riesiger Barcelona-Fan, und das erste Mal im Camp Nou zu spielen, war ein unglaubliches Gefühl. Normalerweise kennt man die Spieler nur aus den Videospielen oder aus dem Fernsehen, aber mit ihnen auf dem Platz zu stehen – das ist für mich das Maximum, was ich erreichen konnte.

SPORT1: Sie hatten dann nach einem Heimspiel gegen den FC Barcelona eine Dopingkontrolle mit Lionel Messi...

Rama: Wir haben damals das Spiel tatsächlich mit 1:0 gewonnen, und ich wollte unbedingt sein Trikot haben. Ich war nach der Partie zunächst zu schüchtern, habe mich dann aber getraut und ihn gefragt. Er meinte zu mir, dass er mir in den Katakomben sein Trikot geben wird. Dann kam unser Mannschaftsarzt zu mir und sagte: „Valdet, du musst zur Dopingkontrolle.“ In diesem Moment habe ich mir nur gedacht: „Doktor, Messi gibt mir gleich sein Trikot, ich kann jetzt nicht.“ Ich musste dann aber leider dorthin, hatte aber das Glück, dass Messi auch zur Dopingkontrolle musste. Dann hat er mir auch sein Trikot gegeben. Wir waren etwa zweieinhalb bis drei Stunden bei der Kontrolle und haben Smalltalk gehalten. Ich war aber sehr aufgeregt, weil man diese Aura spürt, die er ausstrahlt. Das genießt man einfach, und ich war überglücklich, sein Trikot bekommen zu haben. Er wollte meins aber nicht haben (lacht).

Undav? „Das war ein starker Schachzug“

SPORT1: Nach weiteren Stationen sind Sie dann 2019 beim SV Meppen in der 3. Liga gelandet. Dort haben Sie für ein Jahr mit Deniz Undav zusammengespielt. Hätten Sie ihm damals zugetraut, dass er sich zu einem Nationalspieler entwickelt?

Rama: Er hat eine super Karriere gemacht. Als ich Undi damals im ersten Training gesehen habe, habe ich sofort erkannt, was für eine Qualität der Junge hat. Dort, wo er heute ist, ist er nicht unverdient, sondern weil er die Qualität hat. Das freut mich riesig für ihn. Wenn man bei einem Drittligisten wie Meppen spielt, ist eigentlich der nächste Schritt die 2. Bundesliga. Für Undi war es ein starker Schachzug, etwas ganz anderes zu machen und in die 2. Liga nach Belgien zu wechseln (Union Saint-Gilloise, Anm. d. Red.). Sie sind dann direkt im ersten Jahr aufgestiegen, er hat sich super weiterentwickelt und spielt nun heute für den VfB Stuttgart.