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Hoffmanns Erzählungen: Pep Guardiola beim FC Bayern - Best of

Die Pep-Erzählungen

Mach's gut und danke für den super, super Fisch: Pep Guardiola geht - unser Autor hat deshalb nochmal seine fünf liebsten Kolumnen über ihn herausgesucht.
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Mach's gut und danke für den super, super Fisch: Pep Guardiola geht - unser Autor hat deshalb nochmal seine fünf liebsten Kolumnen über ihn herausgesucht.

Der Fisch muss aus der Komfortzone

Es sind Worte, die eine Lawine ausgelöst haben.

Beim FC Bayern. Um den FC Bayern herum. In ganz Fußball-Deutschland.

"Ich spreche jeden Tag mit Matthias", hat Pep Guardiola, der Trainer des Rekordmeisters eingeräumt: "Über alles, mein Leben, die Mannschaft, den Verein, die Pasta, den Fisch, über alles."

Aus einschlägigen kulinarischen Kreisen sind uns nun brisante Dokumente zugespielt worden: Pep Guardiola und Matthias Sammer im offenen Zwiegespräch bei ihrem Stamm-Italiener in Grünwald, aus dem Gedächtnis niedergeschrieben von einem amnesiekranken Ohrenzeugen.

Matthias Sammer: "Pep, ich bin davon überzeugt, eine fruchtbare Arbeitsatmosphäre lebt von der offenen, konstruktiven Auseinandersetzung. Und ich habe den festen Glauben, dass es uns in der Gesamtanalyse auf Dauer nicht weiterhilft, das muss ich ganz klar so sagen, wenn wir hier einfach den bequemen, harmonischen Weg gehen und unsere gemeinsame Tätigkeit nicht kritisch hinterfragen. Ich will also im Interesse der Sache fragen: Schmeckt dir der Fisch?"

Pep Guardiola: "Ich äh... bin sehr, sehr stolz auf diesen Fisch. Super, super Fisch. Ich weiß, es ist immer, immer schwierig nach einer so langen Transportweg vom Meer hierher. Die Leute glauben, es ist einfach eine gute Fisch zu machen, aber es ist nie, nie einfach."

Sammer: [mahnend blickend] "Pep, bei allem nötigen Respekt: Wir müssen anfangen, den Fisch, den wir früher hier verspeist haben abzuhaken. Wie wir hier heute essen ist zum Teil lethargisch, wir filetieren den Fisch ohne Emotionen, wir machen so Dienst nach Vorschrift."

Guardiola: "Matthias, du hast natürlich das Recht, die Dinge anzusprechen, aber? [ordnet gestenreich die Anordnung des Bestecks neu]..."

Sammer: "Jeder will, das ist keine Frage des Wollens, aber wir reißen uns nicht gegenseitig mit. Es kann nicht sein, dass es immer die Eros-Ramazzotti-Hymne braucht, um uns für das Essen zu emotionalisieren, das muss auch durch den Fisch selbst kommen."

Guardiola: "Matthias, wenn einer das Recht hat, diese Sachen zu thematisieren, dann du, aber... [ordnet gestenreich das Gedeck neu]..."

Sammer: "Sieh dir diesen Fisch an: Er versteckt sich. Er versteckt sich hinter der Kruste. Das reicht nicht auf dem Niveau, auf dem wir essen wollen. Er muss raus aus dieser gewissen Komfortzone."

Guardiola: "Ist das der Jürgen, der sich da an seiner Gräte verschluckt hat?"

[Guardiola und Sammer schauen einem anderen Gast hinterher, der mit wutentbranntem Gesichtsausdruck auf den vierten Geschäftsführer zurennt]

Sammer: "Siehst du, das ist die Emotionalität und die Leidenschaft, die wir auch brauchen. Das sind die Basiselemente, ich will keine Diskussionen hören über Zubereitungsarten oder irgendetwas."

Guardiola: "Matthias, du hast super-super-recht, wenn du den Finger in die Wunde legst, aber... [ordnet gestenreich die Tische neu]..."

Sammer: "Pep, ich erinnere mich noch an letztes Jahr, als ich hier noch mit Jupp gegessen habe. Die Pasta war zu lätschern, das, was darüber gestreut war, war richtiger Käse. Das war einfach zu wenig, das habe ich ja auch ganz klar gesagt, dem Reporter, nachher. Ich weiß, der Jupp fand es populistisch, aber am Ende haben wir eine zusätzliche Portion Halbgefrorenes zum Nachtisch und einen Grappa aufs Haus bekommen. Ich will hier überhaupt keine Silbe darüber verlieren, wer woran welchen Anteil hatte, aber..."

Geschäftsführer: "Pep. Matthias. Meine Freunde! Alles zu Eurer Zufriedenheit, oder?"

Sammer: "Es ist vollkommen in Ordnung, dass Sie das fragen. Wir haben ja ein super Verhältnis und überhaupt keine Probleme. Und ich akzeptiere, dass Sie als Gesamtverantwortlicher das Gesamtbild im Blick haben, aber..."

Guardiola: "Immer. Matthias immer ist zufrieden."

(Im Original erschienen am 20. September 2013)

Kitty Kitty Cheng Cheng

Schauspielerin Mariella Ahrens stieg um 2.45 Uhr in die Meister-Party des FC Bayern ein - zu spät, wie man rückblickend feststellen muss.

Sicher, die Festivität im Berliner Szeneklub Kitty Cheng hatte noch ihre Momente, nicht dass wir uns da falsch verstehen.

Dass David Alaba und Thiago Alcantara um 4.44 Uhr die Korken knallen ließen, hat Mariella Ahrens noch erleben dürfen. Auch von den Burgern, dem asiatischen Fingerfood, dem Grey Goose Wodka, dem Champagner wird sie ihren fairen Anteil erhalten haben.

Aber den Höhepunkt hat Mariella Ahrens um genau 30 schicksalhafte Minuten verpasst, das Protokoll hat es genau festgehalten:

"2.15 Uhr: Guardiola erobert unter lautem Gejohle die Tanzfläche, fetzt zum Song 'Happy' von Pharrell Williams."

Man hätte Mariella Ahrens gern gefragt, wie es war, das zu erleben.

Pep Guardiola. Tanzend. Nachdem er all das geschafft hat.

19 Bundesliga-Siege hintereinander. 52 Spiele ohne Niederlage. Frühester Meister aller Zeiten bei bislang 77 von 81 möglichen Punkten.

Und dann eben auch: Galantes Ignorieren der Jubelpolonäse auf der Olympia-Tartanbahn.

Sofortiges Herunterreißen der Meistermütze, die man ihm auf den Kopf zu zwängen versucht.

Und schließlich: Stilles Verschwinden in den Katakomben und den anderen das Feiern überlassen - nachdem er zuvor noch Hertha-Maskottchen Herthinho ehrerbietig die Hand gereicht hat.

So viel Würde muss man erst einmal hineinlegen können in einen Anlass, in dem das Bewahren der Würde eigentlich ein Ding der Menschenunmöglichkeit ist.

Wer das auf diese Weise hinbekommt, dem ist alles zuzutrauen.

Dem ist womöglich sogar zuzutrauen, dass er eine Weißbierdusche, die Gerstensaft gewordene Geißel der modernen Fußballfeierkultur, einfach ohne jede Spur an sich abperlen lässt.

Und eben auch, dass er nachts um 2.15 Uhr im Berliner Szeneklub Kitty Cheng unter lautem Gejohle den Happy Dance fetzt und dabei die Haltung bewahrt.

Schade, dass Mariella Ahrens nicht dabei war, um davon zu berichten.

(28. März 2014)

Pep, der Knuffelguru

Mata Amritanandamayi könnte nur müde lächeln über einen wie Pep Guardiola.

Die spirituelle Meisterin aus Indien gilt als die mit Abstand umtriebigste Umarmerin der Welt. Fast täglich umschlingt sie mehrere Stunden lang jeden, der mit dem Wunsch auf sie zukommt - eine positive Ungeheuerlichkeit in der sonst streng auf Abgrenzung bedachten Kastengesellschaft.

34 Millionen Menschen sollen es bislang gewesen sein, "Hugging Saint" wird Amritanandamayi dafür genannt, zu Deutsch "Umarmungsheilige", auf Holländisch "Knuffelgoeroe" - was nichts zur Sache tut, hier aber nicht unerwähnt bleiben soll.

34 Millionen Umarmungen. Das ist vielleicht nicht die Größenordnung, an der Otto-Normal-Umarmer sich messen lassen muss. Und dennoch ist sie ein schönes Beispiel für eine Welt, der mehr positiver Körperkontakt nachweislich guttun würde.

Eine Umarmung, weiß die Wissenschaft, regt die Ausschüttung von Oxytocin und Prolaktin an (was gut ist) und hemmt im Gegenzug die Produktion von Cortisol (die schlecht ist).

Zuverlässiger als jeder noch so wohlformulierte Wortbeitrag zur körpereigenen Oxytocin-Cortisol-Balance fördert die nonverbale Kommunikation durch taktvolles Berühren das menschliche Miteinander auf allen Ebenen. In der kindlichen Entwicklung wie im gehobenen Alter: Umarmungen bieten elementaren Halt im besten, weil buchstäblichen Sinne.

Das alles sind Fakten, die uns jährlich in Erinnerung gerufen werden zum Weltumarmungstag am 21. Januar (der zugleich der internationale Tag der Jogginghose ist - was auch nichts zur Sache tut, hier aber ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll).

Und es ist erfreulich, dass Pep Guardiola diese Fakten auch Wochen danach noch verinnerlicht hat.

Zumal der Mann, an dem der Trainer des FC Bayern München seine Kenntnisse in dieser Woche angewandt hat, zu der Berufsgruppe gehört, für die eine gelegentliche Umarmung eine besondere Wohltat ist.

Seien wir ehrlich: Wer sonst von uns käme auf die Idee, einen vierten Offiziellen, der uns zufällig auf der Straße oder am Spielfeldrand begegnet, einfach mal an uns zu drücken?

Viel zu oft nehmen wir ihn rein funktional wahr, als inhumanes Objekt, das im Zweifel nichts richtig und alles falsch macht.

Das man beliebig anmeckern, anschreien, anfuchteln kann - weil es sowieso nur ein Ärgernis ist, dass da jemand steht, der uns mit strengem Gestus in den Grenzen einer Coaching Zone einzwängen will, deren Gültigkeit wir insgeheim ohnehin nie anerkannt haben.

Guardiola hat uns beim Spiel gegen den FC Schalke 04 nun den Spiegel vorgehalten und uns darin gezeigt, wie sich die Situation in Wahrheit darstellt.

Nicht die vierten Offiziellen sind es, die uns in einem Kreiderechteck gefangen halten. Wir selber sind diejenigen, die uns einsperren und andere dafür verantwortlich machen.

Die Wahrheit aber ist: Wir sind freie Menschen. Nichts kann uns abhalten, aus unserer Coaching Zone herauszutreten und uns schrankenlos auf dem Spielfeld unseres Lebens zu bewegen.

Und das ohne Zorn auf unsere vermeintlichen Linienwärter, sondern mit der Gabe, auf sie zuzugehen, sie zu umarmen und damit nonverbal zu vermitteln: Meine Freiheit ist mir wichtig, deine Oxytocin-Cortisol-Balance aber auch.

Pep Guardiola hat uns das vorgeführt. Und wenn man mal genau darüber nachdenkt, wird einem klar, dass er mit dieser kleinen Umarmung doch ein ähnlich großes Werk wie Mata Amritanandamayi vollbracht hat.

Wir sollten uns beide zum Vorbild nehmen. Und etwas mehr Knuffelgoeroe sein.

(6. Februar 2015)

Heiliger Stuhl

Das einfachste, was man jetzt machen kann, ist zu fragen, ob denn nun alle verrückt geworden sind.

Pep Guardiola setzt sich auf einen Klappstuhl - und Durchdrehen. Das Internet - das natürlich vor allem -, das Fernsehen, im Endeffekt also alle nur noch: Klappstuhl, Klappstuhl, Klappstuhl. Klappstuhl-Bilder, Klappstuhl-Videos, Klappstuhl-Überschriften, Klappstuhl-Twitter-Accounts, Klappstuhl in der Stilkritik, Klappstuhl im Exklusiv-Interview.

Nichts fiele einfacher, als an dieser Stelle über den menschlichen Hang zu klagen, sich von nebensächlichen Dingen einklemmen zu lassen.

Interessanter aber ist in diesem Fall dann doch die Frage, warum genau dieses Ding genau jetzt genau diesen Trubel ausgelöst hat.

Es ist ja nicht so, als ob Neuheit bei diesem Hype ein Faktor wäre: Das Prinzip des Klappstuhls existiert schließlich seit Jahrtausenden.

Archäologische Ausgrabungen haben an mehreren Orten Nordeuropas Klappstühle aus der Bronzezeit zu Tage gefördert, römische Kaiser und Magistrate saßen ebenso auf ihnen wie die Bischöfe und Prälaten des Mittelalters. Entsprechend repräsentativ waren ihre Sitzgelegenheiten damals gefertigt: edle Schnitzereien, Vergoldungen, fein gewebte Bezüge - der Faltsitz von einst machte etwas her.

Vom modernen Klappstuhl kann man das nicht mehr behaupten, ein einfacher, funktionaler Holzsitz wie der, der in der Leverkusener Fußballarena den Gästetrainern zur Verfügung steht, wäre gar nicht weiter aufgefallen - hätte sich nicht ausgerechnet dieser Gästetrainer auf ihn gesetzt.

Wir erinnern uns: Als Pep Guardiola, Weltmann aus Katalonien, im Sommer 2013 den Job beim FC Bayern antrat, fühlte sich das für unsereins kaum anders an als das Eintreffen eines römischen Kaisers an einem entlegenen Außenposten seines Weltreichs. Und wenn man mal darüber nachdenkt: Geändert hat sich an dieser Wahrnehmung seitdem nicht viel.

Pep Guardiola ist noch immer eine enthobene Erscheinung - und in der Art und Weise, wie er diese Rolle gestaltet, einem kirchlichen Würdenträger des Mittelalters nicht unähnlich.

So wie die Bischöfe und Prälaten einst auf Latein zum einfachen Volk sprachen, um sich von ihm abzuheben, so kommuniziert der Bayern-Coach in jener Pep-Guardiola-Sprache, von der man früher noch dachte, dass sie sich der des einfachen Volkes im Lauf der Jahre mehr und mehr angleichen würde - die sich aber stattdessen akustisch wie inhaltlich immer weiter von der Allgemeinverständlichkeit entfernt hat.

Nicht zuletzt deshalb haben die Bilder, die Pep Guardiola hinterlässt, eine noch viel größere Wirkmacht, als Bilder sie ohnehin schon haben.

Und nicht zuletzt deshalb gibt es kein Halten mehr, wenn so ein Bild so unerwartet kommt wie diese Woche.

Pep Guardiola auf einem Klappstuhl? Und nicht auf einem reich ornamentierten Faldistorium, sondern wirklich auf dem ganz einfachen Holzding, dem erdnahsten aller Möbelstücke? Ein Knüller!

Wen wundert's, dass niemand Pep Guardiola am Ende so eines Abends fragt, wie ihm das taktisch nun genau gelungen ist, einen Gegner wie Bayer Leverkusen aus dem DFB-Pokal zu werfen. Es ist nur logisch, dass er stattdessen gefragt wird, wie es war, dabei auf einem Klappstuhl zu sitzen.

Die Antwort darauf fiel übrigens aus, wie sie ausfallen musste: Eine längere Ausführung in Pep-Guardiola-Sprache, in der das Wort "Klappstuhl" kein einziges Mal vorkam und allem Anschein nach auch gar nicht Thema war.

Man sollte sich keine Illusionen machen: Dieser Trainer wird eine enthobene Erscheinung bleiben, auch tausend Klappstühle werden nicht dabei helfen, ihn näher ans unsereins heranzurücken.

Und eines ist unter diesen Umständen ebenso gewiss: Das nächste Mal, wenn dieser Pep Guardiola mit einem Alltagsgegenstand in Kontakt kommt, wird es wieder Durchdrehen geben.

(Im Original erschienen am 10. April 2015)

... und aus allen Nähten flieh'n

Es gibt da noch einen Aspekt in der Debatte um den Hosenriss von Pep Guardiola, dem bislang nicht ausreichend nachgegangen worden ist: den moralisch-ethischen.

Man stolpert halb gedankenlos darüber beim Lesen der internationalen Pressestimmen zum zerfetzten Beinkleid des Bayern-Trainers, ehe die These beim darüber Nachdenken ihre volle Wucht entfaltet.

"Als ihm klar wurde, dass es alle anderen deprimiert, dass er der beste und stilvollste Trainer der Welt ist", spekuliert der britische Mirror, "hat er extra eine Schwachstelle zur Schau gestellt, damit sich die anderen Fußballgrößen nicht so unzulänglich fühlen."

Die kaputte Hose als humanistischer Akt, ähnlich dem mit dem Protest-T-Shirt einen Tag zuvor - man hält es zunächst für einen rein humoristischen Gedanken.

Dann aber kommt einem in den Sinn, dass ähnlich gelagerte Fälle in der Historie gar nicht so selten waren.

Martin von Tours, im vierten Jahrhundert, zu seiner Zeit bei der römisch-kaiserlichen Garde in Amiens: Hat nicht auch er seinerzeit seinen Soldatenmantel zerrissen? Und ging es damals nicht auch im weitesten Sinne darum, das Unzulänglichkeitsgefühl eines Mitmenschen zu lindern?

Was damals folgte, ist bekannt: ein großer Candystorm samt Bischofsernennung, Heiligsprechung, Laternenumzügen. Sogar Christus erschien Martin damals in einer sportfremden Manifestation und lobte die Aktion in höchsten Tönen.

Klar, andere Zeiten damals und vielleicht nicht eins zu eins auf die heutige Situation übertragbar - aber auch in der jüngeren Vergangenheit haben zerrissene Hosen in der Kulturgeschichte keine so unwichtige Rolle gespielt.

Erinnern wir uns an den großen Udo Jürgens und sein ebenso großes Lied über die ausgebliebenen Reisen nach New York, Hawaii und anderswo.

"Ging nie durch San Francisco in zerrissenen Jeans…": Wie grandios linderte dieser ebenfalls sehr stilvoll gekleidete Mann das Unzulänglichkeitsgefühl ganzer Generationen mit diesen tröstlichen Zeilen - trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund der Tatsache, dass Udo Jürgens in Wahrheit zigmal in New York war und wahrscheinlich selbst nie das Bedürfnis hatte, vor einem Spaziergang in San Francisco seine Jeans zu zerreißen.

Pep Guardiola, wir wissen es, kann auch nicht wahrheitsgemäß von sich behaupten, niemals zu einem Sabbatical in New York gewesen zu sein.

Und trotzdem zeigt sich an seinem Beispiel einmal mehr, wie es auch dem größten aller Weltbürger gelingen kann, die Sehnsüchte des einfachen Mannes zu bedienen - wenn er sie nur für einen kurzen Moment zu seinen eigenen macht.

Ob es wirklich sein Plan war, auszubrechen und in zerrissenen Anzughosen über den FC Porto zu spazieren, weiß man nicht und wird es nie wissen. Es spielt aber auch gar keine Rolle.

Ebenso wenig, wie es eine Rolle spielt, dass Pep Guardiola hinterher in der Mixed Zone sinngemäß gefragt wurde: "War was?" und darauf sinngemäß antwortete: "Nein, was soll schon sein?"

Entscheidend für all uns Unzulängliche und Deprimierte ist das Gefühl, dass es wirklich anders gewesen sein könnte.

Dass Pep Guardiola in dem Moment, bevor seine Hose riss, auch nur einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehen wollte.

(24. April 2015)