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Eintracht Frankfurt: Djibril Sow im Interview über Oliver Glasner und seine Zukunft

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Eintracht Frankfurt: Djibril Sow im Interview über Oliver Glasner und seine Zukunft

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SGE-Kollege gibt Kostic-Dilemma zu

Djibril Sow zählt bei Eintracht Frankfurt zu den Leistungsträgern. Der Mittelfeldspieler äußert sich bei SPORT1 nach geglückter WM-Qualifikation mit der Schweiz zur aktuell schwierigen Lage in der Bundesliga.
Djibril Sow hat sich mit der Schweiz für die WM 2022 qualifiziert. Bei Eintracht Frankfurt läuft es dagegen nicht so rund. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er über seine verrückten Wochen.
cmichel
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Gut gelaunt kehrte Djibril Sow nach geglückter WM-Qualifikation aus der Schweiz zurück. Die Eidgenossen haben Italien hinter sich gelassen und an die starke Europameisterschaft, als sie erst im Viertelfinale gegen Spanien nach Elfmeterschießen ausschieden, angeknüpft. Bei Eintracht Frankfurt ist die Lage nicht ganz so rosig. Tabellenplatz 14, erst zwölf Punkte, weit weg von den eigenen Ambitionen und viel zu abhängig von Superstar Filip Kostic. Sow ordnet die Lage im Exklusiv-Interview bei SPORT1 ein.

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SPORT1: Djibril Sow, herzlichen Glückwunsch zur direkten WM-Qualifikation mit der Schweiz. Wie fühlt es sich an, den Europameister Italien auf Platz zwei hinter sich gelassen zu haben?

Djibril Sow: Es ist ein sehr schönes Gefühl, dass wir die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar geschafft haben. Wir konnten die Euphorie von der Europameisterschaft mitnehmen und vor Italien landen, obwohl wir viele Verletzte hatten. Wir merken, dass die Menschen in der Schweiz mit dieser Nationalmannschaft sympathisieren. Es macht sehr viel Spaß, ein Teil davon zu sein.

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SPORT1: Bei den beiden entscheidenden Partien in Italien (1:1) und Bulgarien (4:0) wurden Sie jeweils erst kurz vor Schluss eingewechselt. Warum reicht es aktuell nicht für einen Stammplatz?

Sow: Die Konkurrenz auf meiner Position ist groß. Meine Mitspieler nehmen auch bei ihren Vereinen, die allesamt Spitzenmannschaften sind, eine sehr gute Rolle ein. Solange das so bleibt, ist es schwer für mich, auf Einsätze kommen. Aber ich bin einer der jüngsten Spieler und habe noch Verbesserungspotenzial. Ich hoffe, dass ich schon bald eine wichtigere Rolle in der Nationalmannschaft einnehmen kann.

Sow: „Dürfen nicht schon wieder eine Halbzeit verschlafen“

SPORT1: Der Blick richtet sich sogleich wieder auf die Bundesliga. Der kommende Gegner heißt SC Freiburg (Sonntag: SC Freiburg - Eintracht Frankfurt ab 15.30 Uhr im LIVETICKER). Was erwartet Eintracht Frankfurt bei dem Überraschungsteam der Bundesliga?

Sow: Wir brauchen in diesem Spiel eine Topleistung. Freiburg hat erst eine Partie in dieser Saison verloren. Das zeigt, wie stark und gut eingespielt die Mannschaft ist. Jeder Spieler von uns muss hundert Prozent geben. Wir müssen voll fokussiert sein und dürfen nicht schon wieder eine Halbzeit verschlafen.

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So schaut's aus aus dem STAHLWERK Doppelpass über Eintracht Frankfurt
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Diva aus Frankfurt: Was läuft schief bei der Eintracht?

SPORT1: Sie haben dem Kader trotz aller Unwägbarkeiten einen erneuten Angriff auf die Champions-League-Ränge zugetraut. Sehen Sie dieses Ziel noch als erreichbar an?

Sow: Ich habe über diese Aussage nicht mehr so viel nachgedacht. Entscheidend ist, dass wir Spiele gewinnen und dadurch Selbstvertrauen tanken. Damit haben wir uns in letzter Zeit aber sehr schwergetan. Vor allem die Neuzugänge machen sich deshalb natürlich einen Kopf. Als neuer Spieler willst du direkt funktionieren. Wenn für dich alles neu ist und die Siege fehlen, dann wird es immer schwieriger. Ich versuche einzuwirken und Vertrauen zu geben. Wenn wir in den kommenden Wochen und Monaten mehr Trainingszeit haben, dann wird es besser bei uns laufen.

SPORT1: Sie haben die Neuzugänge angesprochen. Vor allem Jesper Lindström, Sam Lammers und Jens Petter Hauge stehen in der Kritik. Auch Sie waren im ersten Jahr durchaus umstritten. Sind Sie als Tippgeber wichtig für die Spieler?

Sow: Ja, ich versuche Hilfestellung zu geben. Die Spieler können keine Leistung bringen, wenn sie nicht frei im Kopf sind. Bei mir war die Situation im ersten Jahr ähnlich. Wir hatten keine gute Phase mit der Eintracht und dann macht man sich als neuer Spieler viele Gedanken. Ich versuche den Kollegen mitzugeben, dass wir nur gemeinsam aus dieser Phase herauskommen können. Die ganze Mannschaft ist für die aktuelle Situation verantwortlich und befindet sich nicht in Topform. Deswegen versuchen wir erfahrenen Spieler den jungen neuen Spielern Halt zu geben und Lockerheit zu vermitteln .(NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Haben Sie die Kaderqualität im Sommer insgesamt etwas überschätzt?

Sow: Wir spielen aktuell definitiv unter unseren Möglichkeiten, ansonsten wären wir derzeit nicht in einer sportlich unbefriedigenden Situation. Wir performen nicht gut genug, aber das Potenzial gibt einen besseren Rang her. Die Wahrheit liegt aber auf dem Platz. Jeder muss versuchen, sich so weiterzuentwickeln, dass er am Spieltag hundert Prozent Leistung abrufen kann.

„In der Europa League wird mehr Fußball gespielt“

SPORT1: In der Europa League tritt die Mannschaft allerdings anders auf als in der Bundesliga. Haben Sie eine Erklärung für die Diskrepanz?

Sow: In der Europa League wird noch mehr Fußball gespielt. Die Bundesliga ist teilweise härter. In zahlreichen Begegnungen werden viele lange Bälle gespielt, auf dem gesamten Feld permanent Mann-gegen-Mann-Duelle geführt. Das ist ein anderer Spielstil für die neuen Spieler, die aus einer Liga kommen, in der man das so nicht kennt. In der Europa League herrscht mehr Ruhe und spielerische Klarheit.

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SPORT1: Gegen Royal Antwerpen kann die Eintracht mit einem Sieg bereits den Gruppensieg fixieren. Wäre angesichts der Ausgangslage, alles in der eigenen Hand zu haben, das Verpassen der direkten Qualifikation für das Achtelfinale jetzt nicht schon eine kleine Enttäuschung?

Sow: Das wäre keine Enttäuschung, weil ein Weiterkommen immer ein Erfolg für Eintracht Frankfurt ist. Aber jetzt wollen wir dort bleiben, wo wir aktuell stehen und gegen Antwerpen den Gruppensieg klarmachen.

SPORT1: Europa League statt Champions League, viel Unruhe in den vergangenen Monaten rund um Ex-Trainer Adi Hütter und Ex-Sportvorstand Fredi Bobic, dazu der Umbruch. Wie haben Sie das vergangene halbe Jahr für sich aufgearbeitet?

Sow: Es gab ein ständiges hin und her. Wir hatten selten Ruhe. Leider sind die Probleme in einer Phase gekommen, in der es für uns um viel ging. Damals wurde im Umfeld nur noch über den Trainer gesprochen und weniger über das, was wir erreichen konnten. Und dann kam die Enttäuschung hinzu, dass wir unser großes Ziel Champions League nicht erreicht haben. Ich bin mit viel Motivation und Elan in die neue Saison gegangen und hatte immer positive Gefühle. Daran hat sich nichts geändert. Jeder in der Mannschaft ist hungrig und dann ist der Frust groß, wenn es noch nicht rund läuft. Wir müssen uns reinbeißen. In Frankfurt gab es schon immer Phasen, wo es erst hoch hinaus und anschließend auch bergab ging. Das Hauptelement ist die nötige Ruhe. Wenn wir die haben, dann kommen wir auch wieder in einen Flow.

Das sagt Sow zur Arbeit von Oliver Glasner

SPORT1: Die Eintracht sucht aber noch Stabilität und Konstanz. Nehmen Sie da auch sich selbst mit in die Pflicht?

Sow: Natürlich will ich mehr Präsenz zeigen und mit der Eintracht erfolgreich sein. Das sind meine Hauptziele. Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, dann erwarte ich auch von mir selbst noch mehr. Jeder Spieler kann seinen Teil zum Erfolg beitragen – das gilt auch für mich. Ich arbeite daran, dass ich meinen Mitspielern auf dem Platz mehr Halt gebe und noch konstanter zu werden. Es ist wichtig, clever zu laufen und das richtige Timing zu finden. Das ist ein Prozess, den ich in dieser Saison durchlaufen will.

SPORT1: Apropos Prozess. Eigentlich wollte die Eintracht in dieser Saison variabler spielen, sich von Filip Kostic emanzipieren. Nun war Kostic in der Bundesliga wieder an 50 Prozent der Tore beteiligt. Welche Gründe sehen Sie dafür?(DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Im Gespräch: Djibril Sow (r) und sein Trainer Oliver Glasner (l)
Im Gespräch: Djibril Sow (r) und sein Trainer Oliver Glasner (l)

Sow: Wenn unser Spiel nicht so läuft, dann spielen wir schnell zu Filip Kostic und sagen: ‚Der macht das schon.‘ Das Problem ist, dass wir im Kopf die Ruhe verlieren und unsere Spielphilosophie, die wir im Training eingeübt haben, vergessen. Daran müssen wir natürlich arbeiten. (Bericht: Kostic lässt aufhorchen)

SPORT1: Aber was fehlt dafür, dass Sie die Spielphilosophie von Glasner auch in Drucksituationen umsetzen können?

Sow: Das hat viel damit zu tun, dass wir noch nicht in den Flow gekommen sind. Dadurch fehlt uns auch das nötige Selbstvertrauen. Wir kamen in der vergangenen Saison auch erst später in eine Phase, in der viele unterschiedliche Spieler die Tore für uns erzielt haben. Da müssen wir wieder hinkommen.

SPORT1: Oliver Glasner hat sich bisher trotz fehlender Ergebnisse so gut wie immer vor die Mannschaft gestellt, aber in manchen Situationen wirkte auch er schon etwas angeschlagen. Wie nehmen Sie ihn in dieser schwierigen Phase wahr? (Krösche: „Glasner ist intelligent genug“)

Sow: Oliver Glasner ist fachlich ein sehr guter Trainer, der uns klare Ideen mitgibt. Wenn die Spieler seine Vorgaben so schnell über Bord werfen, dann ist auch der Trainer frustriert. Das kann ich nachvollziehen. Nichtsdestotrotz ist Oliver Glasner immer ein sehr positiver Mensch, der uns nach Rückschlägen schnell aufbaut. Das finde ich gut! Ich habe Vertrauen in den Trainer und bin mir sicher, dass ich für die ganze Mannschaft spreche. Ansonsten wären solche Last-Minute-Tore wie in Fürth oder Piräus gar nicht möglich. Für ihn wäre es auch besser, wenn wir längere Zeit Trainingsmöglichkeiten zum Einspielen hätten. Dann könnten wir Siege einfahren und Selbstvertrauen tanken.

Traum von der Premier League? Sow äußert sich

SPORT1: Sie sind inzwischen in Ihrem dritten Jahr bei der Eintracht. Würden Sie sich inzwischen als gestandenen Bundesligaspieler bezeichnen?

Sow: Ich habe seitdem 69 Bundesligaspiele für die Eintracht bestritten und war die meiste Zeit Stammspieler bei einem sehr guten Verein. Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung und habe deshalb auch mit Blick auf die Zukunft positive Gefühle.

SPORT1: „Die Premier League ist meine Traumliga!“ Dies sagten Sie bei Ihrer Ankunft 2019. Was zeichnet die englische Liga für Sie aus?

Sow: Die Premier League ist meiner Meinung nach die Liga mit der höchsten Attraktivität. Die besten Spieler messen sich dort. Ich habe immer davon geträumt, in der Premier League zu spielen. Aber als ich ein kleiner Junge war, hätte ich auch nie gedacht, dass ich heute bei der Eintracht spiele. Ich bin daher sehr zufrieden, wie meine Karriere verläuft. Die Bundesliga gehört auch nicht umsonst zu den besten Ligen.(DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Ihr Vertrag läuft noch bis 2024, im Februar werden Sie 25 Jahre alt. Wenn England tatsächlich anklopfen sollte: Wäre Djibril Sow bereit für den Sprung in die aktuell wohl stärkste Liga weltweit?

Sow: Sie sagen richtig, dass mein Vertrag noch bis 2024 läuft. Die letzten Wochen waren aber sehr stressig. Wir hatten viele Spiele in kurzer Zeit. Ich mache mir derzeit über meine Zukunft gar keine Gedanken. Das kommt, wenn man eine längere Pause hat. Aber die ist nicht in Sicht. Die Energie, über einen nächsten Schritt nachzudenken, habe ich derzeit nicht. Dieses Thema spielt in meinem Kopf keine Rolle, mein voller Fokus gilt der Eintracht und unseren wichtigen Aufgaben.

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