Der knappe Sieg bei der TSG Hoffenheim war die dringend notwendige Reaktion.
Rose im Reus-Dilemma
Nach dem bitteren Pokal-Aus beim FC St. Pauli war Borussia Dortmund gefordert gewesen. Allerdings fuhr der BVB beim 3:2 in Sinsheim einen „schmeichelhaften Sieg“ ein, wie Rose selbst zugab.
Ein Erfolg, der einmal mehr über bestehende Probleme hinwegtäuschen könnte, so wie das schon nach dem Last-Minute-Sieg bei Eintracht Frankfurt (3:2) zum Rückrunden-Auftakt zu befürchten war. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Ein Hauptgrund für den Sieg gegen Hoffenheim dürfte die Systemumstellung von BVB-Coach Marco Rose gewesen sein, der deutlich schneller reagierte als zuletzt. Er wechselte in der 56. Spielminute und zog Kapitän Marco Reus von der Außenbahn nach innen.
Rose mit goldenem Händchen
Er bewies damit das viel zitierte goldene Händchen, da Reus nur Momente später das zwischenzeitliche 2:1 erzielte und auch in der Folge sehr präsent war.
Warum lässt Rose den Offensivspieler dann nicht gleich von Beginn an in der Mitte agieren? Ein Blick auf die Daten zeigt, dass Rose durchaus seine Gründe dafür hat - und dass der Dortmunder Trainer im Dilemma steckt.
Reus mit katastrophaler Chancenverwertung im Zentrum
13 Mal begann Reus in dieser Bundesliga-Saison in einer zentralen Rolle, die er selbst bevorzugt. Zumeist füllte er dann die Rolle des Spielmachers auf der Zehn aus.
Allerdings agierte er auch als Angreifer in einem Zweiersturm mit Erling Haaland, Donyell Malen oder Thorgan Hazard als Sturmpartner. Sechs Mal stellte Rose seinen Kapitän hingegen auf der Außenbahn auf, sowohl auf dem rechten wie auf dem linken Flügel.
Es scheint, als sei die Rolle als Außenspieler vor allem die Folge einer Einsicht, die Rose in der Winterpause gewonnen hat. In allen drei Spielen der Rückrunde agierte Reus nämlich auf außen. Nicht immer bis zum Spielende, wie die Partie gegen die TSG gezeigt hat. Besagte Erkenntnis dürfte Rose auch mit einem Blick auf die Zahlen gekommen sein.
Auf außen agiert Reus nämlich deutlich effektiver. Er sammelte alle 129 Spielminuten einen Scorer-Punkt (drei Tore und eine Vorlage). Im Zentrum gelang dem 32-Jährigen nur alle 224 Minuten ein Scorer-Punkt (zwei Tore und drei Torvorlagen). Das größte Problem liegt dabei in der Chancenverwertung.
Der Nationalspieler nutzte im Schnitt nur jeden 13. Torschuss, wenn er im Zentrum agierte. Außerdem vergab er gleich neun seiner zehn Großchancen. Erschreckend schlechte Werte für Reus. Zum Vergleich: Als Außenspieler konnte er jeden vierten Torschuss im Netz unterbringen. Er nutzte zudem alle drei seiner Großchancen.
Reus im Zweikampf außen stärker
Ins Spiel eingebunden ist Reus auf beiden Positions-Varianten in etwa gleich. Er kommt jeweils auf rund 60 Ballkontakte in 90 Spielminuten. Doch bei den Zweikämpfen zeigt sich ein weiterer Unterschied zwischen dem Zentrum und der Außenbahn.
Außen gewinnt der gebürtige Dortmunder 53 Prozent seiner Zweikämpfe. Hier hilft ihm auch sein Tempo, dass er sich besser entfalten kann. In zentralen Positionen gewinnt Reus hingegen nur 42 Prozent seiner Duelle. Die Räume sind enger, wodurch er seine Stärken nicht immer ideal ausspielen kann.
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Den Zahlen steht aber nun der Effekt entgegen, welchen Reus bei dem Sieg gegen Hoffenheim entfesselte, nachdem ihn Rose in die Mitte beordert hatte. Es war zudem nicht das erste Mal, dass sich dieser Schachzug als klug herausstellte.
In der Bundesliga-Pause hat Rose nun Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wo er einen seiner wichtigsten Akteure im nächsten Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen aufstellt. Es scheint sich um eine weitreichende Entscheidung zu handeln, wenn man das Spiel des BVB ansieht.
Eines ist klar: Der Coach hat für beide Varianten seine Argumente.