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Bundesliga: Das Transfer-Problem der Bundesliga mit ablösefreien Transfers

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Bundesliga: Das Transfer-Problem der Bundesliga mit ablösefreien Transfers

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Dieses Problem hat Salihamidzic nicht allein

Ablösefreie Wechsel oder Abgänge weit unter Marktwert? Die Coronakrise hat alle deutschen Klubs schwer getroffen. Die aktuellen Beispiele Denis Zakaria und Matthias Ginter zeigen, dass nicht nur der FC Bayern München auf höchster Ebene zu kämpfen hat.
Es wird wieder heiß auf dem Wintertransfermarkt, denn die Klubs dürfen bald nach Verstärkungen suchen und Transferflops abgeben. Diese Topspieler könnten wechseln.
cmichel
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David Alaba und Jérôme Boateng? Spieler, die zusammen Marktwerte in Höhe von 70 oder 80 Millionen Euro haben, verließen den FC Bayern München vor einem Jahr in Richtung Madrid und Lyon zum Nulltarif. Bei Niklas Süle und Corentin Tolisso, der 2017 kurzzeitig zum teuersten Bundesligatransfer aller Zeiten aufstieg, droht dieses Szenario erneut, ihre Verträge laufen in sechs Monaten aus.

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Sprich: Seit dem 1. Januar 2022 können sie auch einen Wechsel zu einem x-beliebigen Klub offiziell verkünden, dem FC Bayern sind dann die Hände gebunden. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Die Faustformel bröckelt

Normalerweise lautete die Faustformel ein Jahr vor Ablauf des Kontrakts stets: Verlängern oder verkaufen. Allerdings verändert sich durch die Coronapandemie der Markt nun gewaltig, die gekannten Muster bröckeln. Die Sorgenfalten wachsen nicht nur auf der Stirn von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Auch Mönchengladbachs Manager Max Eberl hat nun zwei solcher Fälle auf dem Schreibtisch liegen.

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Die Borussia konnte die im Sommer auslaufenden Verträge von Matthias Ginter und Denis Zakaria nicht verlängern. Ein „Super-GAU“ mit Ansage also. Im Geschäftsmodell der Gladbacher sind Abgänge zum Nulltarif nicht vorgesehen. Wie SPORT1 aus Gesprächen mit Branchenkennern entnimmt, wird die Lage für Klubs in dieser Größenordnung aber vollumfänglich als schwierig eingestuft.

Stars haben den ausländischen Markt im Blick

Teams der Marke Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim oder eben auch eine Etage höher, der FC Bayern München, bekommen die großen Verträge ihrer Schlüsselspieler nur noch schwer verlängert.

Die Umsätze haben sich bei einigen Klubs halbiert, Kaderkosten müssen reduziert und Gehälter dürfen und können nicht einfach mehr angehoben werden. Den Klubs sind die Hände gebunden, die Stars machen das kaum mit und haben einen hochattraktiven ausländischen Markt als Druckmittel.

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Während die Politik in Deutschland wegen der unübersichtlichen Corona-Lage wieder Geisterspiele für unbestimmte Zeit ausgerufen hat, bleiben die Stadien in England (Vollauslastung möglich), Spanien und Italien (jeweils 75-Prozent-Auslastung) gut besucht.

Die Schere geht somit nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Basis immer weiter auseinander. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Verliert die Bundesliga ihre Wettbewerbsfähigkeit?

Die Vereine drohen im Kampf um Topspieler immer mehr an Boden zu verlieren. Stars wechseln zum Nulltarif, die Attraktivität der Liga sinkt ohne große Namen weiter, Sponsoren- und TV-Gelder im Zuge dessen ebenfalls.

Die Wettbewerbsfähigkeit der höchsten deutschen Liga wird dadurch in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt, sie verliert an Strahlkraft. Englische, spanische oder italienische Teams nutzen diese Lage eiskalt aus.

In der Bundesliga fehlen wertvolle Einnahmen, weshalb auch weniger Geld für neue Spieler ausgegeben wird. Statt in Ablösesummen, die mit dem Ausbruch der Coronapandemie deutlich gesunken sind (2019/20 gaben die 18 Bundesligisten noch rund 950 Millionen Euro aus, 2020/21 nur noch 378 Millionen Euro, 2021/22 dann 423 Millionen Euro), zu investieren und dem Konkurrenten neue Möglichkeiten zu eröffnen, geht der Blick vermehrt auf ablösefreie Akteure.

Die Probleme der Klubs am Beispiel Eintracht Frankfurt

Beispiel Eintracht Frankfurt: Im Juni 2023 laufen die Verträge von Filip Kostic, Daichi Kamada, Evan N‘Dicka und Tuta aus. Vier Stützen der Hessen, die in zwölf Monaten am 1. Januar 2023 unterschreiben dürfen, wo sie wollen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

In Vor-Coronazeiten hätten die Frankfurt für dieses Quartett zusammenaddiert weit über 60 Millionen Euro an Ablöse ausrufen können. Doch warum schon heute bezahlen, wenn der interessierte Klub dieses Geld sparen und dafür etwas mehr Gehalt und Handgeld bieten kann?

Filip Kostic und Daichi Kamada könnten die Eintracht im Sommer 2023 ablösefrei verlassen
Filip Kostic und Daichi Kamada könnten die Eintracht im Sommer 2023 ablösefrei verlassen

Denn verschenken kann auch die Eintracht nichts. Ein theoretisches Beispiel, welches praktisch so aussehen könnte: Verein X bietet für N‘Dicka 13 bis 15 Millionen Euro, während Frankfurt mindestens 22 bis 25 Millionen Euro verlangt. Den Franzosen so weit unter Marktwert gehen zu lassen, würde das Erreichen der sportlichen Ziele massiv gefährden. Zudem wäre das Signal nach außen fatal.

Mit einer Summe in dieser Größenordnung könnten zwar kurzfristig und notdürftig wirtschaftliche Löcher gestopft, der Verlust des Spielers aber nicht annähernd kompensiert werden. Die Frankfurter blieben daher auch im vergangenen August eisern, nachdem Lazio Rom ein beinahe schon respektloses Zehn-Millionen-Euro-Angebot für Filip Kostic abgab. (Bericht: Frankfurts wilde Kostic-Verhandlung)

Auch Hoffenheim, BVB, Leipzig oder Mainz müssen genau hinschauen

Die Vereine befinden sich in dieser Phase dennoch in einer Zwickmühle, weil sie auf Transfererlöse angewiesen sind. Andererseits sinkt die Investitionsfreude, es fließt immer weniger Geld.

Auch die TSG Hoffenheim droht mit Andrej Kramaric und Florian Grillitsch (Vertrag läuft 2022 aus) zwei Stars ablösefrei zu verlieren, Borussia Dortmund schaut bei Axel Witsel und Dan-Axel Zagadou möglicherweise in die Röhre, die Frankfurter erhalten für ihre Reservisten Danny da Costa und Aymen Barkok wohl auch kein Geld mehr in diesem Winter.

Teams wie Inter Mailand, Manchester City, Real Madrid oder Juventus Turin bleiben geduldig und warten auf den richtigen Moment, um dann zuzuschlagen. Sie haben das nötige Kleingeld, sind teilweise auch mit Investorengeldern gepudert.

Bosman-Urteil trifft Bundesliga nun mit voller Härte

Über 26 Jahre liegt der 15. Dezember 1995 inzwischen zurück. Das so genannte Bosman-Urteil trifft die Klubs nun mit einer Wucht, die es in Vor-Coronazeiten so nicht gab. Was besagte das Urteil? Es besiegelte das Ende von Ablösesummen nach Ablauf von Verträgen und zudem von bis dahin gängigen Ausländerbeschränkungen.

Seine Klage veränderte den Profifußball grundlegend: Jean Marc Bosman auf der Pressekonferenz nach seinem Prozeß vor dem Europäischen Gerichtshof im Dezember 1995
Seine Klage veränderte den Profifußball grundlegend: Jean Marc Bosman auf der Pressekonferenz nach seinem Prozeß vor dem Europäischen Gerichtshof im Dezember 1995

Doch oftmals wurden frühzeitig Lösungen gefunden und ablösefreie Abgänge verhindert. Eine Ausnahme bildete Borussia Dortmund bei Robert Lewandowski. Der Klub demonstrierte damit Härte und verzichtete auf Ablöse. Heutzutage hat es nichts mehr mit „Härte demonstrieren“ zu tun, es ist vielmehr ein Gefühl der Ohnmacht eingetreten.

Und ein Ende der Fahnenstange ist aktuell nicht in Sicht. Ob bei Bayern Kingsley Coman, Robert Lewandowski oder Serge Gnabry (Verträge bis 2023), in Mainz Jean-Paul Boetius (2022), Moussa Niakhate und Jeremiah St. Juste (2023) oder in Leipzig Marcel Halstenberg (2022), Nordi Mukiele oder Konrad Laimer (2023) - sie alle werden bei einem Abgang wohl nicht mehr die erwartbare Ablöse früherer Tage einbringen und könnten die Klubs im schlechtesten Fall ablösefrei verlassen.

Verhandlungen ziehen sich daher oftmals wie ein Kaugummi in die Länge.

Besserung der Lage ist nicht in Sicht

Umgekehrt natürlich profitieren auch die Bundesligisten davon.

Wenn in der französischen Ligue 1 oder bei kleineren Vereinen Verträge auslaufen, dann kann eben auch hier der größere Verein zuschlagen. Doch aktuell leiden die deutschen Erstligaklubs enorm unter der Situation. Und eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht – nicht für Hasan Salihamidzic und auch nicht für den Rest der Branche.

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