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Bundesliga: Christian Träsch bringt Niko Kovac als Trainer des VfB Stuttgart in Position

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Bundesliga: Christian Träsch bringt Niko Kovac als Trainer des VfB Stuttgart in Position

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„VfB und Kovac - das könnte passen“

Der VfB Stuttgart steckt in der Krise, der Abstieg droht. Gegen den VfL Bochum steht am Samstag daheim ein ganz wichtiges Spiel an. Bei SPORT1 spricht der frühere VfB-Profi Christian Träsch Klartext.
Ex-VfB Profi Christian Träsch äußert sich im Sport1-Interview über einen möglichen Abstieg des VfB Stuttgarts, Trainer Pellegrino Matarazzo und Sportdirektor Sven Mislintat.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Christian Träsch war die vergangenen zwei Jahre weit weg, doch seinen VfB Stuttgart, bei dem er einst Profi wurde, hat er stets im Blick gehabt.

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Zum Abschluss seiner Profikarriere spielte er nach den Stationen 1860 München, VfB und VfL Wolfsburg in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei al-Wasl. Aktuell kickt Träsch in der Kreisliga beim FC Gerolfing.

Im SPORT1-Interview spricht der 34-Jährige über die Krise bei den Schwaben, seinen Wunschtrainer für den VfB und die Zukunftspläne. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Herr Träsch, Sie waren zwei Jahre in Dubai und sind jetzt zurück in Deutschland. Wie war‘s?

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Christian Träsch: Ich war mit meiner Frau und unseren beiden Töchtern in Dubai, ich habe dort noch Fußball gespielt und meine Karriere beendet, wir sind aber noch im Land geblieben, weil ich mir nicht klar war, was ich in Zukunft machen möchte. Es war eine fantastische Zeit, wir haben dort eine andere Kultur kennengelernt. Wir wollten den Kindern auch den Mehrwert geben, im Ausland aufzuwachsen und uns nach meiner Karriere nicht direkt in etwas reinstürzen. Wir sind dort geblieben, um einen konkreten Plan für unsere Zukunft schmieden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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SPORT1: Und wie ist der Plan?

Träsch: Ich will Trainer werden und meine Scheine beim DFB machen. Ich will aber kein Profitrainer werden, sondern im Jugendbereich arbeiten. Ich habe gemerkt, dass ich den Fußball vermisse. Ich habe an der deutschen Schule die Fußball-AG geleitet und möchte jetzt mit meiner Philosophie Kinder und Jugendliche weiterbringen.

Träsch: „Es gibt zu viele Nebenkriegsschauplätze“

SPORT1: Wie sehr haben Sie den VfB im Ausland verfolgt? (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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Träsch: Ich habe natürlich beim VfB ein Auge drauf, da wurde ich Profi. Es ist immer ein lachendes und ein weinendes Auge. Der Verein hat ein Riesenpotenzial. Es wird nur leider wenig daraus gemacht und es gibt zu viele Nebenkriegsschauplätze. Und deshalb steht man momentan auch da unten.

SPORT1: Im Dezember 2020 gab es den tollen 5:1-Sieg beim BVB, da war von den neuen jungen Wilden des VfB die Rede. Davon ist nichts mehr zu sehen. Was sagen Sie dazu?

Träsch: Ich war gleich überzeugt und auch überrascht, wie Matarazzo anfangs die Mannschaft umbaute. Da kam gleich viel Euphorie auf, das ist beim VfB immer schon so gewesen. Wenn man eine gute Saison hinter sich hat, muss man danach international spielen. In dieser Saison ist man den Ansprüchen einfach nicht gerecht geworden. Es gab aber auch Lichtblicke.

Der frühere Nationalspieler Christian Träsch ist aktuell vereinslos. Im Interview spricht er über sein Aus beim FCI, Ex-Coach Magath und Jürgen Klopp als möglichen Bundestrainer
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SPORT1: Nämlich?

Träsch: In der Vorrunde habe ich das Spiel beim VfL Wolfsburg gesehen, da kam der VfB als Tabellen-15. und man hat die Wölfe an die Wand gespielt (2:0-Sieg, d. Red.). Ich dachte mir: Wie kann der VfB nur da unten stehen? Sie haben in Wolfsburg überragenden Fußball gespielt. In den Wochen danach haben sie das eine oder andere Mal auch unglücklich verloren. Wenn du jedoch fünf, sechs Mal verlierst, dann gibt es ein Problem. Und wenn es so weiterläuft, sieht man den VfB in der nächsten Saison nicht mehr in der Bundesliga.

SPORT1: Ist Matarazzo mit seinem Latein am Ende?

Träsch: Das glaube ich nicht. Er wirkt total sympathisch und er spricht Dinge klar an. Er muss den Jungs einfach das Selbstvertrauen zurückgeben. Ich finde es gut, dass Matarazzo noch im Amt ist. Obwohl man auf dem vorletzten Platz steht mit vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. Max Eberl sprach über den Druck im Fußball. Fehler darf man sich nicht mehr erlauben. Aber wie lange geht das gut beim VfB? Wenn die nächsten Spiele auch verloren werden, dann muss man sich Gedanken machen. Dann muss ein neuer Impuls rein.

Video-Highlights zum Spieltag der Bundesliga ab Montag 0 Uhr in der SPORT1-Mediathek und in der SPORT1 App

Träsch: „Da muss ich Tiago Tomas hervorheben“

SPORT1: Gab es in Ihrer Karriere mal den Moment, wo Sie geahnt haben, dass es das war für den Trainer?

Träsch: Ja, den gab es tatsächlich. In Wolfsburg bei Valerien Ismael. Er hat es anfangs überragend gemacht, hat uns Beispiele aus den Topligen aufgezeigt, wo wir alle sehr überrascht waren. Leider blieb der positive Trend aus. Das Heimspiel gegen Werder Bremen war damals das entscheidende Spiel und wir wussten schon in der Woche vor dem Spiel, dass es ihn erwischen wird, wenn wir nicht gewinnen. Und so kam es dann auch. Wir bekamen in der 88. Minute den Ausgleich und hinterher war klar, dass ein neuer Trainer kommen wird.

SPORT1: Am Samstag kommt der VfL Bochum nach Stuttgart. Wie gefährlich wird das Spiel?

Träsch: Für den VfB war es ganz gut, dass der VfL gegen die Bayern gewonnen hat. Sie sind Aufsteiger und da denkt man unbewusst schon ‚Ach, die kommen aus der 2. Liga, so eine hohe Qualität haben sie nicht‘. Aber die Bochumer sind brutal im Umschaltspiel mit einer enormen Schnelligkeit auf den Außen. Der VfB weiß jetzt, was Sache ist. Wenn die Jungs ihre Qualität abrufen, können sie aber natürlich auch den VfL Bochum schlagen. Ich hoffe, dass der VfB kaltschnäuzig vor dem Tor sein wird. Sie brauchen zu viele Chancen.

SPORT1: War das 2:4 in Leverkusen ein Hoffnungsschimmer?

Träsch: Auf jeden Fall, der Auftritt war ein Lichtblick. Auf dieses Spiel kann man aufbauen. Da muss ich auch Tiago Tomas hervorheben. Er ist ein richtig guter Spieler.

Hoffnungsträger: Tiago Tomas hat beim VfB Stuttgart einen vertrag bis 2023
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Träsch: „Auch Mislintat muss sich hinterfragen“

SPORT1: Ist er überhaupt zu halten?

Träsch: Er ist erst 21 Jahre alt und hat noch so viel Entwicklungspotenzial. Aber wenn der VfB absteigt, dürfte er weg sein.

SPORT1: Was würde ein Abstieg für den VfB darüber hinaus bedeuten?

Träsch: Das wäre eine absolute Katastrophe. Vor allem finanziell. Du musst Spieler verkaufen, die du eigentlich halten wolltest. Das Umfeld verändert sich wieder, die anspruchsvollen Sponsoren auch und es werden Arbeitsplätze dran glauben müssen. Es wäre ein herber Schlag.

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SPORT1: Was muss Matarazzo jetzt machen?

Träsch: Er muss den Jungs jetzt einfach das Vertrauen geben und sie stark reden. Vielleicht sollte er ihnen Bilder von der vergangenen Saison zeigen, um die Stärken nochmal rauszuholen. Es ist eine sehr beklemmende Situation für Matarazzo. Ich glaube schon, dass die Jungs gegen Bochum alles niederrennen wollen, aber wenn du ein, zwei Dinger wieder verballerst, spielt sofort der Kopf eine Rolle. Wenn du keine Fehler machen willst, machst du erst recht welche. Aber die Jungs müssen Fehler machen, um sich weiterzuentwickeln.

SPORT1: Hat sich Matarazzo abgenutzt?

Träsch: Vielleicht gerade, wenn du viele junge Spieler hast, dann kann es irgendwann nervenaufreibend sein. Aber so, wie er auftritt, ist Matarazzo ein Trainer, der mit dieser Situation sehr gut umgehen kann. Er wirkt nach außen noch sehr ruhig.

Sportdirektor Mislintat gibt Matarazzo eine Jobgarantie
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SPORT1: Sportdirektor Sven Mislintat sagte: „Wir dürfen nicht nur über eine neue Philosophie und Identität reden, wir müssen sie auch leben.“ Er steht mit aller Konsequenz zum Trainer. Der richtige Weg, auch wenn er in der 2. Liga endet?

Träsch: Das wird sich zeigen. Ich finde es schon gut, dass man am Trainer festhält. Ich würde ihm noch zwei, drei Spiele geben. Ein Schnellschuss bringt jetzt nichts. Wenn der Abstand an die vorderen Plätze aber zu groß wird, muss Mislintat reagieren. Am 33. Spieltag bringt ein Trainerwechsel nichts. Ich habe noch Hoffnung, weil ich das Leverkusen-Spiel als positives Zeichen sehe.

SPORT1: Hat Mislintat sein Diamantenauge verloren? Die Kaderzusammenstellung wurde jetzt auch von Kevin Kuranyi kritisiert.

Träsch: Er ist wie viele mit ganz anderen Erwartungen in diese Saison gegangen. Er hat die Truppe so aufgestellt, dass sie weiter oben spielen kann, doch das ist nicht der Fall. Natürlich muss sich auch ein Herr Mislintat hinterfragen. Und wenn du Tabellen-17. bist, hat er etwas falsch gemacht. Aber er ist selbstkritisch genug, hat in der Vergangenheit extremes Talent bewiesen, wenn es darum ging interessante Spieler rauszubringen.

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Das fehlt dem VfB

SPORT1: Kuranyi sagt, es fehle eine Achse. Hat er recht?

Träsch: Ja. Es gibt nicht die zentralen Figuren. Als Fan hast du nicht das Gefühl, dass da Spieler dabei sind, die beim VfB den Ton angeben. Es gibt viele junge Spieler und ihnen kann man keinen Vorwurf machen, weil sie mit sich selbst zu kämpfen haben.

SPORT1: Gab es damals zu Ihrer VfB-Zeit diese berühmte Achse?

Träsch: Die gab es. Mit Fernando Meira, Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira oder Cacau. Das waren Spieler, die für große Nationen gespielt haben. Mit Jens Lehmann gab es einen erfahrenen Torwart. Er und die anderen haben das Heft in die Hand genommen. Da konnten sich die jungen Spieler herauskristallisieren und weiterentwickeln.

SPORT1: Sollte es demnächst doch zu einer Trennung kommen, wer wäre für Sie der ideale Nachfolger?

Träsch: Das ist schwer. Man spricht immer von diesen Feuerwehrmännern wie Friedhelm Funkel in der vergangenen Saison beim 1. FC Köln einer war. Was für eine Philosophie vertritt der Klub? Man muss einen Trainer finden, der in das Konstrukt des Teams passt. Niko Kovac würde ich gerne wieder in der Bundesliga sehen. In Frankfurt war er überragend, bei Bayern hat es nicht so gut gepasst, aber er gehört in die Bundesliga. Der VfB und Kovac - das könnte passen.

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