Und wieder stand Jude Bellingham im Mittelpunkt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
BVB nach Zoff um Jude Bellingham: Wer hat das Sagen - Hummels, Reus, Can?
Wer hat das Sagen beim BVB?
Nach Glasgow war es diesmal Augsburg. Nach Nico Schulz diesmal Axel Witsel. Das Ergebnis dasselbe: wieder kam es zu einer Auseinandersetzung, wenn auch weniger hart geführt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Wie SPORT1 enthüllte, war Bellingham in der Halbzeit beim 1:1 gegen den FC Augsburg mit Axel Witsel aneinandergeraten. Der 32-Jährige hatte versucht, seinem 14 Jahre jüngeren Teamkollegen die richtigen Laufwege für das Pressing zu erklären.
Allein es brachte nichts. Bellingham wollte nicht zuhören, winkte respektlos ab. Die Botschaft: das brauche ich alles nicht, darauf lasse ich mich nicht ein.
Nach seiner Kollision mit Schulz beim Europa-League-Aus in Glasgow ist es bereits das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass Bellingham mit einem Mitspieler verbal zusammenprallte. Hinzu kam, dass Bellingham in Augsburg auch Teamkollege Youssoufa Moukoko in der zweiten Halbzeit verbal anging, weil der 17-Jährige nicht abgespielt hatte.
Während Trainer Marco Rose seinen Mittelfeldmotor noch verteidigte, stellte sich für manch einen Beobachter dennoch die Frage, wie es um die Hierarchie und die Hygiene innerhalb der BVB-Kabine bestellt ist.
So angstlos Bellingham Defizite ausspricht, so mutig der 18-Jährige vorangeht: Innerhalb der Mannschaft hat sich sein Standing dennoch etwas gewandelt.
Wer geht voran beim BVB?
So sind nach SPORT1-Informationen nicht wenige Mitspieler der Ansicht, dass Bellingham ein bisschen mehr Respekt und Demut guttun würden. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Die Frage nur: Wer geht sonst voran, wer haut sonst dazwischen, wenn nicht der stürmische Youngster, der vor Leidenschaft und Ehrgeiz zu glühen scheint?
Ein Blick ins BVB-Innerste verschafft vielleicht etwas Klarheit: Der Teamrat der Dortmunder besteht aus fünf Spielern, dazu zählen Manuel Akanji, Marco Reus, Mats Hummels, Axel Witsel und Emre Can.
Reus und Hummels mit Problemen
Während Witsel und Can häufig nur auf der Bank sitzen und Akanji zuletzt wegen Wadenproblemen ausgefallen war, sollten es gerade die deutschen Nationalspieler Reus und Hummels sein, die das Wort ergreifen und die Richtung vorgeben.
Das Problem: Beide haben immer wieder mit sich selbst zu kämpfen, besonders Hummels verweist nicht selten auf seine eigenen Fehler wie nach dem Remis gegen die Rangers, als er sich für das Ausscheiden mitverantwortlich gemacht hatte.
Gehört Selbstkritik aber noch zu den wichtigen Eigenschaften eines Anführers, ist es die Kritik an seinen Mitspielern, mit denen der 33-Jährige oft aneckt.
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So hatte er jüngst von „unsinnigem Fußball“ gesprochen, den der BVB spiele - nicht bei jedem schienen diese Worte gut anzukommen, auch wenn sie eine konstruktiven Zweck verfolgten und diesen auch deutlich erreichten.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Hummels eingeräumt, „dass dich welche aus einer Mannschaft überhaupt nicht mögen“, wenn sie kritisiert werden. „Weil es nicht jeder hören will“, erklärte Hummels bei DAZN.
Einer, dessen Kritik meist etwas stiller ausfällt, ist Kapitän Reus. Der 32-Jährige fehlt dieser Tage einmal mehr wegen einer Blessur, kann wegen seiner hohen Verletzungsanfälligkeit nicht immer auf die Mannschaft einwirken.
Zwei Haudegen hinterließen eine Lücke
Stichwort Fehlen: Das betrifft auch Lukas Piszczek und Thomas Delaney. Die beiden ehemaligen Leader gehörten in der vergangenen Saison noch zum Dortmunder Kader, waren für die Hygiene in der Kabine enorm wichtig und lasen den jungen Spielern auch mal die Leviten. Das fällt seit dieser Spielzeit weg.
Hinzugekommen ist dafür Gregor Kobel, der nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart mit hohem Engagement und lauter Ansprache überraschte.
Auch Haaland eckt manchmal an
Auch Thomas Meunier, seit 2020 beim BVB, wird als Leader geschätzt, fällt wegen eines Sehnenrisses im Oberschenkel aber monatelang aus.
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Wäre da noch Erling Haaland, der – egal, ob auf dem Platz oder daneben – immer Gesprächsthema bei den Schwarz-Gelben ist. Der 21-Jährige hat ein ähnliches Gemüt wie Bellingham, ist ehrgeizig und fleißig, steckt mit seinem Feuer an.
Sowohl der Norweger als auch Bellingham tun der Mannschaft unheimlich gut, können aber ebenso für Verstimmungen sorgen - zuletzt geschehen beim englischen Nationalspieler, der damit zum heiklen Fall für die Borussia wird.
Zum einen werden seine Fähigkeiten und seine Führungsqualitäten dringend gebraucht, zum anderen könnte sein extrovertiertes Auftreten zu weiteren Spannungen in der Kabine führen. Die mögliche Konsequenz: die Hygiene, vielleicht sogar die Hierarchie geraten in Gefahr.
Umso wichtiger wäre es deshalb, dass Führungsspieler wie Reus oder Hummels die Strukturen wieder ordnen und einen jungen Profi wie Bellingham zurück auf den Boden der Tatsachen holen.
In letzter Instanz ist dafür Trainer Rose verantwortlich, der auf einen gut aufgelegten Bellingham und eine gut funktionierende Mannschaft angewiesen ist.