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Werder Bremen: "Beziehung hat gelitten" - Ex-Kollege packt über Kohfeldt aus

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Werder Bremen: "Beziehung hat gelitten" - Ex-Kollege packt über Kohfeldt aus

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Ex-Kollege packt über Kohfeldt aus

Axel Dörrfuß arbeitete 16 Jahre als Athletiktrainer im Profifußball. Auch bei Werder Bremen war er lange. Bei SPORT1 spricht er über seinen Job und die Zusammenarbeit mit Trainer Florian Kohfeldt.
Vor dem alles-entscheidenden Spiel ziehen die Fans des SV Werder Bremen durch die Stadt und stimmen sich auf das Spiel ein.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Florian Kohfeldt war Anfang 2021 in Dortmund mal das große Tuschelthema. Die gut unterrichtete Deichstube schrieb damals, dass er eines Tages als möglicher BVB-Trainer gesehen wird. Drei Monate vorher hatte Kohfeldt seinen Vertrag bei Werder Bremen verlängert.

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Doch vor dem letzten Spieltag der Saison 2020/21 musste Kohfeldt gehen. Ende Oktober 2021 übernahm der gebürtige Siegener den VfL Wolfsburg als Nachfolger von Mark van Bommel, doch nach der vergangenen Spielzeit trennte man sich einvernehmlich.

Einer, der unter Kohfeldt Athletiktrainer war, ist Axel Dörrfuß. Er hat heute eine Praxis für Sportwissenschaften und Neuroathletik und macht Einzelcoachings für Leistungssportler mit dem Schwerpunkt Athletik. 16 Jahre war er im Profifußball tätig.

Dörrfuß über Verhältnis zu Kohfeldt

Dörrfuß erinnert sich gerne an die Zeit an der Weser, wo es nach der Bundesliga-Rückkehr in der nächsten Saison wieder Erstligafußball geben wird. „Flo und ich kannten uns noch aus dem Team mit Viktor Skripnik. Es war ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis. Und das war auch so, als Flo Cheftrainer bei Werder wurde“, sagt Dörrfuß über Kohfeldt im Gespräch mit SPORT1.

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„Es gab aber natürlich Veränderungen in der Kommunikation mit erhöhtem Druck und Verletzungszahlen. Da hat unsere Beziehung schon gelitten.“

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Kohfeldt sei nach wie vor ein Trainer „mit einem riesigen Potenzial“. Er sei zwar kein Trainer-Talent mehr, aber er bringe „echt sehr gute Voraussetzungen für diesen Job mit“. Doch die Geduld, sich im Fußballbusiness zu entwickeln, sei „heutzutage leider Mangelware“.

Dörrfuß bedauert hier vor allem eines. „Eine gute Saison oder auch mal zwei und dann ist es oft schon Zeit für den nächsten Schritt. Für Flo war es mit Werder Bremen ein absoluter Traditionsverein in der Bundesliga. Mit Ambitionen. Gute Trainer, Spieler oder Athletiktrainer zeichnen sich nicht durch Niveau nur eine Saison gut aus, sondern halten das über mehrere Spielzeiten.“ (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

Auf der Pressekonferenz zum Sieg und dem damit verbundenen Aufstieg in die Bundesliga bekommt Ole Werner gleich zweimal eine Bierdusche durch seine Spieler.
01:30
Ole Werner mit doppelter Bierdusche nach dem Aufstieg mit dem SV Werder Bremen

Und weiter: „Es ist so wichtig, jemandem die Zeit zu geben, sein Können zu zeigen und zu bestätigen. Dann sprichst du irgendwann von einem richtig guten Trainer. Die Zeit bei Werder ging nicht spurlos an Flo vorbei.“

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Athletik-Training in Deutschland

Acht Jahre war Dörrfuß auch mal bei Greuther Fürth tätig. Das war zu der Zeit, als die Kleeblätter erstmals in die Bundesliga aufstiegen.

„Da begann das ganze Thema Athletiktraining in Deutschland. Und es dauerte sehr lange, bis sich diese Stelle etabliert hat und anerkannt war. Jeder Athletiktrainer hat seine eigenen Stories zu erzählen“, sagt der 50-Jährige und spricht von mehr Relevanz für seine Rolle. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

„Ich musste mich und die Position des Athletiktrainers damals quasi neu erfinden und alle überzeugen, dass diese Rolle Relevanz hat. Und heute hat sie Relevanz. Der Verantwortungsbereich hat sich stetig verändert - zuerst mal in den ersten zwei Ligen. Der Athletikbereich ist genauso wichtig wie der mentale, medizinische oder taktische Bereich“, findet Dörrfuß.

Wenn Verletzungen gehäuft auftreten, wird meistens mit dem Finger auf den Athletiktrainer gezeigt. „Natürlich kriegt es der Athletiktrainer ab, wenn die Performance nicht okay ist.“ Wichtig sei aber, „wie nah man an der Mannschaft dran ist und wie gut man die Spieler versteht“. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Der Hauptgrund für Verletzungen sei „mangelnde Kommunikation“, betont Dörrfuß. „Du kannst fünf Top-Experten im Team haben, wenn die nicht miteinander können, geht das zu Lasten der Performance und erhöht das Risiko für Verletzung.“

Dörrfuß: „Nie das Ohr des Trainers“

Für Dörrfuß sei immer wichtig gewesen, „dass die Spieler mit Themen, die relevant für ihre Performance sind, zu mir kommen können. Und diese Information blieb dann immer bei mir und wir haben versucht, eine gute Entscheidung zu treffen“. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Dörrfuß wollte nie „das Ohr des Trainers sein oder besonders sensibel, was Gerüchte angeht“. Vertrauen zu den Spielern sei ein ganz entscheidender Punkt. „Es gibt Spieler, die sich mehr öffnen, andere vielleicht weniger“, berichtet er.

„Ich wünsche jedem Spieler, dass er den einen oder anderen Vertrauten im Verein hat, mit dem er auch mal Tacheles reden kann. Ich hatte aufgrund des Alters einen guten Draht zu den altgedienten Spielern bei Werder wie Gebre Selassie, Moisander oder Sahin. Da war schon nochmal ein anderes Vertrauen da.“

Axel Dörrfuß (l.) zu seiner Zeit bei Werder Bremen auf dem Weg zum Trainingsplatz. Vor ihm geht Claudio Pizarro
Axel Dörrfuß (l.) zu seiner Zeit bei Werder Bremen auf dem Weg zum Trainingsplatz. Vor ihm geht Claudio Pizarro

Theodor Gebre Selassie spielte von 2012 bis 2021 für Werder, aktuell steht er beim tschechischen Verein Slovan Liberec unter Vertrag, Niklas Moisander war von 2016 bis 2021 bei Werder, aktuell spielt der Finne für Malmö FF in Schweden. Der frühere Werder- und BVB-Profi Nuri Sahin ist derzeit Teamchef beim türkischen Erstligisten Antalyaspor.

Dörrfuß: „Jetzt wird man vorsichtiger sein...“

Aber auch zu den jungen Spielern wie Jojo (Johannes Eggestein, d. Red.) oder Ilia (Gruev, d. Red.) hatte Dörrfuß einen guten Draht, „weil ich zudem für den Nachwuchs und die Top-Talente zuständig war. Das war eine intensive Zusammenarbeit“.

Dörrfuß bemängelt vor allem eines im Profifußball. „Die Erwartungshaltung sei heute oft sehr groß, ein nächster Schritt werde zu schnell gegangen. Und jedes Angebot macht etwas mit dir. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren und nicht schnell zu viel zu wollen. Jetzt wird man natürlich etwas vorsichtiger sein beim Namen Kohfeldt.“

Doch er glaube, „dass sich die Klub-Bosse schon auch bewusst sind, was für Qualitäten Florian mitbringt“. Der Standort Bremen sei für Kohfeldt Familie gewesen und Wolfsburg wahrscheinlich „das krasse Gegenteil“.

In Bremen habe Kohfeldt sein vertrautes Umfeld gehabt. „Ein Trainer ist in einer exponierten Situation und deshalb ist es wichtig, dass Vertrauenspersonen da sind, die dem Trainer den Rücken frei halten. Vielleicht hat das für Flo in Wolfsburg gefehlt“, denkt Dörrfuß.

Dörrfuß: „... kann das Verhältnis darunter leiden“

Was muss besser werden? „Vereine müssen Strukturen schaffen, um bestmöglich zu kommunizieren“, stellt Dörrfuß klar.

Die Basis sei Professionalität. „Wenn Emotionalität dazu kommt, kann das Verhältnis darunter leiden. Der Job des Athletiktrainers zeigt sich auch darin, ob er in der Lage ist mit allen Spielern zielgerichtet zusammenzuarbeiten.“

Und an welche Momente denkt Dörrfuß gerne zurück?

„Meine zwei Highlights waren der Aufstieg mit Fürth. Wir waren die „Unaufsteigbaren“, was du da in der Stadt Fürth erlebt hast, konnte sich keiner vorstellen. Das war der absolute Wahnsinn. Das zweite Highlight war der Nichtabstieg 2015/16 mit Werder, als wir am letzten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt den direkten Klassenerhalt geschafft haben. Ein Champions-League-Sieg kann da nicht viel mehr bedeuten.“

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