Zwei Parteien kann man zum Modeste-Wechsel uneingeschränkt gratulieren. Dem 1. FC Köln, weil sie, acht Monate vor Vertragsende, etwa fünf Millionen Euro für ihren 34 Jahre alten Spieler bekommen.
Ein teures Experiment
Zudem sparen sie ein sehr hohes Gehalt, 3,5 Millionen Euro jährlich soll Modeste verdienen. Einnahmen und Ersparnisse, die dem Fußball-Unternehmen 1. FC Köln wirtschaftlich sehr helfen.
Anthony Modeste kann, oder muss, man ebenso gratulieren. Als „gieriger Egoist“, so nennt ihn der kicker, sehe ich Modeste überhaupt nicht. Seine Zeit in Köln läuft sowieso ab, Interesse an einer Weiterverpflichtung zu vergleichbaren Bezügen besteht nicht, das hatte ihm der Verein klar signalisiert.
Modeste steht bald ohne Vertrag da, da ist es nur nachvollziehbar, noch einmal eine Chance zu ergreifen, die ziemlich einzigartig ist.
Große Bühne Borussia Dortmund
Geht alles klar, spielt Modeste ab nächstem Wochenende für den Bundesliga-Spitzenklub Borussia Dortmund, sie wollten ihn unbedingt. Das bedeutet nicht nur Kampf um die vordersten Tabellenplätze, sondern eben auch Einsätze in der Champions League. Dem Fußball-Theater der Helden. Größte Gänsehaut-Abende vor 80.000 Zuschauern, vor der gelben Wand. Ein später Schritt nach vorne. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Persönlich bedeutet es nämlich auch, dass Modeste sein Einkommen noch einmal erhöht. Von sechs Millionen Euro Gehalt bis zum nächsten Sommer ist die Rede. Plus die Bühne BVB. Sollte Modeste nur halbwegs regelmäßig treffen, wird er nach der Zeit im Dortmunder Schaufenster noch einmal einige Optionen haben.
Oder, als Back-up des dann hoffentlich genesenen Sébastien Haller, einen Anschlussvertrag beim BVB bekommen. Das schließt in Dortmund niemand aus.
Zumal es aktuell auch völlig offen scheint, ob Youssoufa Moukoko, dessen Vertrag nach der Saison ausläuft, bei den Schwarz-Gelben verlängert. Moukoko und seine Berater wollen zunächst abwarten, wie sich die Sache mit der Spielzeit in dieser Saison entwickelt.
Kann der FC-Modeste auch BVB?
Aber, und das ist die entscheidende Frage: Hat auch der BVB mit der Modeste-Verpflichtung alles richtig gemacht? Logisch - es wird sich erst zeigen.
Zweifel sind aber angebracht. Niemand in Dortmund sollte sich zu früh freuen und einfach mal davon ausgehen, dass der FC-Modeste als BVB-Modeste genauso weiterballert wie letzte Saison. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)
In Köln, als er das Vertrauen nicht bekam, lief es bei Modeste auch nicht. Der Franzose, bis heute ja ohne Einsatz in der A-Nationalmannschaft, braucht das absolute Vertrauen, am besten des ganzen Vereins. Wehe, es bestehen Zweifel.
Experiment mit BVB und Modeste
Wenn er nach schwächeren Partien draußen saß und sich über Trainingseifer wieder anbieten musste, auch die Zuschauer neu überzeugen, kam sein System, ein spannender Mix aus großer Lockerheit und starker Eigenliebe, ins Wanken. Dann gab es einen Fehler in diesem System.
Trainer Steffen Baumgart gab dem Menschen Modeste so ziemlich alles, was er für sein Spiel brauchte. Peter Stöger, unter dem er 2017 25 Tore schoss, gelang das gleiche. Zwischendrin, auf Stationen in China oder danach als Leihspieler in St. Etienne (Frankreich), passierte nicht so viel.
Modeste beim BVB ist auf jeden Fall ein Experiment. Eine relativ teure Wette für die Schwarz-Gelben. Die Aufgabe wird sein, ihn bei Laune zu halten, eine Familie zu bieten, trotz des hohen Leistungsdrucks. Immer hinter ihm zu stehen. Ein Selbstgänger wird die Idee auf keinen Fall.