Erster gegen Dritter!
Isco "haben wir für eine riesige Ente gehalten": Union-Profi Pantovic über Transfers und Bayern-Zeit
„Müller ist ein ganz feiner Mensch“
Am Sonntag (ab 17.30 Uhr im SPORT1-Liveticker) steigt das Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern und Union Berlin. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Die Eisernen kommen nach dem 3:1-Sieg in der Europa League gegen Ajax Amsterdam mit breiter Brust nach München!
Milos Pantovic kennt beide Vereine sehr gut. Der langjährige Jugendspieler des FCB, der im vergangenen Sommer vom VfL Bochum an die Alte Försterei wechselte, erklärt im SPORT1-Interview das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft von Urs Fischer und spricht neben dem geplatzten Transfer von Weltstar Isco auch offen über seine momentane Rolle als Reservist.
Außerdem blickt der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler auf seine Erfahrungen bei den Bayern-Profis unter Pep Guardiola und Carlo Ancelotti zurück und verrät, warum Thomas Müller „ein ganz feiner Mensch“ ist.
Unions Erfolgsgeheimnis? „Keiner nimmt sich zu wichtig“
SPORT1: Herr Pantovic, fällt in der Union-Kabine schon das Wort „Meisterschaft“?
Milos Pantovic: Nein nein, das ist kein Thema (lacht). Wir sind froh, dass wir so weit oben stehen, aber wir bleiben bescheiden. Es wäre ja schon der Wahnsinn, wenn wir uns für Champions League qualifizieren würden. Aber es ist so eng da oben, dass wir uns auch darüber gar keine Gedanken machen. Wir schauen von Spiel zu Spiel.
SPORT1: Das nächste Spiel ist in München. Was ist gegen die Bayern möglich? (DATEN: Die Ergebnisse der Bundesliga)
Pantovic: In der Hinrunde hat man gesehen, dass es auch für Bayern nicht leicht gegen uns ist (1:1). Wir werden uns nicht verstecken, wissen aber auch: Bayern ist nach wie vor ein absolutes Weltklasse-Team, das zu den drei bis fünf besten in Europa gehört. Natürlich sind sie der Favorit. Aber wir haben keine Angst.
SPORT1: Was ist das Erfolgsgeheimnis von Union?
Pantovic: Unser Zusammenhalt. Ich würde sagen, dass es einige Mannschaften in der Bundesliga gibt, die ansehnlicheren Fußball als wir spielen. Aber dieser Zusammenhalt bei uns in der Kabine ist einzigartig. Das habe ich so auch noch bei keinem anderen Verein erlebt.
SPORT1: Inwiefern?
Pantovic: Keiner macht Ärger, keiner nimmt sich zu wichtig. Wir Spieler unternehmen nach dem Training viel miteinander, haben viel Spaß. Das ist der Schlüssel.
Isco? „Wir haben das für eine riesige Ente gehalten“
SPORT1: Also sind Sie und Ihre Kollegen wirklich elf Freunde und keine elf Ich-AGs?
Pantovic: Das trifft es auf den Punkt. Jeder läuft und kämpft für den anderen. Wir sind eine Einheit, die richtig eklig und nervig sein kann. Die wenigsten Teams in der Bundesliga spielen gerne gegen uns.
SPORT1: Hätte ein Weltstar wie Isco in dieses Team gepasst?
Pantovic: Wir haben das ja zu Beginn wirklich nur für eine riesige Ente gehalten (lacht). Wenn jemand im Training einen netten Trick oder ein schönes Tor gemacht hat, haben ein paar von uns „Isco“ gerufen. Wir haben auch ein bisschen in der Kabine gescherzt. Plötzlich hieß es dann: Er kommt zum Medizincheck. Das war schon verrückt!
SPORT1: Warum ist der Transfer gescheitert?
Pantovic: Keine Ahnung. Ich habe keine anderen Informationen als die bisher bekannten. (NEWS: Darum platzte der Isco-Deal)
SPORT1: Sie spielen auf einer ähnlichen Position wie Isco – im offensiven Mittelfeld. Zuletzt kamen Sie aber kaum noch zum Zug. Ihre Bilanz: neun Einsätze, ein Tor. Haben Sie sich mehr erhofft, als Sie im vergangenen Sommer von Bochum in die Hauptstadt gekommen sind?
Pantovic: Natürlich. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich mit meiner Situation überhaupt nicht zufrieden bin. Ich will immer spielen, das will doch jeder. Das ist nicht geil für mich, aber da bringt es jetzt auch nichts, zu meckern. Aufgeben ist sowieso keine Option für mich. Nach der Saison wird man sich dann sicher zusammensetzen und besprechen, was das Beste ist. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
„Guardiola und Ancelotti hatten eine ganz besondere Aura“
SPORT1: Haben Sie sich in Berlin trotzdem gut eingelebt?
Pantovic: Auf jeden Fall. Die Stadt hat viel zu bieten. Privat bin ich natürlich immer glücklich, wenn meine Familie aus München zu Besuch ist. Sie ist mein wichtigster Rückhalt.
SPORT1: Sie sind in München geboren und aufgewachsen. Elf Jahre lang spielten Sie beim FC Bayern, durchliefen fast alle Jugendteams und gaben 2015 Ihr Bundesliga-Debüt unter Pep Guardiola. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit? (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Pantovic: Nur positive. Ich denke auch gerne an die frühen Jahre in der Jugend zurück – beispielsweise in der U13 oder in der U14, als ich quasi noch ganz am Anfang war. Wenn ich mich manchmal mit ein paar Jungs von damals auf einen Kaffee treffe, quatschen wir immer gerne über die vielen Hallenturniere, bei denen wir mitgespielt haben. Es war immer etwas Besonderes, das Bayern-Logo auf der Brust zu tragen. Das Bundesliga-Debüt unter Pep war natürlich etwas ganz Besonderes, das Training unter ihm hat mich enorm weitergebracht. Auch die Zusammenarbeit mit Carlo Ancelotti war super. Er hat mich mal mit zu einem Supercup nach Dortmund genommen, den wir dann auch gewonnen haben. Mit all diesen Top-Stars in einer Kabine zu sein, war der Hammer. Solche Momente bleiben für immer!
SPORT1: Wie waren Guardiola und Ancelotti als Typen?
Pantovic: Guardiola und Ancelotti hatten eine ganz besondere Aura. Wenn sie in die Kabine kamen, hatte jeder Respekt. Beide haben nach außen hin auch eine große Ruhe ausgestrahlt. Was ich beeindruckend fand: Beide haben sich für mich interessiert, obwohl ich ja nur ein Jugendspieler war.
SPORT1: Haben Sie einen Rat für heutige Bayern-Eigengewächse wie Paul Wanner oder Arijon Ibrahimovic parat?
Pantovic: Man darf nicht abheben, nur weil man bei den Profis eine Chance bekommt, und man sollte sich schon gar nicht verstecken. Man muss frech sein – im positiven Sinne – und sich etwas zutrauen, sonst fällt man nicht auf. Ich weiß selbst, wie schwierig es ist, nicht ehrfürchtig oder nervös zu werden, wenn man plötzlich mit Weltstars auf dem Platz steht.
„Xabi Alonso hatte eine unglaubliche Ausstrahlung“
SPORT1: Welche Mitspieler haben Sie besonders begeistert?
Pantovic: Was die fußballerische Qualität und die Persönlichkeit angeht: Xabi Alonso. Der hatte eine unglaubliche Ausstrahlung, eine große Autorität auf und neben dem Platz. Mario Götze hat mich spielerisch auch sehr begeistert. Als Typ muss ich natürlich Thomas Müller hervorheben. Er war sehr wichtig für den Zusammenhalt in der Kabine.
SPORT1: Ist Müller wirklich der coole und lockere Typ, den man aus Interviews kennt?
Pantovic: Oh ja! Thomas ist ein ganz feiner Mensch. Als ich vor einem Jahr mit Bochum mal einen Doppelpack im DFB-Pokal erzielt habe, hat er mir eine total nette Nachricht geschrieben. Er hat das Herz am rechten Fleck.
SPORT1: Was glauben Sie, wie Müller mit seiner aktuellen Rolle bei den Bayern umgeht? Ein unverzichtbarer Stammspieler ist er nicht mehr. (NEWS: Alle News und Gerüchte vom Transfermarkt)
Pantovic: Wer Thomas kennt, der weiß, dass er nicht den Kopf in den Sand stecken wird. Er wird hart und ehrgeizig arbeiten, wie immer. Er ist ein riesiges Vorbild, gerade was Leidenschaft und Arbeitseifer angeht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Stunk macht. Um Thomas braucht sich niemand Sorgen zu machen.