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"Bekam von Hütter keine Antworten auf meine Fragen": Mainz-Profi da Costa spricht über schwierige Zeit

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"Bekam von Hütter keine Antworten auf meine Fragen": Mainz-Profi da Costa spricht über schwierige Zeit

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Da Costa: „Habe mir Hilfe geholt“

Mainz-Profi Danny da Costa packt bei SPORT1 über seine schwierigste Zeit als Profi aus. Er gibt tiefe Einblicke, wie er sich bei Eintracht Frankfurt selbst aus dem Tief gezogen hat.
Das mächtig aufgerüstete Union Berlin startet stark in die neue Saison - ausgerechnet dank des Dreierpacks eines einstigen Null-Euro-Transfers. Auf der Gegenseite unterläuft dem Mainzer Ludovic Ajorque ein ebenso seltenes wie bitteres Missgeschick.
cmichel
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Es ist ein besonderes Duell für Danny da Costa, wenn er am Sonntag (15.30 Uhr im LIVETICKER) mit Mainz 05 auf seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt (2017 bis 2022, wobei er schon ein halbes Jahr von Januar bis Mai 2021 für Mainz spielte) trifft.

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Der 30-Jährige blickt bei SPORT1 auf die Zeit bei den Hessen zurück und spricht außerdem über die Auftaktniederlage mit Mainz, Trainer Bo Svensson und die Zielsetzung für diese Saison.

SPORT1: Danny da Costa, der FSV Mainz 05 hat den Auftakt bei Union Berlin förmlich verschlafen, lag früh 0:2 zurück. Welche Erkenntnisse brachte die Analyse dieser Partie?

Danny da Costa: Wenn man drei Tore auf die gleiche Art und Weise bekommt, dann ist die Analyse relativ einfach. Wir haben es in den ersten zehn Minuten nicht hinbekommen, die Box zu verteidigen. Wenn die ersten beiden Flanken von Union gleich zu Toren führen, dann ist das eine gewaltige Hypothek für den Rest der Partie. Unsere Mannschaft hat sich trotzdem, obwohl das in Berlin nicht einfach ist, gute Chancen erarbeitet. Das 1:4 gibt der Spielverlauf meiner Meinung nach nicht her.

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Da Costa mit Vorfreude auf Duell mit Eintracht Frankfurt

SPORT1: Besonders auffällig waren die beiden verschossenen Elfmeter von Ludovic Ajorque. Haben Sie ihn als Mannschaft schon wieder aufbauen können?

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Da Costa: Ludovic hat in der Kabine in Berlin sofort zur Mannschaft gesprochen. Er wollte die Niederlage auf seine Kappe nehmen. Das rechne ich ihm hoch an, dass er sich hinstellt und das Wort an das Team richtet, aber wir standen so oder so hinter ihm. Ludovic ist ein gefestigter Typ, ich glaube nicht, dass etwas hängen geblieben ist. Das Beste für ihn wäre, schnell ein Erfolgserlebnis zu feiern. Wir werden alles dafür tun, dass das gegen Eintracht Frankfurt gelingt.

SPORT1: Sie sprechen das Duell gegen Eintracht Frankfurt an. Ist das für Sie weiterhin ein besonderes Spiel?

Da Costa: Ja, es ist weiterhin eine besondere Begegnung für mich. Ich war lange bei der Eintracht, die Zeit hat mich menschlich geprägt und ich konnte große Erfolge feiern. Ich habe dort viele Menschen kennengelernt und manche Bekanntschaften sind bis heute geblieben. Ich freue mich deshalb besonders auf diese Spiele.

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„Haller? Lagen uns beim Wiedersehen in den Armen“

SPORT1: In Frankfurt und Mainz wird gerne über die Begrifflichkeit Derby oder Nachbarschaftsduell gestritten. Welches Wort verwenden Sie?

Da Costa: Der Begriff, der mir am häufigsten zu Ohren kam, war bislang Rhein-Main-Derby. Ich hoffe, dass sich von diesem Ausdruck niemand auf den Schlips getreten fühlt (lacht). Um es einfacher zu gestalten: Es ist ein Duell, bei dem die Entfernung zwischen den beiden Stadien nicht allzu weit ist und die Fans eine kurze Anreise haben.

SPORT1: Sie wurden DFB-Pokal-Sieger und Europa-League-Sieger. Waren die Jahre bei der Eintracht diejenigen, die Sie am meisten geprägt haben?

Da Costa: Definitiv, es waren sehr ereignisreiche Jahre. Dazu hat der Verein viel beigetragen, vor allem mit der Fan-Wucht. Einen Verein mit einer solchen Fan-Kultur im Rücken habe ich bis dahin noch nicht erlebt. Wenn man dann gemeinsam Titel und Erfolge feiern kann, dann bleibt das in Erinnerung. Das verbindet auch die damaligen Spieler miteinander.

SPORT1: Haben Sie ein Beispiel für eine Begegnung mit einem früheren Mitspieler?

Da Costa: Obwohl die Mannschaft vom Pokalsieg inzwischen in alle Winde verstreut ist, sind die Aufeinandertreffen immer etwas Besonderes. Als Sébastien Haller bei Borussia Dortmund nach seiner Krankheit wieder zurückkam, lagen wir uns beim Wiedersehen auch in den Armen.

Da Costa: „Entscheidungen von Hütter oft nicht nachvollziehbar“

SPORT1: Ihre härteste Zeit in Frankfurt erlebten Sie unter Adi Hütter, als Sie innerhalb weniger Wochen vom Dauer-Spieler zum Bankdrücker abstiegen. Wie blicken Sie auf diese Phase zurück?

Da Costa: Die Entscheidungen von Adi Hütter waren für mich oft nicht nachvollziehbar, weshalb ich häufig das Gespräch gesucht, aber keine Antworten bekommen habe. Ich musste lernen, dass es nicht immer nur aufwärts gehen kann. Glücklicherweise habe ich diese Zeit für mich abgehakt.

SPORT1: Können Sie näher ausführen, wie dieser Lernprozess aussah?

Da Costa: Ich musste lernen, mich permanent auf das zu fokussieren, was ich beeinflussen kann. Das war ganz speziell die Trainingsleistung. Ich hätte mich von meiner Lage runterziehen lassen und zurückziehen können. Aber ich habe mich für die Denkweise entschieden, dass ich Profi-Fußballer bin und es mir Freude bereitet, auf dem Platz zu stehen. Das hilft dabei, trotz allem motiviert zu bleiben und den Frust nicht mit nach Hause zu nehmen, auch wenn das schon eine Challenge war.

SPORT1: Wie haben Sie diese Challenge meistern können?

Da Costa: Es ist nicht leicht zu verdauen, Woche für Woche alles aus sich rauszuholen, und am Ende doch auf die Bank zu müssen. Ich habe mir deshalb die Hilfe des Mentaltrainers geholt und mir ein bis zwei Strategien zurechtgelegt, damit ich im Kopf klar bleibe und der Mannschaft in der Trainingswoche auf dem Platz und in der Kabine helfen kann. Davon profitiere ich auch heute noch, kann Rückschläge besser wegstecken. Damals habe ich viel Groll gehegt, jetzt lasse ich sowas weniger an mich ran.

Da Costa nennt wichtige Stütze in seinem Leben

SPORT1: Können Sie verraten, wie diese Strategien aussehen, die Ihnen geholfen haben?

Da Costa: Das Allerwichtigste ist, dass ich mich auf Dinge fokussiere, die ich selbst in der Hand habe. Das klingt zwar total banal. Aber wenn ich nicht spiele, mich ungerecht behandelt fühle und das Gespräch mit dem Trainer suche, dann ist es trotzdem wahrscheinlicher, dass ich nur dann eine Chance erhalte, wenn ich im Training Leistung bringe. Wenn ich umsetze, was ich kann, und gut trainiere, dann gehe ich mit einem besseren Gefühl vom Platz. Wenn ich hingegen nicht an meine Grenzen gegangen bin, dann gibt es auch wenig Gründe für eine Nominierung für die Startelf.

Es hilft auch der Mannschaft nicht, wenn sich ein Mitspieler hängen lässt. Ich weiß, wie schwierig das sein kann und es ist nicht immer möglich, an diese Grenzen zu gehen. Wir sind schließlich Menschen und keine Maschinen. Dennoch habe ich mir Reizpunkte im Training gesetzt, etwa keinen Fehlpass zu spielen oder den ersten Kontakt zu verbessern. Dadurch bin ich fokussiert geblieben. Ich bin felsenfest überzeugt davon, dass ein Spieler, der immer an seine Grenzen geht, irgendwann belohnt wird. Das bleibt dem Trainer schließlich nicht verborgen, wenn ein Profi immer und immer an sich arbeitet und alles gibt.

Danny da Costa spielt seit letztem Jahr bei Mainz 05
Danny da Costa spielt seit letztem Jahr bei Mainz 05

SPORT1: Wie wichtig ist dafür die Stabilität im Privatleben? Sie sind glücklich verheiratet und seit zwei Jahren Papa.

Da Costa: Diese Stabilität hilft mir natürlich. Eine Partnerin und ein Kind im Leben an seiner Seite zu haben, hat mir geholfen, Dinge im Fußball etwas besser verarbeiten zu können. Als ich ein Jungspund war, haben mich schlechte Trainingsleistungen den ganzen Tag gefuchst und bin schnell in eine Negativspirale abgerutscht. Ich lebe weiterhin meinen Beruf und gebe alles dafür, ihn vernünftig auszuführen. Es gibt allerdings auch andere Aspekte im Leben, die mir Kraft geben. Das hilft mir sehr. Niederlagen nagen im ersten Moment an mir, aber wenn ich später nach Hause komme und meine Familie da ist, dann hilft mir das, einen Rückschlag schneller zu verdauen und am nächsten Tag mit positivem Mindset ins Training zu kommen.

„Svensson fuchsen Niederlagen genauso wie mich“

SPORT1: Wie sehr hilft Trainer Bo Svensson bei der Verarbeitung von Niederlagen?

Da Costa: Es hilft mir zu sehen, dass Bo Svensson Niederlagen genauso fuchsen wie mich (lacht). Es ist natürlich hart für uns als Mannschaft, wenn wir einen Start wie bei Union Berlin verdauen müssen. Trotz aller Enttäuschung haben wir die Niederlage sachlich aufgearbeitet. Svensson macht das klar und gut. Es bringt nicht viel, wenn ich eine Szene habe und sage, dass sie schlecht war und den Spielern dann keine Verbesserungsvorschläge an die Hand gebe. Svensson benennt die Dinge, die wir dann auch für die Saison besser machen sollen. Es ist deshalb wertvoll, einen Trainer zu haben, der nach einer Niederlage nicht zu lange hadert, sondern sofort nach vorne schaut und vorweggeht.

SPORT1: Trotz der klaren Niederlage zum Auftakt bei Union Berlin: Was ist für Mainz 05 in dieser Saison möglich?

Da Costa: Mainz 05 hat einen gefestigten Kern. Wir sind als Mannschaft weitestgehend zusammengeblieben. In der vergangenen Saison haben wir angedeutet, was möglich ist, wenn wir an unser Limit gehen. Deshalb hoffe ich, dass wir die letzte Saison insgesamt bestätigen und am Ende noch mehr für uns rausholen können. Einen Tabellenplatz möchte ich ungern ausrufen. Wenn wir aber in eine Situation kommen, dass wir kurz vor dem Ende der Saison den Anschluss nach oben nicht verloren haben, dann wäre das klasse.