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Yakin übt Kritik am FC Bayern: "Yann wurde zum Opfer eines Mechanismus“

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Yakin übt Kritik am FC Bayern: "Yann wurde zum Opfer eines Mechanismus“

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„Das hat Sommer nicht verdient“

Seit zwei Jahren ist Murat Yakin Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er über die Bayern-Zeit von Yann Sommer, den Saudi-Transfer von Neymar und die Zukunft von Jogi Löw.
Yann Sommer wird den FC Bayern nach nur einem halben Jahr in Richtung Mailand verlassen. Der Schweizer Torwart wird nach bestandenem Medizincheck einen Vertrag bei Inter unterschreiben.
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Seit zwei Jahren ist Murat Yakin Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er über die Bayern-Zeit von Yann Sommer, den Saudi-Transfer von Neymar und die Zukunft von Jogi Löw.

Murat Yakin hat schon viel erlebt im Fußball. Der 48-Jährige feierte mit Grashopper Club Zürich und dem FC Basel als Spieler und Trainer große Erfolge in der Schweiz. Beim VfB Stuttgart war der gebürtige Baseler türkischer Abstammung in der Saison 1997/1998 Spieler unter dem Trainer Joachim Löw.

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Seit zwei Jahren ist Yakin Cheftrainer der Schweizer Nationalmannschaft. Natürlich hat er seine Legionäre wie Yann Sommer, Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka stets im Blick. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Yakin über seine Aufgabe, das Bayern-Intermezzo von Sommer, die Bundesliga-Rückkehr von Xhaka und Löw.

„Es stand nie im Vordergrund Nationaltrainer zu werden“

SPORT1: Herr Yakin, seit zwei Jahren sind Sie Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Wie blicken Sie zurück?

Murat Yakin: Es war bisher eine schöne Zeit, natürlich mit großem Stolz verbunden. Wenn es auch noch erfolgreich ist, dann ist es umso schöner und erleichtert meine Aufgabe als Coach. Ich war vorher 15 Jahre als Klubtrainer tätig und nun bin ich Nationaltrainer. Ich bin sehr glücklich. Sollten wir uns für die EM 2024 qualifizieren, macht es umso mehr Spaß weiterzumachen. Die zwei Jahre sind schnell vorbeigegangen. Wenn wir mit den Spielern zusammenkommen, herrscht immer eine positive Atmosphäre.

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SPORT1: Der Anruf kam damals für Sie sehr überraschend. Eigentlich schien Ihre Trainerkarriere langsam zu Ende zu gehen.

Yakin: Als Trainer bist du immer von Ergebnissen abhängig. Für mich stand es nie im Vordergrund, Nationaltrainer zu werden. Ich hatte bis zu dem Anruf meinen Weg gemacht und bei den jeweiligen Vereinen immer das Optimale erreicht. Schaffhausen war etwas schwierig. Die Zweite Liga in der Schweiz kann man nicht mit der Zweiten Liga in Deutschland vergleichen. Das hat wenig mit Profifußball zu tun. Ich war damals Trainer und Manager in Personalunion. Aber es stimmt, das Angebot Nationaltrainer zu werden, kam sehr überraschend.

Diese Gemeinsamkeit gibt es mit Löw

SPORT1: Highlights für Sie als Trainer waren sicher die Spiele gegen Chelsea mit Jose Mourinho.

Yakin: Das stimmt, es waren tolle Momente. Ich habe aber auch mit dem FC Basel in der Europa League und in der Champions League gespielt. Zwei Siege gegen Mourinho - da bin ich so richtig aufgeblüht. Ich denke gerne daran zurück.

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SPORT1: Mourinho gilt als schwieriger Typ. Sie galten in der Vergangenheit auch als schwierig. Ist es so?

Yakin: Das kann man schon sagen, weil ich von meinen Spielern viel fordere. Für den Erfolg gibt es bei mir keine Kompromisse. Wenn ein Spieler gut mitmacht, nehme ich ihn gerne mit auf meinem Weg. Wenn jemand sein eigenes Ding machen will, wird es schwierig. Meine Erfolge geben mir recht. Ich muss auch mal unangenehm sein. Es gibt nicht nur den netten Herrn Yakin. Für mich ist Respekt ganz wichtig. Als Spieler habe ich immer performt. Ich wusste, wann ich Gas geben muss und wann nicht. Und ich habe auch in den richtigen Momenten Zeit zum Genießen gehabt.

SPORT1: Sind Sie eher der Typ Mourinho oder eher der Typ Löw?

Yakin: (lacht) Ich habe vielleicht von beiden etwas. Ich schätze Jogi sehr, wir haben damals beim VfB Stuttgart und bei Fenerbahce zusammengespielt. Wir haben nach wie vor guten Kontakt. Aber ich will mich nicht mit anderen Trainern vergleichen. Ich bin ein eigener Typ. Ich habe Jogi zuletzt beim Jubiläum von Schaffhausen getroffen, dort war er Spieler. Jogi hat seinen Weg gemacht, es war in seiner Karriere auch nicht immer einfach. Es gibt schon Parallelen zwischen Jogi und mir.

„So interessant ist Neymar jetzt nicht“

SPORT1: Sie hatten im Sommer offenbar Angebote von Al-Hilal und dann Al-Ahli, so berichtete der Blick. Anstatt nun Neymar zu coachen, entschieden Sie sich gegen Angebote, die finanziell wohl verlockend waren - und für den Nationalcoach-Posten in der Schweiz. Weshalb?

Yakin: Es war ein reines Bauchgefühl, es ging mir nichts ums Geld. Ich kann mir im Fußball alles vorstellen und natürlich spielt der finanzielle Faktor immer eine große Rolle. Aber es hat sich zu dem Zeitpunkt nicht richtig angefühlt. Ich hatte in diesem Jahr schon vier Spiele als Nationaltrainer hinter mir und da wollte ich nicht gleich wieder weg. In so einem Moment interessiert mich kein anderes Angebot, egal wie lukrativ es ist. Also habe ich mich dagegen entschieden. Ich bin glücklich mit dem, was ich gerade mache.

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SPORT1: Aber Sie hätten jetzt Neymar trainieren können.

Yakin: Das hätte sicher seinen Reiz gehabt, aber so interessant ist Neymar jetzt nicht. Ich habe meine Spieler in der Nationalmannschaft. Mit ihnen habe ich große Freude. Neymar ist ein toller Fußballer und man schaut ihm gerne zu, was er auf dem Platz macht. Aber ich muss ihn nicht unbedingt trainieren.

SPORT1: Neymar soll satte 160 Millionen Euro im Jahr verdienen. Paul Breitner nannte Neymar zuletzt „einen der linksten Fußballer unter der Sonne“. Können Sie Neymar verstehen, dass er nach Saudi Arabien gewechselt ist?

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Yakin: (lacht) Ich muss Neymar nicht verstehen, er muss es für sich verstehen. In der Schweiz würde man so etwas wie Herr Breitner gesagt hat, nicht über einen Spieler sagen. Ich würde Neymar deshalb nicht verteufeln. Man geht ins Stadion, um unterhalten zu werden. Wenn man als Trainer solche Spieler trainieren darf, dann macht man das Beste daraus. Egal, welche Allüren dieser Spieler hat.

Das lief falsch für Yann Sommer beim FC Bayern

SPORT1: Yann Sommer ist kürzlich vom FC Bayern zu Inter Mailand gewechselt. Gregor Kobel beim BVB und Jonas Omlin bei Borussia Mönchengladbach sind Stamm-Torhüter. Nimmt sich Sommer somit vor der EM 2024 die Strahlkraft der deutschen Fußballbühne?

Yakin: Ich kenne Yann sehr gut, habe ihn in Basel bei mir gehabt. Die Bayern-Zeit ging nicht spurlos an ihm vorbei. Er braucht ein Urvertrauen, um 100 Prozent Leistung bringen zu können. Yann wurde durch eine Dreckschleuder durchgezogen. Das hatte er nicht verdient. Er wurde zu einem Opfer eines Mechanismus, der sich nur bei Bayern abspielt. Als er zur Nationalmannschaft kam, habe ich natürlich mit ihm gesprochen. Das war nicht der Yann, wie ich ihn kenne. Er hatte einen extremen Druck bei Bayern, dem er letztlich auch standgehalten hat. Das zeigte aber auch, dass er ein starker Torwart ist. Und das haben wir uns durch unseren Torwarttrainer erarbeitet.

SPORT1: Sie sagen, ‚Yann war nicht mehr der Yann, wie ich ihn kenne‘. Was war mit ihm los?

Yakin: Bei Yann muss man immer auch den Menschen sehen. Das mit Bayern ist nicht einfach an Yann abgeprallt. Er hat zwar sportlich den Rückhalt gespürt, aber es fehlte dann doch etwas. So spurlos ging das nicht an ihm vorbei. Die ganze Kritik hat sehr an ihm genagt. Ich habe diese nicht verstanden. Man kannte Yann und wusste, wen man holt. Er hat gezeigt, was er kann. Und er hat sich auch nie beklagt. Die Bayern-Zeit war nicht leicht für Yann, damit hat er schon zu kämpfen gehabt.

SPORT1: Aber es ist ein Unterschied zwischen Klub und Nationalmannschaft, oder?

Yakin: Das stimmt. Im Klub werden Torhüter für ihre Leistung bezahlt, in der Nationalelf stehen die Jungs für gewisse Werte einer ganzen Nation. Das hat schon bei Begnalio und Zuberbühler gut funktioniert, die das verstanden haben. Solange Yann fit ist und Leistung bringt, ist er bei mir gesetzt.

SPORT1: Ist Inter Mailand jetzt der richtige Klub für Sommer oder hätte eine Rückkehr in die Schweiz auch Sinn ergeben?

Yakin: Schon. Solange er die Möglichkeit hat, im Ausland spielen zu können, muss er das machen. Wo sollte er in der Schweiz spielen? Er denkt auch noch nicht ans Aufhören. Yann hat noch einiges vor, da ist Inter schon der richtige Klub.

Xhaka? „Für jede Mannschaft Gold wert“

SPORT1: Granit Xhaka ist zurück in der Bundesliga, spielt nun bei Bayer Leverkusen. Wie sehen Sie ihn?

Yakin: Sein Name drückt alles aus: Granit. Er ist ein super Typ, ein klasse Fußballer und ein Leader auf dem Platz. Er kennt keine Kompromisse für den Erfolg, bringt absolut die Qualität mit und übernimmt auch immer Verantwortung - auf und neben dem Platz. Granit hat diesen bedingungslosen Siegeswillen. Ich habe ihn in London mehrmals besucht. Granit ist ein Familienmensch. Ihn wünscht sich jeder Trainer als Kapitän. Das sieht Xabi Alonso (Trainer von Bayer Leverkusen, d. Red.) sicher auch so. Granit ist für jede Mannschaft Gold wert.

„Die Bundesliga ist eine top Adresse“

SPORT1: Es gibt „nur noch“ fünf Schweizer Legionäre in Deutschland. Ist die Bundesliga noch ein Anreiz oder haben ihr andere Ligen den Rang in Sachen Ansehen abgelaufen?

Yakin: Die Bundesliga ist auf jeden Fall noch interessant für uns Schweizer. Das ist eine attraktive Liga, da ist auf jeden Fall weiterhin genug Anreiz da. Es hängt natürlich davon ab, wo jemand gebraucht wird und was bezahlbar ist. Wenn England ruft, ist es etwas anderes. Die Premier League ist ein anderes Kaliber als die Bundesliga. Aber nochmal: die Bundesliga ist nach wie vor eine top Adresse. Man sieht ja, dass kleinere Vereine wie Union Berlin oder der SC Freiburg oben mitspielen und das große Klubs absteigen. Das zeigt, wie ausgeglichen diese Liga ist. Für jeden Schweizer ist die Bundesliga immer noch ein großes Ziel.

SPORT1: Haben Sie auch mal einen Fehler gemacht, den Sie heute bereuen?

Yakin: Natürlich. Ich bin nicht fehlerlos. Im WM-Achtelfinale habe ich Spieler eingesetzt, welche krankheitsbedingt nicht hundertprozentig fit waren. Das war ein Fehler, den ich im Nachhinein bereue. Ich musste als Trainer, wie schon gesagt, harte Entscheidungen treffen und das hat sicher nicht jedem geschmeckt. Ich habe zwar immer versucht, jedem gerecht zu werden, aber das gelingt nicht immer. Mit meinem Stil war sicher auch nicht jeder Spieler einverstanden.

SPORT1: Lassen Sie uns über einen Landsmann von Ihnen sprechen. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Urs Fischer, der sich bei Union Berlin längst unsterblich gemacht hat?

Yakin: Urs ist so ein bodenständiger, angenehmer Typ und ein exzellenter Trainer. Wir waren als Spieler und Trainer Gegner. Er passt genau zu Union Berlin. Man hat ihm immer Zeit gegeben, jetzt sieht man, was mit Kontinuität möglich ist. Da wird sehr realistisch gearbeitet und Urs sieht seine Aufgabe nicht woanders. Er fühlt sich in Berlin extrem wohl, das spürt man und sieht man beim Blick auf die Tabelle. Respekt für seine Arbeit!

SPORT1: Wie konkret ist Ihr Wunsch als Trainer auch mal in der Bundesliga zu arbeiten?

Yakin: Dieser Wunsch ist schon da. Natürlich habe ich Lust auf die Bundesliga. Ich würde schon gerne jedes Wochenende auch mal die vollen Stadien erleben. Aber ich habe jetzt nicht den Drang danach. Ich habe jetzt eine spannende Aufgabe in der Schweiz und bin da absolut glücklich. Aber ich schaue natürlich auf die Bundesliga. Wer weiß, was noch alles passiert. Gegen Urs in der Bundesliga zu spielen, das hätte was.

Löw: „In der Bundesliga wird es schwer“

SPORT1: Was glauben Sie macht Jogi Löw demnächst? Was könnte ihn reizen?

Yakin: Schwer zu sagen. Ich wünsche mir, dass er nochmal einen großen Klub trainieren wird. Jogi hat den Fußball noch nicht abgehakt. Es muss das ganze Paket für ihn stimmen. Ich sehe ihn absolut bei einem tollen Verein in England oder Spanien. Das würde ich ihm zutrauen. In der Bundesliga wird es schwer.

SPORT1: Was wünschen Sie sich noch als Trainer?

Yakin: Ich hoffe, dass wir die Qualifikation erfolgreich abschließen und dann eine gute EM in Deutschland spielen. Dort teilzunehmen, ist ein großes Ziel für mich. Wir haben nach der WM noch etwas gutzumachen. Damals sind wir gegen Portugal etwas unter die Räder gekommen. Wir haben eine tolle Mannschaft, vielleicht können noch zwei, drei junge Spieler eingebaut werden. Ich bin rundum zufrieden mit dem, was ich gerade mache.