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VfB Stuttgart märchenhaft - aber auch nach dem Transfer-Winter?

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VfB Stuttgart märchenhaft - aber auch nach dem Transfer-Winter?

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Wo führt dieser Höhenflug noch hin?

Der VfB Stuttgart reitet auf der Euphoriewelle und weckt Erinnerungen an die Meistermannschaft von 2007 - auf dem Transfermarkt dürften bald die Begehrlichkeiten wachsen.
Nach dem verdienten 2:1-Sieg gegen den BVB schwärmt Sebastian Hoeneß von seiner Mannschaft.
cmichel
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Es war ein begeisternder Samstagnachmittag für die Fans und Spieler des VfB Stuttgart. Die Schwaben hatten Borussia Dortmund nach fünf vergeblichen Versuchen wieder einmal besiegt - und wie!

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Der Blick auf die Statistik verdeutlicht, wie klar die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß dem BVB überlegen war: 22:5 Torschüsse, 59 Prozent Ballbesitz, 6:1 Eckbälle, eine Passgenauigkeit von 86 Prozent (BVB 79 Prozent). Auch in Sachen Laufleistung (121,32 zu 119,2 Kilometer) und Zweikampf (58 Prozent gewonnen) waren die Stuttgarter ihrem heillos überforderten Gegner überlegen.

Die „Machtdemonstration“ des VfB (O-Ton Stuttgarter Nachrichten) war der vorläufige Höhepunkt eines außerordentlichen Laufs: Acht Siege nach elf Spieltagen sprechen eine deutliche Sprache, 29 erzielte Treffer übertreffen nur der FC Bayern und Leverkusen.

Dieser VfB macht Spaß, darüber waren sich am Wochenende auch neutrale Beobachter auf der Tribüne schnell einig. Bei Stuttgarts Fans ist die Euphorie so groß wie lange nicht mehr - aus guten Gründen.

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Euphorische VfB-Fans: „Schön wie seit 2007 nicht mehr“

Nach zwei Jahren Abstiegsk(r)ampf, hat es sich der Schwaben-Express ganz oben gemütlich gemacht. Ein Anhänger, der seit 30 Jahren ins Stadion geht und sich selbst als eigentlich zurückhaltend beschrieb, präsentierte sich nach dem Fußball-Fest seiner Mannschaft völlig glückselig: „So schön war es seit 2007 nicht mehr.“ Es war das Jahr, als der VfB den dritten Bundesliga-Meistertitel holte.

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24 Punkte hat Stuttgart nun auf sein Konto gepackt und die Frage mag da tatsächlich erlaubt sein: Wo soll das diesmal hinführen?

VfB-Trainer Hoeneß fordert: „Wir müssen klar in der Birne bleiben“

Sebastian Hoeneß, der Architekt des Aufschwungs, folgte am 3. April dieses Jahres auf Bruno Labbadia. Und seitdem geht die Kurve steil nach oben. Der VfB-Trainer steht seit 26 Pflichtspielen am Seitenrand und sammelte dabei einen 2,08-Punkte-Schnitt. Er führte das Team via Relegation gegen den Hamburger SV zum Klassenerhalt – und nun in die Spitzengruppe der Bundesliga. Nach der Länderspielpause wartet der nächste Härtetest bei Eintracht Frankfurt.

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Kann Stuttgart von Höherem träumen? Hoeneß wollte sich auf SPORT1-Nachfrage da nicht locken lassen:. Der 41-Jährige blickte einen Augenblick hoch, richtete sich kurz seine Mütze und mahnte: „Wir wollen weiterhin gute Leistungen zeigen. Dafür ist es wichtig, dass wir gut trainieren, klar in der Birne bleiben und den Spirit, den wir haben, beibehalten. Das ist unser Ziel.“

Die Anhängerschaft belohnt derweil den Aufschwung ihrer Mannschaft. Gegen den BVB war das Stadion zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauft, der Schnitt von 53.583 bedeutet in der Bundesliga aktuell Platz vier hinter Dortmund, dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt.

Geschürt wird die Hochstimmung auch von der Entwicklung neuer Stars und Identifikationsfiguren: Mit Chris Führich haben die Stuttgarter einen No-Name zum Nationalspieler mit Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Heim-EM im kommenden Sommer geformt. Serhou Guirassy knippst auch nach kurzer Verletzungspause weiter, 15 Tore überbietet nur Weltklasse-Stürmer Harry Kane. Mit Bayern-Leihgabe Alexander Nübel hat der VfB im Gegensatz zum Vorjahr auch einen Schlussmann, der Sicherheit ausstrahlt und wichtige Punkte rettet.

Und dann ist da noch Deniz Undav, der vor drei Jahren noch relativ unbemerkt in Liga 3 für Meppen auf Torejagd ging. Er steht schon bei fünf Treffern. Ob Nationaltrainer Julian Nagelsmann auch über ihn bald schon nachdenkt?

Deniz Undav erzielt gegen den BVB sein fünftes Tor für den VfB Stuttgart. Sein Trainer, Sebastian Hoeneß, erklärt, was ihn so besonders macht.
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Sebastian Hoeneß: So tickt das "Schlitzohr" Deniz Undav

Eine Art „junge Wilde 2.0″ im Schwabenland

Es ist eine Art „Junge Wilde 2.0″, die im Schwabenländle gerade die Massen begeistert. Zur Erinnerung: 2006/07 krönte sich die damalige Generation um Timo Hildebrand, Serdar Tasci, Andreas Beck, Sami Khedira, Christian Gentner und Mario Gomez mit dem Meistertitel.

Als auch der allerletzte Konkurrent die Gefahr erkannt hatte - die Bayern durchlebten damals eine Krisensaison, die Felix Magath den Job kostete -, war es schon zu spät. Am Ende durfte eine legendäre VfB-Mannschaft gemeinsam mit Trainer Armin Veh jubeln und die Schale in die Höhe stemmen.

Über 16 Jahre später ist Stuttgart wieder ähnlich frisch unterwegs! Gegen den BVB war der eingewechselt Guirassy der älteste Stuttgarter auf dem Platz – er feiert am 12. März 2024 seinen 28. Geburtstag. Das Durchschnittsalter der Startelf an den ersten elf Spieltagen beträgt laut Spiegel-Statistik 23,43 Jahre - jünger ist bisher keine andere Mannschaft.

Guirassy gibt kein Bekenntnis ab

Die aktuellen Leistungen belegen, wie gut Hoeneß und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth ein durchaus vertrackter Umbruch im Sommer gelungen ist. Mit Konstantinos Mavropanos, Wataru Endo und Borna Sosa haben drei Stützen den VfB verlassen. Stuttgart landete auf dem Transfermarkt aber einige Volltreffer, die diese Lücken schließen konnten. Neben Nübel und Undav kam vor allem Angelo Stiller hinzu, auch Woo-yeong Jeong und Maximilian Mittelstädt helfen punktuell weiter.

Wie es im Fußball dann allerdings auch so ist, deutet sich inzwischen auch an, dass die gute Tat bald zum Fluch werden kann. Die Gerüchteküche rund um die Überflieger wird mit jeder guten Leistung weiter ins Brodeln kommen. Guirassy nimmt am Afrika-Cup teil, steht dort weltweit im Schaufenster.

Ob er nach dem Ablauf der Winter-Transferperiode überhaupt noch einmal zurückkehrt? Der Sensationsstürmer antwortete bei ESPN verlegen und vielsagend: „Schlechte Frage. Ich liebe die Fans sehr. Aber ich erzähle immer die Wahrheit. Ich weiß nicht, was im Januar passiert. Solange ich hier bin, gebe ich alles.“

Mit Hiroki Ito, Enzo Millot oder eben Führich hat der Klub weitere hochinteressante Perlen im Kader. Die starke Konkurrenz im oberen Tabellendrittel wird alles versuchen, den VfB sportlich aus dem Tritt zu bringen.

Davon lässt sich nach Jahren der Dürre aber zumindest im Moment noch kein Anhänger aus der Ruhe bringen. Sie genießen vor allem die Heim-Auftritte: Sechs Spiele, fünf Siege, 20:6 Tore. Der Stuttgarter Euphorie-Zug - er hat derzeit offenbar keine Bremse.