Der FC Bayern beklagt aktuell zahlreiche Verletzte. Und das ein wenig zu häufig, findet Lothar Matthäus. Der Rekordnationalspieler ist irritiert, weil die Münchner sich aus seiner Sicht zu häufig über ihre missliche Personalsituation beschweren.
Matthäus: Nur Bayern jammert!
„Bayern München klagt über die vielen Ausfälle, aber andere Mannschaften haben auch Verletzte“, schrieb Matthäus in seiner Kolumne für Sky.
Als positives Beispiel für den Umgang mit Ausfällen nannte der 62-Jährige den Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen. Bei der Werkself „fehlen auch mehrere Spieler, einige sind beim Afrika-Cup, Boniface und Palacios sind verletzt, aber niemand beklagt sich. Der einzige Verein, der jammert, ist Bayern München.“
Matthäus: FC Bayern jammert - Alonso nicht
Der Unterschied: „Xabi Alonso in Leverkusen macht es nicht.“ In dem Bayer-Trainer sieht Matthäus den wichtigsten Faktor für den entspannteren Umgang mit den Lücken im Kader.
„Bei Bayer 04 sehe ich, dass der Trainer den anderen Spielern, die in der Vorrunde hinten dran waren, vertraut. Dass er auch im Meisterschaftskampf einen Torwart wechselt. Xabi Alonso nimmt die ganze Mannschaft mit, um das geht es!“
Matthäus gab mit Blick auf die Bayern zwar zu, dass es „natürlich eng“ werde, wenn auf einer Position gleich mehrere Spieler ausfallen. „Doch die Bayern haben nach wie vor Spieler in ihrem Kader, die auf der Ersatzbank sitzen, aber normalerweise Nationalspieler sind. Wenn man Thomas Müller in der 89. Minute einwechseln kann, dann muss der Kader doch gut sein.“
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Bayern zuletzt beim 3:2-Sieg gegen Augsburg nur zwei A-Nationalspieler auf der Bank hatten. Neben Eric Maxim Choupo-Moting und Thomas Müller standen nur noch Sven Ulreich, Lovro Zvoranek, Franz Krätzig, Mathys Tel und Adam Aznou für eine Einwechslung zur Verfügung.
Matthäus-Urteil zu Bayern-Neuzugang Boey
Beim nächsten Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wird Neuzugang Sacha Boey (ebenfalls kein Nationalspieler) zumindest ein Profi dazukommen. „Er ist auf jeden Fall eine Verstärkung“, meinte Matthäus zu dem Rechtsverteidiger: „Ich habe ihn in der Champions League gesehen, er bringt viel Energie mit, Offensivgeist, Geschwindigkeit, Bissigkeit, eine Überzeugung.“
Trotz der hohen Ausgaben - Boey kostet die Bayern diversen Berichten zufolge mindestens rund 30 Millionen Euro - sei es ein sinnhafter Transfer.
Dabei sei der französische Verteidiger nicht der einzige Kandidat der Bayern, und speziell von Trainer Thomas Tuchel, gewesen. „Thomas Tuchel wollte ursprünglich mit Kieran Trippier noch einen Spieler aus der Premier League holen. (...) Aber Transfers sind bei Bayern München nicht Sache des Trainers.“
Sonst bräuchte man „Entscheidungsträger wie Christoph Freund oder Max Eberl nicht, wenn Tuchel die Transfers machen würde. In England ist der Trainer auch als Teammanager dafür zuständig, die Mannschaft zusammenzustellen. Thomas Tuchel weiß, dass es in Deutschland anders ist.“