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Vom Abstellgleis zum Köln-Retter: Tigges' Erlösung nach 322 Tagen

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Vom Abstellgleis zum Köln-Retter: Tigges' Erlösung nach 322 Tagen

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Die Erlösung nach 322 Tagen

Ausgerechnet Steffen Tigges, der schon fast aussortiert war, bewahrt den 1. FC Köln im Abstiegskampf vor einem großen Rückschlag. Entsprechend emotional reagiert der 25-Jährige nach dem erlösenden Moment.
Der 1. FC Köln schafft einen Last-Minute-Sieg gegen Bochum. Nach dem 2:1 brechen alle Dämme. Vor allem ein Fan rastet aus vor Freude.
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Ganz egal, wie auch immer die Saison in einigen Wochen enden wird, an diese 99 Sekunden werden sich die Kölner noch sehr lange erinnern. Von „komplett abgeschrieben“ zu „alles wieder drin“, beschrieb Steffen Tigges nachher die Gefühlswelt des „Effzeh“, die am Samstag gegen Bochum (2:1) in der Nachspielzeit einmal auf den Kopf gestellt wurde. Auf den Tribünen vergossen Fans Freudentränen, der Stürmer rang ebenfalls um Fassung.

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Bis zur 90. Minute lagen die Domstädter hinten und hätten vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz gehabt. Doch dann sorgte eine verrückte, nicht mehr für möglich gehaltene Schlussoffensive samt zwei Toren dafür, dass das Stadion in Müngersdorf praktisch vor Begeisterung explodierte. Erst brachte Tigges‘ Kopfball die Hoffnung zurück, wenige Augenblicke später machte Luca Waldschmidt das unglaubliche Finish perfekt. Für den Tabellenvorletzten war es der erste Sieg seit Anfang Februar - dazu ein gefühlt überlebenswichtiger.

„Dass Luca dann noch das 2:1 köpft, wir das Spiel drehen, uns in eine vernünftige Ausgangsposition bringen und alles in der eigenen Hand haben - das ist schon Emotion pur“, sagte Tigges mit Blick auf die urplötzliche Wendung im Abstiegskampf und wirkte dabei sehr aufgewühlt. Denn auch für ihn selbst stellte dieser Irrsinn eine extreme Erleichterung dar. Immerhin befand sich der zuletzt viel gescholtene Torschütze in einem tiefen Tal und schoss seinen ersten Bundesliga-Treffer nach 322 Tagen.

Nach Baumgart-Aus: Tigges einer der Verlierer

Eine halbe Ewigkeit ohne Erfolgserlebnis. So schien dieses Tor nicht nur eine Initialzündung am Samstag, sondern vor allem ein Treffer als Therapie für die geschundene Seele zu sein. Schlagen Stürmer über einen so langen Zeitraum nicht zu, ist das nur schwer zu verkraften. Tore sind nun mal die Währung, aus der sie Anerkennung und Selbstbewusstsein schöpfen. Die Spiele und Tage, die Tigges nicht jubeln durfte, muss fortan aber niemand mehr zählen. Gut für das Team, gut für seinen eigenen Ruf.

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Denn sein Standing in Köln ist ein eher schwieriges. In der Hinrunde war Tigges, der im Sommer 2022 mit großen Erwartungen aus Dortmund nach Köln wechselte, noch der erste Vertreter von Davie Selke. Ex-Trainer Steffen Baumgart hielt große Stücke auf ihn. Doch seit Timo Schultz an der Seitenlinie steht, wurde das einst flankenintensive Spiel sukzessive zurückgefahren, weshalb es für den 1,93 Meter großen Angreifer keine richtige Verwendung mehr gab.

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Der unrühmliche Tiefpunkt seines bisherigen Jahres: Als die Rheinländer Ende Januar beim VfL Wolfsburg (1:1) gastierten, wurde Tigges trotz akuter Personalsorgen im Sturm nicht mal für den Spieltagskader berücksichtigt. Schultz schickte ihn stattdessen zur U21. Aber auch im Trikot des Reserveteams gelang dem Linksfuß nicht der lang ersehnte Befreiungsschlag, in seinem 59-minütigen Einsatz gegen Wuppertal blieb er torlos - typisch für seine Saison zum Vergessen.

Tigges: „Zeit war natürlich nicht einfach für mich“

Zwei weitere Male sollte sich dieses für Tigges enorm bittere Szenario in der Rückrunde noch wiederholen, bevor er gegen Bochum wenigstens eingewechselt wurde. „Im Moment ist es echt schwierig, das muss ich wirklich sagen. Die letzte Zeit war natürlich nicht einfach für mich“, suchte der gebürtige Osnabrücker, offenkundig einer der großen Verlierer unter Neu-Trainer Schultz, nach den richtigen Worten.

Allerdings hätten ihm seine Teamkollegen „immer den Rücken gestärkt“, obwohl es „nicht gut gelaufen ist“, betonte Tigges und fügte hinzu: „Deswegen freue ich mich, dass ich der Mannschaft und den Fans einfach mal etwas zurückgeben konnte. Das 1:1 war eine Gefühlsexplosion - auch persönlich für mich, weil dieser Knoten geplatzt ist.“ Wahrlich zu einem Zeitpunkt, den der 25-Jährige nicht besser hätte wählen können. Die Langeweile im Abstiegskampf ist auf einmal wie weggeweht, vielmehr herrscht nun Hochspannung.

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Hofft Köln doch auf den direkten Klassenerhalt?

Durch den dramatischen Sieg hielten die Kölner den Rückstand auf Mainz und den Relegationsplatz bei einem Zähler. Allerdings liegt selbst die direkte Rettung jetzt wieder im Bereich des Möglichen, auf Rang 15 ist Bochum lediglich vier Punkte entfernt - und der jüngste Trend beim VfL nimmt bedenkliche Züge an. Auch deshalb wurde Thomas Letsch am Montag von seinem Posten als Cheftrainer freigestellt.

Und der „Effzeh“? Der bekam noch einen ganz speziellen Wunsch seiner Fans mit auf den Weg. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen die Anhänger lautstark und selbstbewusst vor dem kommenden Gastauftritt in München. All die spielerischen Defizite sind in Köln zwar nicht vergessen, doch zumindest für den Moment von der neu entfachten Euphorie überlagert - Tigges‘ späten Tor sei Dank.