Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. wurden 1974 endgültig zu Fußball-Ikonen - aber auch er hinterließ damals nachhaltig Eindruck bei den deutschen Fußball-Fans.
Vor drei Jahren starb einer der besten Torhüter der Bundesliga-Geschichte
Der einst beste Torwart der Liga
Ronnie Hellström war bei der WM in Deutschland Torwart der Schweden und Gegner des DFB-Teams in der zweiten Gruppenphase. Im regennassen Düsseldorfer Rheinstadion trieb Hellström vor 67.800 Zuschauern „Bomber“ Müller und seine Offensivkollegen mit zahlreichen Glanzparaden lange zur Verzweiflung.
Der Elf von Trainer Helmut Schön drohte bis zur 51. Minute eine Niederlage, ehe ein schneller Doppelpack von Wolfgang Overath und Rainer Bonhof das Spiel zum Kippen brachte und Deutschland am Ende doch mit 4:2 siegte.
Das Turnier endete bekanntlich mit dem WM-Titel für Deutschland, aber auch der damals 25 Jahre alte Hellström blieb in Erinnerung. Bald darauf wurde der Keeper - heute vor drei Jahren an einer schweren Erkrankung verstorben - auch in der Bundesliga zur Legende.
Ein Top-Deal für 220.000 D-Mark
Hellström wechselte nach der WM - wie schon vorher feststand - von seinem Heimatklub Hammarby IF zum 1. FC Kaiserslautern.
Für eine aus heutiger Sicht bescheidene Ablösesumme von 220.000 D-Mark sicherten sich die „Roten Teufel“ damit die Dienste eines Weltklasse-Schlussmanns, der die Klubhistorie auf Jahre prägen sollte.
Mit seinen Paraden und seiner ruhig-souveränen Ausstrahlung sicherte Hellström dem FCK mehrfach den Klassenerhalt und stand speziell auch in den Pokal-Wettbewerben im Mittelpunkt rauschender Abende.
Legendäres 5:0 gegen Real Madrid
Im Jahr 1976 erreichte Hellström mit der Mannschaft um Kapitän Ernst Diehl das DFB-Pokalfinale, 1981 ein weiteres Mal.
Besonders denkwürdig lief dann die Europapokal-Saison 1982 mit dem legendären Viertelfinale gegen Real Madrid. Nach einer 1:3-Hinspielniederlage schossen die Lauterer das Team mit Uli Stielike und dem späteren Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque auf dem Betzenberg mit 5:0 aus dem Stadion. Friedhelm Funkel (2x), Hannes Bongartz, Norbert Eilenfeldt und Reiner Geye trafen.
Im Halbfinale scheiterte der FCK dann ausgerechnet an einem Außenseiter aus Hellströms schwedischer Heimat: dem IFK Göteborg mit dem jungen Coach Sven-Göran Eriksson, der dann mit einem Final-Triumph über den HSV auch den Wettbewerb gewann.
Hellström blieb dem FCK zehn Jahre treu
Hellström, der zeitweise nicht nur als bester Torhüter der Bundesliga, sondern ganz Fußball-Europas galt, hatte über die Jahre diverse Wechselangebote, unter anderem ein sehr lukratives von New York Cosmos, wo einst auch Beckenbauer und Pelé gewirbelt hatten.
Der Ausnahmekeeper lehnte alle Offerten ab und blieb dem FCK zehn Jahre treu - auch das zementierte seinen Legendenstatus in der Pfalz, wo Hellström neben seiner Karriere ein Modegeschäft in Idar-Oberstein betrieb.
Nach 266 Bundesliga-Partien für den FCK - vor Yann Sommer die meisten, die je ein ausländischer Torwart in der Bundesliga bestritt - trat Hellström 1984 ab, nach ihm begründete der spätere Meister-Keeper Gerald „Gerry” Ehrmann eine neue Torwart-Traditionslinie in Lautern.
2022 an Krebs verstorben
Hellström, zweimal Schwedens Fußballer des Jahres, war wie Ehrmann nach der aktiven Karriere als Torwarttrainer aktiv. Er leitete außerdem ein Reisebüro, arbeitete für einen Sportartikelhersteller und war in leitender Position für die Expansion der deutschen Baumarkt-Kette Hornbach in Schweden verantwortlich.
2021 gab Hellström bekannt, unheilbar an Speiseröhrenkrebs erkrankt zu sein. Am 6. Februar 2022 starb er im Kreise seiner Familie.
„Wir denken an Dich, Ronnie Hellström“, erinnerte der FCK im vergangenen Februar, als die Legende 75 geworden wäre.