Jonathan Tah hat mit seinem endgültig beschlossenen Abschied von Bayer Leverkusen Fakten geschaffen – dabei lagen die Karten eigentlich schon seit langer Zeit offen auf dem Tisch.
Verpokert sich Tah?
Es sei „von Anfang an alles gesagt gewesen“, erklärte Tah am Sonntag nach dem 1:1 beim FC St. Pauli. „Es gab einen Zeitpunkt, an dem ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Vertrag nicht zu verlängern und nicht hier zu bleiben. Dabei bleibt es jetzt auch.“
Rückblick: Im vergangenen Sommer hatte sich die Causa Tah zwischenzeitlich zu einem großen Transfertheater zwischen Leverkusen und dem FC Bayern entwickelt. Um es abzukürzen: Der Wechsel platzte bekanntlich. Tah blieb also – und ging mit einem 2025 auslaufenden Arbeitspapier in die Saison.
Tah hegt schön länger Abschiedsgedanken
Der Verein sei nach der Doublesaison auf ihn zugekommen und habe ihn vor die Wahl gestellt, entweder den Vertrag zu verlängern oder den Klub zu verlassen, erklärte Tah in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im September. „Und dann kam erst mein Part: Ich habe dem Verein mitgeteilt, dass ich meinen Vertrag nicht verlängern werde.“
Zwar hatten sich die Verantwortlichen bei Bayer bis zuletzt noch Hoffnungen auf ein Umdenken Tahs gemacht, doch seinen nahenden Abschied untermauerte er nun nochmals mit seinen Worten.
Nach dann zehn Jahren kommt dieser Schritt keinesfalls plötzlich. Schon im vergangenen Spätsommer ließ er durchklingen, dass er trotz des geplatzten Wechsels zum FC Bayern gern noch mal etwas anderes machen wolle.
„Eine Fußballerkarriere ist kurz und deshalb war es schon immer meine Vorstellung, alles rauszuholen, was möglich ist, alle Erfahrungen mitzunehmen. Ich möchte einfach das Potenzial ausschöpfen, das in meiner Karriere steckt“, sagte er der SZ.
Verpokert sich Tah womöglich?
Wohin sein Weg führt, ist allerdings weiterhin offen. Er habe „kein Zeitfenster“ mit Blick auf die Unterschrift bei einem neuen Klub, betonte Tah nun am Sonntag.
Verpokert sich Tah womöglich? Ohne einen klaren Plan hätte der 29-Jährige seinen Abschied im Sommer aber wohl kaum bekräftigt. Angesichts der offenen Worte bleibt allerdings ein Restrisiko, denn offiziell geregelt ist seine Zukunft noch nicht. Vor allem der FC Barcelona mit Ex-Bundestrainer Hansi Flick gilt als Favorit.
Die Mundo Deportivo berichtete im Februar, dass sich Tah für einen Wechsel zu den Katalanen entschieden habe. Doch die Unsicherheiten rund um den finanziell angeschlagenen Topklub, der in dieser Saison schon mit den Problemen bei der Registrierung von Dani Olmo die Schlagzeilen bestimmte, beeinflusst auch die Kaderplanung für die kommende Saison.
Droht ein neues Transfertheater um Tah?
Platz schaffen könnte Innenverteidiger Andreas Christensen, der auch aufgrund anhaltender Verletzungsprobleme unter Flick keine tragende Rolle spielt. Auch ein Abgang von Ronald Araújo ist nicht ausgeschlossen, sofern ein Klub bereit wäre, die 65-Millionen-Euro-Klausel zu ziehen.
Tah soll aber, wie Mundo Deportivo weiter berichtet, Geduld mitbringen, bis Barcelona die Voraussetzungen für eine Verpflichtung geschaffen hat.
Es könnte als sein, dass der Nationalspieler im besten Fußballeralter von 29 Jahren ohne Klub in die Sommerpause geht. Droht gar ein neues Transfertheater?
Matthäus rät Bayern zur Tah-Verpflichtung
Geht es nach Lothar Matthäus, sollte der FC Bayern noch einmal einen Vorstoß bei Tah wagen. „Die Bayern haben im vergangenen Sommer einen Fehler gemacht, dass man Tah nicht geholt hat. Vielleicht entscheidet er sich aber in diesem Sommer wieder für Bayern. Die FCB-Defensive ist eine Baustelle. Da herrscht sehr viel Ungewissheit“, schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne.
Ein Spieler dieses Formats, noch dazu ablösefrei und von einem Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft – das wäre früher ein klassischer Bayern-Transfer gewesen. Auch einfach, um sich einen solchen Spieler, der auf dem Markt ist, zu sichern.
Aber Tah hat als langjähriger Abwehrchef bei Bayer Leverkusen höhere Ansprüche, als nur einen Kaderplatz zu besetzen. Aktuell sehen die Münchner jedenfalls keinen Handlungsbedarf im Abwehrzentrum.
Eberl sieht Bayern-Kader stark genug
Sportvorstand Max Eberl verwies zuletzt auf die vielen verletzungsbedingten Ausfälle in Defensive. „Und wenn die wieder da sind, haben wir einen Kader, der stark genug ist. Auch für die Zukunft“, sagte Eberl nach dem 4:0-Sieg in Heidenheim.
Heißt also, die Bayern planen Stand jetzt mit Dayot Upamecano, der nach Knie-OP an seinem Comeback arbeitet, und Minjae Kim als Innenverteidiger-Duo Nummer eins. Josip Stanisic sowie Hiroki Ito (nach seinem Mittelfußbruch) wären für die neue Saison die ersten Optionen als Vertreter. Zudem ist eine Vertragsverlängerung mit Backup Eric Dier weiter möglich.
„Ich kann jetzt nicht sagen, dass sich im Sommer großartige Dinge ändern werden“, sagte Eberl vergangene Woche nach dem Champions-League-Aus in Mailand mit Blick auf die Kaderzusammensetzung in der nächsten Saison. „Wir müssen sie gesund behalten.“