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Díaz, Woltemade? Vorgehen des FC Bayern "führt in den Ruin"

Bayern-Vorgehen „führt in den Ruin“

Vor dem Saisonstart analysiert Dietmar Hamann die Situation des FC Bayern. Nachholbedarf sieht er vor allem in der Kommunikation und beim Umgang mit jungen Spielern.
Die Verhandlungen zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern um Nick Woltemade stocken. Nun "muss" der Shootingstar erst einmal mit dem VfB ins Trainingslager.
Vor dem Saisonstart analysiert Dietmar Hamann die Situation des FC Bayern. Nachholbedarf sieht er vor allem in der Kommunikation und beim Umgang mit jungen Spielern.

Während Dietmar Hamann den bevorstehenden Wechsel von Luis Díaz zum FC Bayern grundsätzlich als Coup sieht, bescheinigt der frühere Nationalspieler den Münchnern allgemein „ein Kommunikationsproblem“.

„Vieles hätte man verhindern können, wenn man sich hingesetzt hätte und vorher mal besprochen hätte, wie viel Geld wofür da ist“, betonte Hamann bei Sky. Nachverhandlungen bei Profis wie Alphonso Davies, Joshua Kimmich oder Neuzugang Jonathan Tah hätten Ansehen gekostet, führte er aus.

Auch im Werben um den ehemaligen Leverkusener Florian Wirtz sowie um den Stuttgarter Nick Woltemade haben die Bayern um Sportvorstand Max Eberl laut Hamann einen entscheidenden Fehler gemacht: Die anderen Vereine seien nicht früh genug einbezogen worden.

Hamann kritisiert Vorgehen des FC Bayern

Sowohl Bayer als auch der VfB hätten aus der Zeitung erfahren, „dass die Bayern sich mit ihren Spielern geeinigt haben“. Dies habe alles „Zeit und Ansehen gekostet, letztendlich auch Geld“, stellte Hamann klar.

Er habe dafür kein Verständnis: „Ich weiß nicht, warum, ich weiß nicht, ob da jemand einmal mit dem Eberl gesprochen hat, aber es gehört sich nicht.“

Derweil würde Hamann nicht die ausgerufenen 60 Millionen Euro für Woltemade zahlen, der erst vor einem Jahr ablösefrei nach Stuttgart gewechselt war. „Dieses Geschäftsmodell führt zum Ruin. Für mich wäre das Interesse als Bayern jetzt erledigt“, erklärte Hamann.

Bayern sollte mehr auf Talente setzen

Für den ehemaligen Bayern-Profi steht fest: „Auf Dauer kannst du es dir nicht leisten, jedes Jahr zwei, drei gestandene Spieler zu kaufen.“ Auch deshalb fordert Hamann einen anderen Umgang beim FC Bayern mit Talenten.

„Du musst irgendwann anfangen, junge Spieler einzubauen. Das ist für mich das größte Thema. Ich frage mich, wozu sie den Campus überhaupt haben!“, monierte er.

Erst am Dienstagabend wurde der Abgang von Linksverteidiger Adam Aznou zum FC Everton offiziell bestätigt. Der 19-Jährige, der mit einem Wechselwunsch an die Münchner herangetreten war, soll dem Rekordmeister neun bis zwölf Millionen Euro einbringen. Für Hamann nicht nachvollziehbar: „Aznou wird jetzt verscherbelt.“

Kompany „muss junge Spieler einbauen“

In diesem Zusammenhang nimmt der TV-Experte Bayern-Trainer Vincent Kompany in die Pflicht. Der Belgier habe offenbar kein großes Interesse, junge Akteure spielen zu lassen.

„Das ist die Zukunft, das ist das Kapital. Wenn das andere junge Spieler sehen, dann werden die sich zweimal überlegen, nach München zu kommen“, warnte Hamann. Wenn Kompany, der in seine zweite Saison mit den Bayern geht, länger bleiben wolle, „dann muss er junge Spieler einbauen, anders wird es nicht gehen“.

Generell sieht Hamann den Cheftrainer in der Bringschuld: „Es wird im zweiten Jahr nicht einfacher. Sie müssen besser Fußball spielen. Letztes Jahr nach der Winterpause, wenn wir die zwei Leverkusen-Spiele rausnehmen, war das schlecht. Der Fußball muss besser werden.“

„Einen Bayern-Durchmarsch wird es nicht geben“

Allzu optimistisch ist Hamann aber nicht. „Einen Bayern-Durchmarsch wird es nicht geben“, prophezeite er mit Blick auf die Bundesliga. „Dass sie drei Spieltage vor Schluss Meister werden, sehe ich nicht. Dafür ist zu viel Unruhe.“

Dennoch sieht Hamann den FCB als Meistertipp Nummer eins an, während er den BVB und RB Leipzig als Konkurrenten auf dem Zettel hat.

In der Königsklasse rechnet er nicht mit dem großen Wurf. „Ich glaube, dass dieses Jahr das erste Jahr ist, wo sie keine Chance haben, die Champions League zu holen! Liverpool, Paris, die ganzen Engländer sind davor“, urteilte Hamann.