Dass Uli Hoeneß sagt, was er denkt, ist nichts Neues. Neu ist allerdings, dass der Bayern-Patriarch es derzeit immer wieder für nötig hält, das Münchner Führungspersonal mit öffentlichen Ratschlägen in die Spur zu bringen. So auch am Sonntag im Doppelpass auf SPORT1.
Bemerkenswerter Dopa-Auftritt: Uli Hoeneß spielt mit dem Feuer
Hoeneß spielt mit dem Feuer
Live via TV ließ er Max Eberl wissen, dass er den Sportvorstand für „ziemlich empfindlich“ hält. Obendrein gab er ihm Tipps, wann er in Zukunft Transfers zu tätigen habe (nämlich im Juni und Juli). Und er verkündete, dass er sich erst zurückziehen werde, wenn er und Karl-Heinz Rummenigge das Gefühl haben, dass „die richtigen Personen am richtigen Posten“ sind. Eberl dürfte genau hingehört haben.
Zwar hat Hoeneß das gute Recht, die Angestellten des FC Bayern in seinem Sinne zu lenken, doch im Fall Eberl pokert der Ehrenpräsident extrem hoch. Schließlich besteht die Gefahr, dass sich der Sportvorstand die neuerliche Attacke nicht gefallen lässt und irgendwann tatsächlich freiwillig seinen Posten räumt.
Ein Eberl-Rücktritt würde zu Chaos führen
Die Folge wäre Chaos an der Säbener Straße: Plötzlich bestände der Münchner Vorstand mit CEO Jan-Christian Dreesen nur noch aus einer Person – schließlich ist derzeit auch der Posten des Finanzchefs vakant. Aufsichtsratsboss Herbert Hainer müsste entsprechenden Ersatz finden – dabei konzentriert sich der aktuell vor allem darauf, bei der anstehenden Jahreshauptversammlung mit einem satten Ergebnis als Präsident wiedergewählt zu werden.
Dass die sich nach Ruhe sehnenden Mitglieder Hoeneß‘ Konfrontationskurs klaglos hinnehmen, darf obendrein bezweifelt werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass kritische Wortmeldungen einfacher Mitglieder auf einer JHV für Ärger sorgen.
All das riskiert Hoeneß mit seinen Aussagen über Eberl. Es ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, an dessen Ende der Patriarch als der Mann gelten könnte, der unnötig für Wirbel gesorgt hat - auf Kosten des Sportvorstands, den er einst zum FC Bayern geholt hat. Ob das in Hoeneß‘ Interesse ist, darf bezweifelt werden.