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So droht der Super-GAU

So droht der Super-GAU

Die Verantwortlichen und Spieler von Borussia Mönchengladbach finden nach dem wilden Zehn-Tore-Wahnsinn gegen Eintracht Frankfurt deutliche Worte.
Nach der 4:6-Pleite gegen Eintracht Frankfurt äußert Gladbach-Spieler Rocco Reitz seine Enttäuschung über die Partie. Zudem äußert er sich über Interimstrainer Eugen Polanski und die Flucht der Fans aus dem Stadion.
Die Verantwortlichen und Spieler von Borussia Mönchengladbach finden nach dem wilden Zehn-Tore-Wahnsinn gegen Eintracht Frankfurt deutliche Worte.

Ein komplettes Debakel konnte Borussia Mönchengladbach beim vogelwilden 4:6 (0:5) gegen Eintracht Frankfurt noch verhindern. Die Spieler und die Verantwortlichen wollten anschließend aber nichts beschönigen.

Trotz der Aufholjagd in der zweiten Hälfte sind die Fohlen am Tabellenende angekommen, der Traditionsklub muss sich in dieser Verfassung mit dem Super-GAU Abstieg beschäftigen. Es klang auch in den teils schonungslosen Worten von Spielern, Trainer Eugen Polanski und Sportvorstand Roland Virkus durch.

„Das war einfach von allem gar nichts. Wir haben überhaupt nichts auf den Platz bekommen. Ich bin extrem bedient und angefressen“, sagte Kapitän Rocco Reitz bei Sky. „Da muss jeder den Fehler bei sich selbst suchen. Von Minute 1 bis 47 war das katastrophal von uns.“

„Wenn du einer Mannschaft wie Frankfurt solche Räume gibst, dann schenken sie dir so viele Tore ein“, klagte Reitz weiter.

Auch die Aufholjagd in der zweiten Hälfte wollte er nicht allzu positiv sehen: „Wenn ich 6:0 führen würde, weiß ich nicht, wie meine Spannung in der zweiten Halbzeit wäre. Da braucht man jetzt nichts schönzureden, dass wir die zweite Halbzeit gewonnen haben.“

„Haben alles vermissen lassen, was es im Fußball braucht“

Auch Sport-Geschäftsführer Roland Virkus, der am Sonntag im SPORT1-Doppelpass zugeschaltet sein wird, fand vor allem zur Leistung in der 1. Halbzeit deutliche Worte: „Desolate Vorstellung unserer Mannschaft. Das hat sich unter der Woche null angedeutet. Wir haben alles vermissen lassen, was es im Fußball braucht, Zweikampfhärte, Abstände. Deswegen haben wir völlig zurecht 0:5 zurückgelegen.“

Nach den Treffern von Robin Koch (10.), Ansgar Knauff (15.), Jonathan Burkardt (35.), Farès Chaibi (39.) und Can Uzun (45.+1) verabschiedeten die Gladbacher Fans ihre Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine. Gleich nach Wiederbeginn schenkte Koch (47.) den Gladbachern sogar noch das 6. Gegentor ein.

Der schmerzlich vermisste Torjäger Tim Kleindienst, der derzeit verletzt fehlt, litt auf der Tribüne mit.

Sprechchöre für Interimstrainer Polanski

Das späte Aufbäumen gegen zunehmend sorglosere Frankfurter wurde mit Treffern von Jens Castrop (72.), Tabakovic (78.), Yannik Engelhardt (83.) und Grant-Leon Ranos (90.+9) belohnt - und mit Sprechchören für Interimstrainer Eugen Polanski honoriert, auch wenn sich die Ränge des Borussia-Parks zu dem Zeitpunkt schon deutlich geleert hatten.

Polanski sah zunächst eine erste Halbzeit, „die in der Bundesliga so nichts zu suchen hat“. Die Körpersprache habe ihm überhaupt nicht gefallen, fügte der Ex-Profi hinzu - und hielt in schonungslosen Worten, die tief blicken lassen, fest: „Es kommuniziert keiner. Da ist keiner, der auch mal einen Mitspieler am Kragen packt. Das ist das, was wir dringend ändern müssen. Dann geht man halt mal mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Kabine, aber wegen unserer fehlenden Körpersprache kassieren wir dann noch drei weitere Tore, ganz ohne Boxverteidigung.“

Nach der Trennung von Gerardo Seoane hat die Mannschaft nach einem 1:1-Remis bei Bayer Leverkusen zum Einstand von Polanski nun einen herben Dämpfer erlitten. Erstmals seit zehn Jahren sind die Fohlen Tabellenletzter. Mit Blick auf die Partie am nächsten Sonntag gegen den SC Freiburg sprach Virkus Polanski aber vorerst weiter das Vertrauen aus.

Fans fordern: „Virkus raus“

„Eugen hat die 100-prozentige Unterstützung. Wir gucken uns die Entwicklung an und werden das nicht nach ein oder zwei Spielen entscheiden. Er hat unsere 100-prozentige Rückendeckung“, sagte Virkus.

Er selbst geriet am Samstag bei den Fans mehr und mehr in den Fokus der Kritik. Schon während der ersten Hälfte schallten „Virkus-raus“-Sprechchöre durchs Stadion.

„Jetzt müssen wir uns alle dieser Situation stellen“, antwortete Virkus auf wiederholte Fragen zu seiner persönlichen Verantwortung und wie er damit nun umgeht: „Ich muss mich dieser Situation stellen, der Eugen muss sich der Situation stellen und vor allem die Mannschaft muss sich stellen. Wir müssen die Sache annehmen. Wir sind Tabellenletzter. Da gibt es nichts schönzureden. Jetzt heißt es da anzuknüpfen, wo wir ab der 70. Minute angefangen haben Fußball zu spielen“, sagte Virkus.

Der Sportvorstand redete anschließend weiter Klartext: „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, und zwar alle. Nicht nur einer, sondern der gesamte Klub, die Mannschaft und ich natürlich auch.“

Polanski appelliert an Zusammenhalt

Die Lage sei sehr ernst. Das stellte auch der aktuelle Trainer Polanski heraus. Er wolle jetzt nach vorne schauen und sich aus der Situation gemeinsam rauskämpfen.

„Ich bin jetzt natürlich noch immer ein bisschen angefressen, aber ich freue mich trotzdem über den Job. Ich versuche, die Situation gemeinsam mit dem Trainerteam zu lösen und wir merken auch, dass die Mannschaft intakt ist. Das hat man auch in der 2. Halbzeit gesehen. Es ist ganz wichtig, dass wir das aufarbeiten, dass das so nicht nochmal vorkommt“, sagte Polanski.

Speziell in Halbzeit zwei habe man gesehen, was in der Mannschaft steckt, aber „es wäre schön, wenn man das schon nach dem 0:2 sieht und nicht eben erst nach dem 0:6.“

Polanski appellierte deshalb auch an den Zusammenhalt im Verein: „Wichtig ist, dass wir nicht mit dem Finger aufeinander zeigen, sondern, dass wir da gemeinsam durchgehen.“

Speziell diesen Zusammenhalt wird es bei Borussia Mönchengladbach jetzt brauchen. Die Situation ist mit dem 18. Tabellenplatz schon jetzt nach fünf Spieltagen sehr ernst.