Mal vorweg: Dominik Kohr hat kein Aggressionsproblem. Das bestätigt einem so ziemlich jeder, der den Fußballprofi aus Mainz kennt, der mit ihm arbeitet oder mal gearbeitet hat.
Die Schublade, in der Kohr steckt, ist ein übler Ort
Seinen Ruf hat Kohr verdient
Die Schublade, in der Kohr aufgrund seiner wenig kompromissbereiten Spielweise mittlerweile steckt, ist ein übler Ort. Doch sie ist auch eine Chance für den sogenannten „Hard-Kohr“.
Es steht außer Frage: Kohr geht oft an die Grenzen des Erlaubten und gelegentlich über sie hinaus. Dem Innenverteidiger mangelnde Professionalität oder sogar „Kontrollverlust“ vorzuwerfen, was immer mal wieder aufkommt, ist allerdings eine Fehleinschätzung.
Das knallharte Verteidigen gehört zu seiner DNA
Kohr, nach dem Rot für sein rüdes Einsteigen gegen Hoffenheims Max Moerstedt für drei Spiele gesperrt, sieht das knallharte Verteidigen als Teil „meiner fußballerischen DNA“. Was absolut okay ist.
Für das Verhalten in der Situation mit Moerstedt entschuldigte er sich, auch direkt bei dem jungen Hoffenheimer. „Ich bin erleichtert und froh, dass dir nicht mehr passiert ist“, so Kohr, „bitte entschuldige.“ Er wolle niemals jemanden verletzen oder „in Kauf nehmen, dass mein Gegenspieler zu Schaden kommt“.
Natürlich ist Kohrs Fußball Thema in der Mannschaft, unter den Mitspielern. So sehr seine Qualitäten dort geschätzt werden, seine hochprofessionelle Einstellung, sein außergewöhnliches Defensivspiel sowie gerade auch seine Verlässlichkeit - so sehr kritisieren auch einige Kohrs Impulsivität, sobald das Spiel läuft.
Kohr kann den bundesweiten Fokus nutzen
„Er ist ein bisschen wie ein Vulkan, bei dem man nicht erkennt, dass gleich Lava fliegen kann“, sagt ein Mainzer Kollege.
Die Chance für Kohr liegt nun darin, den bundesweiten Fokus auf sein Spiel und seine Person zu nutzen. Zu zeigen, dass kompromissloser Einsatz eben nicht mit brutalem oder überhartem Spiel gleichzusetzen ist. Das sollte sein Ziel sein.
Vielleicht sogar ein Vorbild werden? Ihn kennen jetzt sehr viele. Und Mainz hat Kohrs Vertrag dieses Jahr bis 2028 verlängert, da ist viel Zeit für gute Spiele.
Kohr muss nicht sein Spiel verändern
Dominik Kohr muss nicht sein Spiel verändern, um seinen Stil anzupassen und vielleicht zeitgemäßer zu gestalten. Dass er das kann, davon sind in Mainz eigentlich alle überzeugt.
Er ist ein ebenso intelligenter wie ausgezeichneter Fußballer, gewann im DFB-Nachwuchsbereich gleich in zwei Jahren die Fritz-Walter-Medaille in Bronze (U18, U19). 2017 wurde er mit Deutschland U21-Europameister, spielte im Finale gegen Spanien.
Seinen Ruf hat Dominik Kohr verdient. Diese Chance, die da jetzt liegt, aber genauso.